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Die Heizperiode hat begonnen und auf der Arbeit brennt die Luft. Man kann sich kaum vorstellen, wie panisch Menschen werden, wenn ihnen droht, einen kalten Arsch zu bekommen. Dementsprechend bin ich abends auch recht müde und würde am liebsten unter meine Bettdecke kriechen und einfach schlafen.

Die Bauarbeiten haben auch begonnen und zehren an meinen Nerven. Überall nur Staub und Schmutz, ab 7 Uhr Lärm und manchmal möchte ich schreien und zwar in die Ohren des Bauarbeiters, der im Treppenhaus sein Radio stehen hat und Helene Fischer hört.

Doch dann kommt Marc und erdrückt mich mittlerweile fast mit seiner Zuneigung. Es kommt mir vor, als ist er anhänglicher, als am Anfang unserer Beziehung. Ich beschwere mich ja nicht - will ich auch gar nicht, denn es schmeichelt mir ja. Er zeigt mir schließlich damit, dass er es ernst mit mir meint und das ist ja das, was wichtig ist - was wirklich zählt. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass es in einer Beziehung noch harmonischer und liebevoller zugehen kann. Er ist aufmerksam, fürsorglich und einfach toll, ohne dass es nervt. Es passt einfach alles - Das ist Liebe!

Marc holt mich nun schon seit fast drei Wochen jeden Abend ab und fährt mit mir zu Fussel. Er wird morgen entlassen und freut sich natürlich, bald wieder zu Hause zu sein. Sein Kopf ist mittlerweile wieder der alte und er haut einen frechen Spruch nach dem anderen raus. Doch genauso nachdenklich ist er auch manchmal und wenn ich ihn frage, was los ist, dann sagt er es wäre alles in Ordnung - und doch sehe ich, dass es nicht so ist.

Bowen ist auch wieder aufgetaucht. Er hatte ein wirklich schlechtes Gewissen, als er hörte, wie es Fussel geht. Aber es ist ihm keiner böse, weil er sich schließlich nur an deren Abmachung gehalten hat. Trotzdem fühlt er sich schlecht und ist oft bei Fussel, wenn wir ihn abends besuchen. So auch heute Abend. Fussel hat schon mittags bei Marc angerufen und ihm gebeten, für alle Pizza und ein paar Bier mit ins Krankenhaus zu bringen. Er möchte gerne seine Krankenhauszeit gebührend ausklingen lassen. Auf so eine Idee kommt auch nur Fussel.

Seit ein paar Tagen hat Marc schon den alten Golf von Fussel und hat auch ein paar Sachen von ihm bereit nach Haus gefahren. Jetzt sitzen wir im Wagen und scheppern durch den Tunnel Tiergarten, als wieder mal plötzlich alles still steht, weil sich ein Stau gebildet hat. Ich hasse es!

»Julian wird wahrscheinlich auch gleich da sein«, sagt Marc und blickt mich abwartend von der Seite an. Mir ist Julian egal. Er hat sich von mir und Nico komplett distanziert und ich verstehe immer noch nicht warum. Schließlich haben wir beide ihm nichts getan. Aber wenn er es so für richtig - besser hält, bitte! »Ist mir egal, Marc«, ist meine knappe Antwort und ich schalte um auf CD-Betrieb, da im Tunnel kein Radio funktioniert. Verdammter Stau!

Mehr sagt Marc dazu auch nicht und wechselt schnell das Thema, weil er weiß, wie ich darüber denke. Er wollte mich nur darauf vorbereiten - das weiß ich. »Ich komme nachher mit zu dir, okay?«, raunt er und er hätte es eigentlich nicht als Frage formulieren müssen, bei der Standfestigkeit in seiner Stimme. Denn es war keine Frage und den Blick, den er mir zu wirft, kenne ich nun auch schon genau.

Ich schnalle mich ab und beuge mich zu ihm heruber. Mit meinen Händen auf seinen Schenkeln abgestützt schwebe ich nun vor seinem Gesicht und blicke in diese grünen Juwelen, die ich so liebe.»"Was wird das?«, murmelt er schmunzelnd mit hoch gezogener Augenbrauhe und seine Grübchen erscheinen an seinen Wangen. Sie lassen ihn so unbeschwert erscheinen. »Ich will dir schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf heute Abend geben«, flüstere ich, bevor ich meine Lippen auf seine lege und sofort Besitz von seinem Mund einnehme.

Genüsslich brummend erwidert er meinen Kuss und schneller als ich gucken kann, sitze ich quer auf seinen Schenkeln und knöpfe mit geübten Fingern sein Hemd auf, um dort über seine warme Haut zu fahren. »Du bist gemein, meine Kleine!«, knurrt er heiser mit geschlossenen Augen und zieht mich wieder gegen seinen Mund. »Und trotzdem liebe ich dich über alles«, murmelt er und schiebt seine Finger unter meinen Pullover und zaubert ein Lächeln auf meine Lippen. Ich liebe ihn, das Gefühl von ihm auf meiner Haut und genauso alles andere mit ihm.

Falsch gedacht! [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt