~POV Stegi~
Ich war nicht wirklich weit von der Stadt entfernt, doch ich wusste, dass ich hier niemanden stören werde. Es war ein sogenanntes "Hipster-Viertel". Ich ließ mich unter einer kleinen Brücke nieder, doch ich wusste, dass ich nicht für immer hier bleiben wollte. Ich werde nur ein paar Wochen hierbleiben und dann weiter gehen. Keine Ahnung wo ich hinwollte oder was mein Ziel war, die Hauptsache war, ich vergesse Tim. Ohne mich ist er glücklicher. "Hallo.", sagte eine ältere Stimme zu mir. Es war ein älterer Mann. "Hallo.", antwortete ich ihm. "Könnte ich hier bleiben? Oder ist der Platz vergeben?" "Nein, soviel ich weiß nicht." "Okay, danke." Er sah wirklich nett aus und hörte sich auch so an. "Was machst du hier in deinen jungen Jahren? Von zu Hause abgehauen?" "Nein, ich lebe schon mein ganzes Leben lang auf der Straße. Meine Eltern haben mich, als ich 16 wurde alleine gelassen." "Ach so. Wenigstens hattest du noch etwas von meinen Eltern. Ich habe meine nie kennengelernt. Aber ich will dich damit nicht stören.", sagte er und zündete sich eine Zigarette an. "Schon gut. Mich interessiert es.", gab ich zu. "Na schön. Dann will ich es dir auch erzählen. Also, meine Eltern haben mich, als ich erst ein paar Monate alt war, abgegeben in ein Kinderheim. Meine Mutter war eine Nutte und mein Vater ihr Zuhälter. Ich lebte viele Jahre lang in verschiedenen Kinderheimen. Und glaub mir, das Kinderheim war wirklich nicht das schönste Erlebnis. Wir wurden nicht behandelt wie Kinder, sondern eher wie Tiere. Aber was soll man in einem Kinderheim machen? Man kann nicht für so viele Kinder gleichzeitig verantwortlich sein und mit allen gleich umgehen. Irgendwann habe ich die Schule abgebrochen und wusste, dass ich, wenn ich 18 bin, aus dem Kinderheim raus musste. Ich wusste nicht, wo ich hin sollte und fing an meine Familie zu suchen. Tatsächlich fand ich meinen Onkel in der Stadt, zudem ich hin ging. Das Problem war, er war Alkoholsüchtig, genau wie meine Eltern, zumindest hat er mir das erzählt. Ich wollte nicht bei ihm wohnen und so bin ich, als ich 18 wurde, einfach abgehauen. Ohne Plan wohin. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich schon fast ganz Deutschland gesehen habe. Dabei habe ich auch viele Leute kennengelernt. Mal ganz freundlich und mal wirklich schlimme Typen. Aber das Wichtigste, was ich gelernt habe ist und das solltest du dir merken: Auf der Straße, findest du keine Freunde. Es sind alles Kumpels oder Kollegen, aber niemals Freunde. Denn die Armut, macht mit uns komische Sachen. Sie bringt uns dazu, zu klauen und auch dazu, niemanden auf der Straße zu vertrauen. Denn deine Kumpels oder Kollegen, könnten dich irgendwann selbst beklauen." Ich hörte ihm die ganze Zeit lang gespannt zu. Er hatte wirklich schon viel erlebt. "Ich hatte einen Freund...", sagte ich leise. "Bist du dir sicher, dass er ein Freund war?" "Ja... Er war mein Freund... Wir waren zusammen...." Dank Tim, traute ich es mich jetzt zu sagen. Früher hätte ich niemals zugegeben, dass ich schwul bin. "Hast du ihn auf der Straße kennengelernt?" Ich erzählte ihm die ganze Geschichte mit Tim und mir und merkte jetzt, wie sehr ich ihn vermisste. "Schwierige Sache. Keine Ahnung was ich getan hätte, in deiner Situation.", sagte er nachdenklich. "Schon gut. Ich glaube, ich bin ganz zufrieden mit meinem handeln." "Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt.", lachte er. "Ich heiße Linus." "Stegi." "Ein schöner Name."
~POV Tim~
"Ich liebe dich, Tim."
Sofort wachte ich auf. Woher kam das?
"Ich liebe dich, Tim."
Schon wieder. Es kam immer wieder in meinen Gedanken.
"Ich liebe dich, Tim."
"Ich dich auch, Stegi...", flüsterte ich unbewusst. Ich will ihn zurück! Ich will Stegi.
Ich merkte Stegis Blick auf meinem Oberkörper. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass er sich auf die Unterlippe biss. Ich setzte mich neben ihn aufs Bett und zog ihn auf meinen Schoss. "Gefällt es dir, Babe?", fragte ich leise. Er nickte nur und strich mit seinen Fingern über meine Brust. Ich genoss seine zärtlichen Berührungen.
Ich schaute auf die Uhr. 2:36 Uhr. Scheiße! Heute war die Hochzeit....
"Du bist so heiß.", hauchte ich gegen seine Lippen, setzte mich auf sein Becken und strich mit meinen Händen über seinen Oberkörper.
Wieder diese Erinnerung von dem Tagtraum. Ich will Stegi. Aber ich wusste ja nicht mal annähernd wo er war.
Ich legte meine Hände um seine Hüfte und zog ihn auf meinen Schoss während ich mich aufs Bett setzte. Dann vergrub ich mein Gesicht in seiner Brust. "Weißt du, ich hatte noch nie so starke Gefühle für jemanden wie für dich."
Ich merkte wie sich Tränen in meinen Augen bildeten. Ein Stechen in meiner Brust, war für mich das Zeichen, dass ich ihn vermisste. Und erst jetzt merkte ich, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich habe Stegi gehen gelassen und nicht auf meine Gefühle gehört. Ich habe meine Gefühle für Stegi versteckt und mir Gefühle für Isa eingeredet. Ich wollte nicht heiraten. Das war das Letzte was ich jetzt wollte.
"Stegi, ich muss dir was sagen... Ich dachte, du hättest mich ausgenutzt. Aber Lina hat mir die Augen geöffnet und jetzt weiß ich, dass es nicht so war. Du musst verstehen, ich war die ganze Zeit über einfach total verwirrt von meinen Gefühlen. Ich wusste nicht, was ich für dich fühle. Doch jetzt weiß ich es und ich weiß nicht, warum ich es nicht früher eingesehen habe. Stegi... Ich liebe dich."
Wer weiß, was Stegi gerade tut. Was ist, wenn er überhaupt nicht mehr lebt und sich das Leben genommen hat? Durch diese Frage fing ich an zu weinen. Die Ungewissheit machte mich kaputt. Ich will nur ihn. Nur Stegi.
Zu Hause lief ich sofort nach oben in mein Zimmer, wo Stegi gerade mit Snowhite spielte. Das sah echt mega süß aus. Ich setzte mich neben ihm und gab ihm einen Kuss.
"Ich liebe dich, Tim.
Ich hatte eine Idee! Doch dafür brauchte ich jetzt bestimmte Hilfe. Aber nicht Lina sondern Nico. Auch wenn es gleich 3 Uhr Nachts war, rief ich ihn an.
Nico: "Tim.... Ich hoffe du hast einen verdammt guten Grund, dass du mich jetzt mitten in der Nacht anrufen musst?"
Tim: "Es geht um die Hochzeit. Ich brauche deine Hilfe...."
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Zwischen Arm und Reich
FanfictionTim lebt in einer sehr wohlhabenden Familie und hat ein einigermaßen sorgloses Leben. Im Gegensatz zu Stegi. Er ist arm und wurde von seiner Familie im Stich gelassen. Er lebt von dem Geld was er auf der Straße bekommt. Doch als Tim ihn zufällig sie...