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Josie POV

Ich öffne meine Augen und blicke in das traurige Gesicht von Nico. Sofort schnellt meine Hand zur Seite und ich greife in die Leere. Noch bevor ich die Frage stellen kann, beantwortet Nico sie mir.

»Er ist duschen. Wie geht es dir?« Ich greife an meinen Kopf, massiere meine Schläfen. »Ich habe tierische Kopfschmerzen. Und ich fühle mich matschig. Sonst ganz okay - denke ich«, antworte ich leise. Nico setzt sich zu mir auf die Bettkante und schaut mich eine Weile eindringlich an, bis er durch meine Haare streicht und ihm einzelne Tränen aus den Augen laufen.

»Bitte mach das nie wieder, hörst du?« Ich kann meine Gefühle ebenfalls nicht im Zaum halten und schlinge schniefend meine Arme um seinen Hals. »Mache ich nicht. Versprochen«, murmele ich an seinem Hals. Und das meine ich auch wirklich ernst so. Ich dachte, ich sterbe, weil mein Herz stehen bleibt.

Marc steht kurz darauf in Jogginghose und T-Shirt im Zimmer und Nico lässt uns allein. Seine Haare sind noch feucht und er rubbelt mit einem blauen Handtuch über seinen Kopf, während er den Platz von Nico einnimmt. Nachdenklich starrt er auf das Handtuch in seinen Händen und schluckt schwer mehrere Male. »Warum Josie?«, fragt er leise und wirkt so verletzlich, dass sich meine Brust schmerzlich zusammen zieht.

»Ich hab' gedacht, ich kann es dadurch vergessen«, nuschele ich mit gesenktem Kopf. »Was willst du denn vergessen? Warum denn?«, fragt er traurig. »Ich hab euch gehört und wollte nicht, dass ihr es merkt. Es zieht mich runter, okay! Es macht mich wahnsinnig, nicht zu wissen, was der Grund für seinen Hass auf mich ist. Denn das tut er. Und sag' mir nicht, dass es nicht so ist. Was soll es denn sonst sein?«

»Josie... nein! Hör' auf! Das ist nicht wahr! Ist das der Grund, warum du gestern im Wohnzimmer so auf ihn reagiert hast?« 

»Ich traue ihm nicht mehr. Entweder er lügt oder... ich weiß es doch auch nicht. Ich fühle mich unwohl in seiner Gegenwart. Ich sehe seine Blicke und wenn ich eure Worte dazu im Kopf habe... da ist etwas, Marc!«

Er starrt mich mit geöffneten Lippen an und fährt sich angestrengt über seine Wangen, lässt seinen Kopf in seine Hände fallen und greift fest in seine Haare. Mit müdem Blick schaut er zu mir auf, »Ich kann dir nicht mehr sagen, Josie. Da ist nichts«, sagt er niedergeschlagen und nimmt mich fest in seine Arme.

»Und bitte... bitte mach das nie wieder. Das geht nicht immer so glimpflich aus. Sven kann dir da so einiges erzählen. Ich möchte nicht irgendwann zu spät kommen, verstehst du? Ich liebe dich. Noch nie war mir eine Frau so wichtig, wie du!... Da kannst du gern Fussel fragen«, spricht er an meinem Hals und streicht über meinen Rücken.

»Ich liebe dich doch auch, Marc. Sehr sogar. Ich habe nur Angst, dass irgendwann etwas zwischen uns steht«, sage ich ehrlich und blicke in seine glasigen Augen. »Das wird es nicht, meine Kleine.«

Die nächsten zwei Tage fühle ich mich noch wie ausgekotzt. Nico und Marc bemuttern mich und nerven mich langsam damit, dass ich dies und das essen soll und genug trinken und ich fühle mich schon wie eine Mastgans. Julian wird nicht mehr erwähnt und er kommt auch nicht zu uns zu Besuch.

Es ist komisch für mich. Fussel und sogar Bowen, der ein mehr als schlechtes Gewissen hat, weil es seine Bekannte war, von der ich das Zeug hatte, hat mich besucht. Das soll sich jetzt nicht so anhören, als wenn ich es verlange, denn ich bin schließlich nicht krank - selbst dann verlange ich es nicht. Aber ich fand es nett von ihm. Und ihn trifft keine Schuld. Das habe ich ihn auch deutlich gesagt. Trotzdem lässt er noch ein wenig seinen Kopf hängen.

Ich vermute, dass Marc dafür gesorgt hat, dass Julian sich von mir fern hält. Auch Sven erwähnt ihn nicht mehr. Doch bald werde ich wieder auf ihn treffen, denn Fussel hat bald Geburtstag. Spätestens da werde ich ihm über den Weg laufen, denn Fussel hat mehr als deutlich gesagt, dass er meine Anwesenheit verlangt. Dieser Spinner.

Falsch gedacht! [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt