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~POV Tim~

Ganze drei Tage lang waren wir mit den Dekorationen für die Hochzeit beschäftigt. Drei Tage lang konnte ich nicht zu Stegi gehen um zu gucken wie es ihm geht. Doch heute konnte ich endlich wieder zu ihm. "Hallo. Könnten Sie mir sagen wo ein gewisser Stegi liegt?", fragte ich die Frau an der Rezeption. "Wie heißt er denn mit Nachnamen?" "Das weiß ich nicht. Er wurde vor drei Tagen hier eingeliefert und ist obdachlos." "Einen Moment ich werde kurz nachfragen." "Schon gut, dass müssen Sie nicht.", sagte eine Stimme hinter mir. "Ich habe Stegi behandelt." Es war der Arzt. "Wo liegt er?", fragte ich ihn. "Er ist nicht mehr hier." Mein Herz setzte kurz aus. "Was soll das heißen?" "Er hat sich gestern selbst entlassen. Und da er schon 18 ist, durfte er gehen. Ich durfte ihn hier nicht festhalten." "Ging es ihm denn so gut, dass er gehen durfte?" "Ja. Er hat mir seine Personalien gegeben und wollte danach gehen." "Und hat er Ihnen zufällig gesagt, wo er hin will oder hat er irgendwas angedeutet?" "Nein, gar nichts." Ich nickte nur. "Okay. Danke." Damit ging ich wieder und schrieb Lina schnell eine Nachricht, da sie eigentlich auch noch vorbeikommen wollte.

Stegi ist nicht mehr im Krankenhaus. Er konnte sich selber entlassen. Keine Ahnung wo er ist, aber ich werde mal bei seinem Haus vorbeischauen.

Warum haut er einfach ab? Hatte er Angst, dass Liam und Markus auch im Krankenhaus zu ihm kommen? Oder will er mich einfach nicht sehen? Das Schlimmste wäre, wenn er jetzt versucht sich umzubringen. Dank diesem Gedanken lief ich jetzt fiel schneller zu ihm. Dort angekommen platze ich in das Haus, doch statt Stegi sah ich dort Liam und Markus. "Was macht ihr hier?!", fragte ich die Beiden wütend. "Das Gleiche könnten wir dich auch fragen.", antwortete Markus. "Ihr zuerst." "Wir suchen Stegi. Weißt du vielleicht wo er ist?" "Warum? Was wollt ihr von ihm?" "Er ist doch nur einer dieser ekelhaften Obdachlosen. Wir wollen ihm zeigen, dass er nicht gebraucht wird.", sagte Liam und für diesen Spruch bekam er mein Knie in den Magen, weswegen er jetzt auf dem Boden saß. "Ich habt ihn also verprügelt?", zischte ich. "Ja, haben wir.", sagte Markus locker, doch auch ihm trat ich gegen das Schienbein und schubste ich danach gegen die Wand, sodass er ,genau wie Liam, auf den Boden sackte. "Wie fühlt es sich an, sich nicht wehren zu können?", fragte ich die Beiden und gab ihnen einen Tritt gegen die Rippen. Schwächlinge. Sind zu zweit aber können sich nicht wehren. "Ist nicht so schön, was? Tut es weh? Wisst ihr was, ist mir auch egal!" Wieder trat ich beiden gegen das Schienbein. "Ich werde euch in Ruhe lassen, wenn ihr mir eine Frage beantwortet. Wolltet ihr, dass sich Stegi die Pulsadern aufschneidet?" Liam schaute mir vom Boden aus in die Augen. Es schlich sich ein fieses Grinsen auf seine Lippen und er nickte nur. Ohne zu überlegen holte ich aus und schlug ihm direkt ins Gesicht. Seine Nase fing an zu bluten. Im Augenwinkel sah ich, wie Markus aufstand und gerade auf mich losgehen wollte. Doch ich schubste ihn hart gegen die Wand, gab ihm eine Backpfeife, einen Schlag in den Magen und drückte ihn zu Boden. "Ihr werdet Stegi ab sofort in Ruhe lassen! Falls nicht, sind wir hier noch nicht fertig. Ihr könnt nämlich genauso gut im Krankenhaus landen!" Keiner von Beiden antwortete mehr und ich lief schnell nach Hause. Dort angekommen, kam Lina gerade die Treppen runter und als sie mein wütendes Gesicht sah, änderte sich ihr Blick in ein Besorgtes. "Was ist los?" "Liam und Markus.", sagte ich nur und lief in mein Zimmer. Lina folgte mir. "Was ist mit ihnen?" "Sie haben Stegi verprügelt!", sagte ich wütend und drehte mich zu ihr um. "Und was.... ist mit deiner Hand passiert?", fragte sie und zeigte auf meine rechte Hand, welche ein wenig Blut abbekommen hatte. "Ich hab Liam ins Gesicht geschlagen und seine Nase fing an zu bluten." "Hast du ein Massaker veranstaltet? Okay, Spaß beiseite. Weißt du wo Stegi ist?" Ich schüttelte den Kopf und ließ mich auf mein Bett fallen. "Keine Ahnung. Er ist wieder gegangen... Und ich hab nicht mal die leiseste Ahnung wo er hin sein könnte." Lina schien zu überlegen doch ich wusste, es würde nichts bringen. "Lina, lass gut sein. Er könnte wirklich überall sein." "Ich hab eine Idee! Wir gehen jetzt zur anderen Seite der Stadt und suchen ihn da. Und keine Widerrede." Wir gingen so gut wie nie auf die andere Seite, da dort eigentlich nichts war. Aber Lina bestand drauf und ich widersprach ihr nicht. Doch wie ich es bereits erahnt hatte, war er dort nicht aufzufinden. Wir hatten den ganzen Tag lang, die ganze Stadt durchsucht, doch gefunden hatten wir ihn nicht. "Es ist hoffnungslos. Wir finden ihn nicht mehr.", seufzte ich. "Du willst also aufgeben?", fragte mich Lina mit einem traurigen Unterton. "Was soll ich denn sonst machen? Stegi ist schon über alle Berge. In manchen Sachen sollte man besser loslassen als festhalten." "Wow. Ziemlich tiefsinnig.", lachte Lina leicht. "Ich werde jetzt einfach heiraten, auf eigenen Beinen stehen und dann kann ich mich wieder von Isa trennen." "Du gibst also zu, dass du Isa nicht liebst?" "Ja. Du hattest ja recht.", lachte ich. "Ha! Ich wusste es!" Als wir wieder zu Hause ankamen, warteten unsere Eltern bereits auf uns. "Lina? Tim? Kommt ihr mal ins Wohnzimmer.", sagte meine Mutter. Wir setzten uns auf die Couch und schauten unsere Eltern abwartend an. "Eure Hochzeit ist zwar noch nicht, aber wir haben schon mal ein kleines Geschenk für euch. Und zwar sollt ich später auch auf eigenen Beinen stehen und wir finden der erste Schritt dafür ist, alleine zu wohnen. Wir haben euch beiden eine Wohnung gemietet die im gleichen Haus ist. Die Miete ist bereits für ein Jahr bezahlt und nach der Hochzeit könnt ihr dort einziehen. Morgen könnt ich euch die Wohnungen anschauen." "Damit ich das auch richtig verstehe. Wir leben alleine? Also auch ohne Isa und Sven?", fragte Lina. "Erstmal schon, ja."

Zwischen Arm und ReichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt