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Die Wochen vergehen, der Sommer erreicht langsam sein Ende und ich laufe eigentlich fast nur mit einem Dauerginsen durch die Gegend. Marc ist einfach fabelhaft und wir verbringen viel Zeit miteinander - und können dann eigentlich auch selten die Finger voneinander lassen.

Natürlich ist es jetzt ein wenig umständlicher, weil ich jetzt auch normal arbeite, aber auch das geht - außer er ist wieder nachts unterwegs.

Meine Arbeitsstelle ist ganz okay. Ich zerreiße mich nicht unbedingt, doch stessig ist es manchmal schon. Meine Kollegen sind ebenfalls recht angenehm und haben mich schnell in ihrem Kreis aufgenommen.

Ich habe beschlossen, meinen ersten Lohn standesgemäß zu versaufen. Naja nicht ganz, aber ich möchte das schon gern feiern. Außerdem muss man das schöne Wetter noch genießen, bis der Herbst mit seinen Launen Einzug hält und es wieder nass-kalt und ekelig wird. Schließlich ist Anfang September und wir haben gerade so noch Glück, dass heute angenehme 23 Grad sind.

Bowen's Eltern haben einen Kleingarten und so sind wir gerade auf dem Weg nach Tempelhof in die Kleingartenkolonie. Fussel hat uns alle in seinen alten Golf 3 geladen und scheppert mit uns durch die Straßen. Vorher machen wir noch einen Zwischenstopp bei Penny und lassen meine Bankkarte glühen. Ich gehe stark davon aus, dass das alles viel zu viel von allem ist, aber die Jungs waren der Ansicht, sie haben großen Hunger und viel Durst. Schließlich soll es ihnen ja gut gehen!

Mir kommt es vor, als wenn der Wagen jetzt überladen ist, aber ich durfte mir sagen lassen ich übertreibe. Julian und ich sitzen hinten, Marc vorn bei Fussel. Bowen kommt später nach. Er bringt wohl auch ein Mädel mit - da bin ich ja mal gespannt.

Mit einem Bollerwagen bringen wir die ganzen Sachen zu der Parzelle von Bowen's Eltern und Marc und Julian heizen den Grill an, während ich im Häuschen mit Fussel Fleisch und Salate auspacke und die Getränke kalt stelle.

Das Häuschen ist sehr niedlich. Es gibt zwei Räume. Ein Wohnzimmer oder besser einen Wohnbereich und ein Schlafzimmer. Im Wohnbereich ist eine kleine Schlafcouch und im Schlafzimmer ist ein 140x200 Futonbett. In der Küche gibt es eine kleine Küchenzeile und es gibt sogar eine winzige Dusche im Bad.

»Danke Josie, das alles ist echt lieb von dir«, sagt Fussel leise und stupst mich mit dem Ellenbogen an, grinst verschmitzt unter seinem blonden Schopf hervor. Ich zucke verlegen mit der Schulter, »Ach... ich kenne es so. Und ein wenig feiern hat noch nie geschadet, findest du nicht?«, sage ich und schenke ihm ein ehrliches Lächeln. «Ja schon, aber du hast so viel Geld ausgegeben. Das hättest du nicht müssen. Das reicht für mindestens das ganze Wochenende«, staunt er und zeigt über den Berg an Lebensmitteln und Getränken.

»Dann bleiben wir halt das ganze Wochenende. Ich schleppe das alles bestimmt nicht noch einmal durch die Gegend«, scherze ich und nehme mir ein Bier aus dem Kasten, reiche Fussel ein weiteres und zwinkere ihm zu, »Na los, läuten wir das Wochenende ein!« Fröhlich nickt er mir zu und öffnet die beiden Flaschen, bevor er mit mir anstößt.

Fussel ist mir in den letzen Wochen richtig ans Herz gewachsen. Er hat seines am rechten Fleck und er ist glaube ich das kleine Sensibelchen von den allen. Er ist manchmal etwas schusselig und auch etwas verschlossen und ruhig, daher mag ich ihn wahrscheinlich so. Er muss sich nicht profilieren und ist schon zufrieden, wenn er einfach seine Ruhe hat - und malen kann.

»Ich bringe schon mal das Fleisch nach draußen«, rufe ich Fussel zu, der mit dem Kopf tief im Kühlschrank steckt und Getränke einlagert. Mit der großen Schale voller Nackensteaks, Bauchfleisch und Bratwurst laufe ich zur Tür und sehe durch die Scheibe, wie Julian auf Marc einredet. Marc's Miene wird von Sekunde zu Sekunde grimmiger und er verschließt sich komplett. Ich weiß zwar nicht worüber sie sprechen, aber es scheint Marc überhaupt nicht zu gefallen.

Falsch gedacht! [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt