~POV Tim~
"Du brauchst dich nicht schämen. Schließlich kannst du für deine Situation nichts." Er nickte und ließ mich rein. Als ich mir das Haus von innen anguckte, konnte ich nicht glauben, dass hier jemand wohnt. Die Wände waren kahl, in einer Ecke lag eine Matratze, darüber eine Wolldecke, neben der Matratze stand ein kleiner und schon ziemlich kaputter Tisch. Außerdem war es kalt hier drin. "Und hier wohnst du?", fragte ich ihn verwundert. Wieder nickte er. "Ist das nicht viel zu kalt?" "Man gewöhnt sich dran." Das sollte man aber man. Armer Stegi. So kann man doch nicht leben. "Und wo sind deine Eltern?" Er zuckte mit den Schultern. "Sie haben mich allein gelassen. Sie meinten, ich wäre alt genug um auf mich selber aufpassen zu können. Ich habe sonst mit meinen Eltern hier gelebt. Ich bin alleine wieder zurückgekommen. Das Haus ist schon lange nicht mehr bewohnt, weil es einfach so kaputt ist und anscheinend keiner das Geld hat, es zu reparieren oder abzureißen." Das konnte ich gar nicht glauben. Es ist doch unfair, dass ich so ein sorgloses Leben habe und er jeden Tag versuchen musste, etwas zu Essen zu bekommen. Ich hatte noch viele Fragen wollte ihn aber nicht damit nerven oder belasten. Dann fing es plötzlich an zu regnen und ich sah, wie der Regen in das Haus tropfte. "Das Haus ist nicht mal dicht?" Stegi schüttelte den Kopf. "Okay, weißt du was? Du wirst heute mit zu mir kommen." "Nein Tim. Das muss nicht sein..." "Doch. Ich will nicht, dass du jetzt hier bleibst. Komm mit. Bitte." Er seufzte nur. "Na schön." Das brachte mich zum Grinsen und so gingen wir beide raus. Noch war der Regen nicht so stark, doch schon bald wurde es immer schlimmer. Ich zog meine Jacke aus und gab sie Stegi. Er hatte nur einen dünnen Pullover an. Ich hingegen auch noch ein Hoodie. Zu Hause angekommen, schloss ich die Tür auf und wurde schon von Kiara erwartet. Sie nahm meine durchnässte Jacke mit und dann kamen auch schon Mia und Lina die Treppe herunter gerannt. "Du wirst immer später mit dem Essen!", sagte Lina und nahm sich zwei Pizzen. Dann schaute sie zu Stegi. "Du bist Stegi, richtig?" Er nickte nur. "Wie cool! Ich bin Lina." Mia schaute nur verwirrt. "Erkläre ich dir gleich.", sagte Lina dann und die beiden gingen wieder nach oben. Auch ich führte Stegi in mein Zimmer. "Du kannst erst duschen gehen.", sagte ich zu ihm und reichte ihm Klamotten von mir. Er nickte nur und betrat das Bad. Die Pizzen waren jetzt bestimmt schon kalt, weswegen ich schnell nach unten ging und den Koch fragte, ob er sie wieder warm machen konnte. Danach ging ich wieder in mein Zimmer. Stegi saß schon fertig auf meinem Bett. Nachdem dann auch ich fertig mit dem Duschen war, setzte ich mich zu Stegi und stellte ihm eine Frage: "Wo bist du sonst eigentlich duschen gegangen?" "Wenn wir das Geld gerade hatten, an Tankstellen." Ich nickte nur und dann kam Kiara mit den beiden Pizzen rein. Ich bedankte mich bei ihr und wir fingen an zu Essen. Irgendwann kam Lina in mein Zimmer gestürmt. "Timiiii?" Wie sehr ich es hasste, wenn sie mich so nennt. "Ja?" "Können wir uns einen Film ausleihen?" Ich zeigte zu dem Schrank, indem ich ein paar Filme hatte und sie durchwühlte ihn. "Danke, Timi!" Damit verschwand sie auch schon wieder. Ich schaute zu Stegi der anfing zu lachen. "Was ist?" "Timi?", lachte er. "Ja... Ich hasse diesen Namen auch." Immer noch lachte er. "Hey! Lach da nicht drüber!", sagte ich selber lachend, warf ihn ein Kissen ins Gesicht und schaltete dann den Fernseher ein. Während ich gerade damit beschäftigt war, bekam auch ich ein Kissen ins Gesicht. Darauf war ich jetzt nicht vorbereitet. Ich schaute zu Stegi der nur lachte. Ich war froh, dass er überhaupt lachen konnte und so war auch ich fröhlich. Irgendwann hörte ich nichts mehr von ihm und sah, dass er eingeschlafen war. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich schaltete den Fernseher aus und schon bald schlief auch ich ein.
~POV Stegi~
Ich war Tim wirklich dankbar. Nur hatte ich ein Problem. Meine Gefühle. Ich wusste schon länger, dass ich auf Jungs stehe. Ab und an wurde ich auf der Straße damit konfrontiert und irgendwie kann ich mir nicht wirklich vorstellen, etwas mit einem Mädchen zu haben. Aber ich war mir nicht sicher, ob man dieses Gefühl wirklich hat wenn man verliebt ist. Oder es ist einfach nur ein Gefühl dafür, dass ich ihn mag, weil ich ihn wie ein Freund ansehe. Und meinen einzigen. Ich nahm ein murrendes Geräusch von meiner linken Seite war und sah, dass auch Tim jetzt wach war. "Morgen.", nuschelte er. "Morgen." Dann stand er auf. "Ich gehe uns mal was zum Frühstücken besorgen." Ich nickte nur und damit ging er. Sein Zimmer war wirklich groß und gemütlich. Sowas werde ich wohl niemals haben. Er muss echt reich und glücklich sein. Er hatte ein eigenes Zimmer, ein eigenes Bad, ein eigenen Fernseher und generell war das Haus einfach riesig. Meine Gedanken wurden durch ein Geräusch unterbrochen. Ich schaute zur Tür und sah eine kleine Katze im Türrahmen stehen, die sich langsam näherte. Wie süß. Es war eine schneeweiße Katze. Früher hatte ich immer mit irgendwelchen Straßenkatzen gespielt. Sie kam auf mich zu und versuchte das Bett hoch zu kommen, was sie aber wegen ihrer Größe nicht alleine schaffte. Ich beschloss ihr zu helfen und sie hoch zu heben. Sie legte sich in meinen Schoss und ich fing an sie zu streicheln. "Das Essen kommt sofort.", sagte Tim der wieder ins Zimmer kam. "Na, da haben sich ja zwei gefunden.", lachte er dann. "Wer ist das?", fragte ich ihn. "Linas Katze. Snowhite." "Süß." Tim setzte sich wieder zu mir und suchte etwas auf dem Fernseher. Dann klopfte es an der Tür und Lina kam herein. "Habt ihr Snowhite..." Sie kam nicht weiter, denn ihre Frage war schon beantwortet. Snowhite stand auf und ging zu Lina, die sie hochhob. "Da bist du! Bin ich etwas so schnell austauschbar?" Als Antwort miaute sie nur. "Das war ein eindeutiges Ja.", lachte Tim. "Arschloch.", meinte sie nur und ging dann.
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Zwischen Arm und Reich
FanfictionTim lebt in einer sehr wohlhabenden Familie und hat ein einigermaßen sorgloses Leben. Im Gegensatz zu Stegi. Er ist arm und wurde von seiner Familie im Stich gelassen. Er lebt von dem Geld was er auf der Straße bekommt. Doch als Tim ihn zufällig sie...