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~POV Tim~

Ich saß gerade konzentriert an meinem Referat, bis jemand in mein Zimmer gestürmt kam. "Hey Timi!" Ich zuckte kurz zusammen und drehte mich dann zu der Stimme um. "Lina. Kannst du nicht einmal anklopfen?" "Wieso? Hast du was vor mir zu verheimlichen?", lachte sie. "Vielleicht. Aber ich war gerade dabei das Referat zu machen." "Welches Referat?" "Das für Geschichte." "Oh... Stimmt... Egal, mach ich später." Ich lachte nur und widmete mich dann wieder meinem Referat. Lina war seit Jahren meine beste Freundin und niemand könnte uns auseinander bringen. Schlechte Laune gab es bei uns fast nie, da immer einer von uns gute Laune hatte und den anderen damit aufmunterte. "Timi, lass uns etwas machen." "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht Timi nennen sollst?" "Solange, bis es dir egal ist.", lachte sie. "Was willst du machen?" "Shoppen?" Ich schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Garantiert nicht." "Dann halt, einfach durch die Stadt laufen?" "Das ist bei dir auch shoppen." "Komm schon! Biiiiitttteeee. Ich gehe auch nicht in jeden Laden und wir gehen danach essen." Ich seufzte nur. "Lass mich nur kurz das Referat zu Ende machen." Ich schrieb schnell die letzten paar Sätze zu Ende. Fertig. "Wir können los.", sagte ich. Lina stand von meinem Bett auf und gemeinsam liefen wir in die Stadt. Wir waren länger in der Stadt als gedacht, da Lina natürlich alles mögliche anprobieren musste. Na ja, sie war meine beste Freundin und dann halte ich es halt aus ihr zu Liebe. "Okay. Pause.", sagte ich und setzte mich auf eine Bank. "Ernsthaft? Wer ist hier der Sportliche?", lachte sie und setzte sich neben mich. "Du hast gesagt wie gehen nicht in jeden Laden." "Waren wir auch nicht. Wir haben ein paar ausgelassen. Außerdem habe ich nur das Notwendigste gekauft." "Dieser Pullover war also notwendig?", fragte ich sie und holte ihn aus der Tasche raus. "Ja. Da sind kleine Schmetterlinge drauf." Ich lachte nur und schubste sie leicht, was auch sie zum Lachen brachte. "Weißt du noch, als wir hier früher jedes Jahr saßen, mit einem Kakao in der Hand und die Leute angeguckt haben?", fragte Lina mich. "Klar. Und jedes Jahr wollten wir diese Weihnachtsmütze haben die leuchtet, weil wir die so witzig fanden.", lachte ich. "Ja. Wir haben die komischsten Leute gesehen." Es entstand ein Moment der Stille zwischen uns und wir schauten uns wie früher irgendwelche Leute an. "In diesem einem Jahr, als wir beide fünf waren und wir diesen kleinen Jungen da vorne gesehen haben. Kannst du dich erinnern?", fragte Lina mich und unterbrach so die Stille. "Stimmt! Wir haben einen unbeobachteten Moment genutzt und sind zu ihm rüber gegangen." "Wie hieß er nochmal?" Ich überlegte kurz. "Hmm... Weiß ich gar nicht mehr. Aber das war irgendwie ein komischer Name." "Ob es ihm heute besser geht?" "Ich hoffe. Wir durften ihm ja kein Geld geben." "Vielleicht geht es ihm ja heute gut. Er geht zur Schule oder hat einen Job." "Ja... Trotzdem hätte ich ihm gerne Geld gegeben. Er war schließlich in unserem Alter. Aber nein. Er hat doch selbst Schuld, wenn er kein Geld hat." Bei dem letzten Satz imitierte ich meine Mutter, was Lina zum Lachen brachte. "Aber das stimmt gar nicht. Es gibt bestimmt einen guten Grund warum er betteln musste." "Sag das mal unseren Eltern.", lachte ich. "Meinst du, die anderen denken, dass wir eingebildet sind? Weil wir mehr Geld haben?" "Bestimmt. Dabei glaube ich nicht, dass wir eingebildet sind. Im Gegensatz zu manchen anderen Leuten an unserer Schule." "Isa und Sven.", lachte Lina. "Zum Beispiel.", lachte ich mit. Lina und ich gingen auf eine Privatschule auf die nur Leute gingen, welche Eltern auch ziemlich wohlhabend waren. Aber die meisten hielten sich für was besseres und es kam bei ihnen nur drauf an, welche Eltern besser verdienen. Aber zum Glück gab es auch ein paar Leute die nicht so waren. Wie zum Beispiel die Freunde von Lina und mir. Meine Eltern haben in ganz Europa größere Firmen. Genauso wie die Eltern von Lina. "Gehen wir weiter?", fragte Lina mich. Ich nickte und wir beide liefen weiter durch die Stadt. Auf dem Weg sahen wir einen Obdachlosen mit einem Hund. "Oh nein. Wie süß ist der Hund denn bitte?", schwärmte Lina. Wir gingen zu ihnen und ich holte meine 20€ raus, die ich noch hatte. Das war eigentlich fürs Essen, aber der Mann braucht es dringender als wir. Ich reichte es ihm und er sah ziemlich glücklich aus. "Vielen Dank." "Kein Problem." Ich schaute zu Lina, welche gerade den Hund streichelte. Wenn mich nicht alles täuscht sah er aus wie ein Husky. "Ich will euch beiden ja ungern stören, aber ich möchte gerne weitergehen.", lachte ich. Lina streichelte nochmal kurz den Hund, gab dem Mann auch noch 10€ und ging dann mit mir weiter. "Jetzt hab ich Hunger.", meinte ich. "Ich auch. Aber ich habe kein Geld mehr." "Tja. Ich auch nicht. Dann müssen wir wohl doch zu Hause essen." "Also keine Pizza.", seufzte Lina. Wir bekamen nicht oft Pizza oder Burger oder irgendwas anderes. Unsere Eltern waren total gegen so etwas. Klar, sie meinten es nur gut, aber wenn sie es wirklich so gut meinten, dann sollen sie uns auch Pizza zum Essen geben. Seit ein paar Jahren wohnten Lina und ihre Eltern mit uns zusammen. Unsere Eltern hatten unser Haus erweitert, sodass es jetzt wirklich eine Villa war. Auch wenn es davor auch schon eine Kleine war. Als wir in die Küche gingen, roch es schon nach Essen. "Was gibt es?", fragte ich unseren Koch. Ja, unsere Eltern hatten tatsächlich einen Koch eingestellt. Genau wie einen persönlichen Butler und zwei Putzfrauen. Eine würde bei diesem Haus auch nicht reichen. "Braten.", antwortete er mir. Ich nickte nur und lief ins Esszimmer. "Och nö.", seufzte Lina. Anscheinend hatte sie zugehört, was es zu Essen gab. "Wir hätten doch Pizza essen gehen sollen." "Aber der Mann hat das Geld notwendiger als wir." "Stimmt. Und der Hund war total süß!" "Welcher Hund?", fragte mein Vater, der gerade mit Linas Vater ins Esszimmer kam. "Ach, wir waren nur in der Stadt und haben einen süßen Hund gesehen.", log Lina.

Zwischen Arm und ReichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt