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~POV Tim~

"Dann tue mir noch einen letzten Gefallen.", sagte ich und schaute ihm tief in die Augen. "Welchen?" "Küss mich. Ein letztes Mal." Ich sah, dass er zögerte, legte dann aber doch seine Lippen auf meine und bevor wir uns in den Kuss vertiefen konnten, ließ er wieder ab. "Stegi, ich liebe dich." "Ich dich auch Tim. Aber wir müssen uns trennen. Tschau." Damit ging er aus meinem Zimmer und ließ mich allein. Plötzlich bildeten sich Tränen in meinen Augen und liefen meine Wange hinunter. Noch nie war ich so traurig gewesen über eine Trennung. Noch nie hatte ich solche Gefühle, wie für diesen Jungen. Und er machte Schluss. 'Die einzige Lösung.' Wir hätten doch eine andere finden können. Ich saß noch lange in meinem Zimmer, weinte und dachte über Stegi nach. Langsam bekam ich Kopfschmerzen, doch das war jetzt mein geringstes Problem. "Tim! Guck mal was..." Lina kam in mein Zimmer gestürmt, hörte aber auf zu reden, als sie mich sah. "Was ist los?", fragte sie, kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. "Stegi...", schluchzte ich. Ich konnte es nicht sagen. Anscheinend verstand sie es da sie mich in eine Umarmung zog und nicht nachfragte. "Beruhige dich erst mal. Unsere Eltern kommen heute später wieder. Sie hatten noch irgendein Meeting. Ich mache dir jetzt einen Tee und dann erzählst du mir alles in Ruhe, okay?" Ich nickte nur und damit ging sie aus meinem Zimmer. Nach ein paar Minuten kam sie mit zwei Tassen wieder rein. "Also, jetzt nochmal von vorne. Was ist passiert?" "Stegi hat Schluss gemacht." Und wieder liefen Tränen über meine Wangen. "Was? Warum?" "Er meinte, das wäre das einzig Richtige. Wegen der Hochzeit. Er sagte, er würde nur im Weg stehen und will, dass ich erfolgreich werde." "Und dann gibt es keine andere Lösung?" Ich zuckte nur mit den Schultern. ""Warte kurz" Lina ging aus dem Zimmer und kam nur kurze Zeit später mit einem Stapel DVDs wieder. "Also ich habe, Harry Potter, Friedhof der Kuscheltiere, Shining, Die Chroniken der Unterwelt und Twilight. Obwohl ich glaube, dass Twilight in deiner Phase nicht das Beste wäre." "Was soll das werden?", fragte ich sie verwirrt. "Na du hast Liebeskummer und ich muntere dich auf, also such dir einen Film aus." Ich entschied mich für Friedhof der Kuscheltiere, was Lina anscheinend gar nicht gefiel. "Ich hatte es mir fast gedacht. Na schön, wie du willst. Aber komm heute Nacht nicht bei mir an und sag, dass du Angst hast." Obwohl sie eher die ist, die Angst hatte. Ganz bei der Sache war ich nicht, denn trotz des Filmes waren meine Gedanken bei Stegi. "Zu Ende! Ja!", freute sich Lina und holte die DVD raus. Es war jetzt 1 Uhr nachts und Lina ging rüber in ihr Zimmer. Auch wenn ich denke, dass sie rannte. Es dauerte nicht mehr lange, bis ich einschlief.

"Timi! Ich will irgendwas machen.", quengelte Stegi. "Na schön. Und was?", fragte ich und zog ihn auf meinen Schoss. Er schaute mir in die Augen und zuckte mit den Schultern. "Lass uns in den Park gehen.", schlug ich vor. Stegi nickte und wir liefen zusammen die Treppe hinunter. Unten im Flur küsste ich ihn nochmal, doch das war ein entscheidender Fehler. "TIM! WAS MACHST DU DA?!", schrie mich jemand an. Als ich zu dieser Stimme schaute, sah ich meinen Vater, welcher ziemlich wütend aussah. Scheiße! Meine Eltern waren schon wieder zu Hause? "Du Schwuchtel!" Er kam auf uns zu, packte Stegi am Arm und zog ihn raus. "HÖR AUF! DU TUST IHM WEH!", schrie ich ihn an. Er schlug die Haustür zu und ich hoffte nur, dass er Stegi nicht zu sehr weh getan hat. "Komm mit.", sagte er in einem ruhigeren aber trotzdem aggressiven Ton. Er führte mich in mein Zimmer und schloss die Zimmertür hinter sich. Ich schluckte schwer und hatte Angst vor dem was jetzt kommt. "Du bist mit Isa zusammen und sollst sie nächste Woche heiraten." Ich nickte nur. Sein Ton machte mir immer noch Angst. "Was war das gerade?!" Jetzt wurde er ein wenig lauter und eine Ausrede fiel mir nicht ein. Ich musste ihm die Wahrheit sagen. "Ich liebe Stegi, nicht Isa. Ich will Isa nicht heiraten. Ich mag sie nicht mal!" "Sag den ersten Satz nochmal." "Ich liebe Stegi." Mein Vater kam auf mich zu und schaute mir direkt in die Augen. "So etwas ist einfach ekelhaft! Du Schwuchtel!" Er schubste mich, sodass ich gegen die Wand knallte. Das interessierte ihn aber relativ wenig. "WAS IST DEINER ERZIEHUNG SCHIEF GELAUFEN, DASS DU EINE SCHWUCHTEL BIST?!" Mit einem Mal war meine Angst weg und verwandelte sich in Hass. "Das müsstest du dich fragen! In meiner Erziehung ist bestimmt nichts falsch gelaufen! Denn ich behandle Menschen nicht wie der letzte Dreck!" "Du redest nicht in diesem Ton mit mir!" "Ach ja? Und wenn doch? Ja! Ich bin schwul! Na und? Dann stehe ich halt auf Jungs!" "DAS TUST DU NICHT!" Mein Vater kam wieder näher zu mir und schlug mir mit der Hand gegen die Wange. Doch ich wollte nicht einknicken. "Doch tu ich! Ich will IHN heiraten! Ich liebe IHN! Einen Jungen! Ich küsse Jungs! Und ja, ich schlafe auch mit ihnen!" Es war ein Fehler so etwas zu sagen, denn das machte meinen Vater nur noch wütender. Er schlug mir dieses Mal aufs Auge und dann in den Magen, sodass ich auf den Boden sackte. "DU SCHWUCHTEL! DU BIST NICHT MEIN SOHN! ABSCHAUM BIST DU! MEHR NICHT!" Bei jedem Satz schlug er mir gegen meine Rippen und ich konnte mich nicht wehren. Meine Augen füllten sich mit Tränen während mein Vater weiter trat und mich beleidigte. Doch ich dachte nur noch an Stegi und dann wurde alles schwarz.

Mit rasendem Herzen und einem Schmerz in meiner Brust wachte ich auf. Würde es wirklich so passieren, wenn ich mich vor meinen Eltern oute? Ich habe ein paar Geschichten gehört, wo es so ähnlich passiert ist. Aber das wollte ich nicht. Stegi hat doch jetzt sowieso Schluss gemacht. Ich werde einfach auf meine Eltern hören und tun was sie von mir verlangen. Ich werde Isa heiraten und von mir aus, auch eine Familie gründen und die Firma übernehmen. Hauptsache meine Eltern sind stolz auf mich.

Zwischen Arm und ReichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt