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~POV Tim~

Langsam wachte ich mit starken Kopfschmerzen und einem Stechen in der Brust auf. Erst sah ich nur verschwommen , doch langsam wurde alles wieder sichtbar und ich sah Lina auf meinem Bett sitzen. "Da bist du ja wieder.", sagte sie grinsend. Ich setzte mich langsam aufrichtig hin und merkte, dass mir schwindelig war. Lina reichte mir ein Glas Wasser, welches ich in einem Zug leer trank. "Geht es?", fragte Lina fürsorglich. Ich nickte nur. "Du hast dich total überanstrengt. Hätte ich nicht nach dir geschaut, würdest du da jetzt vielleicht immer noch liegen." "Wie lange bin ich denn gelaufen?" "Weiß ich nicht genau, aber auf jeden Fall über eine Stunde. Deswegen hab ich nach dir geschaut, denn über eine Stunde bist du sonst nie im Sportraum. Wie ist das denn passiert, dass du nicht gemerkt hast, dass du dich überanstrengst?" Ich zögerte kurz und wusste nicht ob ich Lina davon erzählen sollte, dass ich über Stegi nachdachte und einen Tagtraum hatte. Doch sie war meine beste Freundin und ich sollte es ihr erzählen. "Erst dachte ich plötzlich über diesen Traum nach, indem Stegi mir seine Liebe gesteht. Dann kamen immer mehr Erinnerungen hoch, die ich mit Stegi erlebt habe. Und zum Schluss hatte ich einen Tagtraum, indem ich mit Stegi schlafen wollte." Lina schaute mich fragend an und überlegte kurz. "Kann es sein, dass du Stegi vermisst?" Ich schüttelte schnell den Kopf. "Nein. Ich vermisse ihn wirklich nicht mehr. Keine Ahnung, warum ich darüber nachgedacht habe." "Tim, du hast die ganze Zeit, über Stegi nachgedacht und hast sogar vergessen, dass du noch läufst, sodass du umgekippt bist. Du kannst mir jetzt nicht sagen, dass die Erinnerungen einfach so aufgetaucht sind." Ich dachte kurz nach. Eigentlich hatte sie ja recht, doch ich war mir nicht wirklich sicher. Ich liebe doch Isa, oder? "Mein Vorschlag ist, dass du einfach nochmal zu Stegi gehst und mit ihm redest. Sei ehrlich zu dir selbst, du vermisst ihn, oder?" Ich schwieg kurz, nickte danach jedoch. Lina legte ihre Hand beruhigend auf meine Schulter. "Geh zu ihm.", sagte sie sanft und schaute mir leicht lächelnd ins Gesicht. Wieder nickte ich. Sie hat recht, ich sollte zu ihm gehen. "Danke, Lina. Aber eine Frage habe ich noch: Wie hast du mich in mein Zimmer getragen?" "Achso. Das war dein Vater. Ich habe ihn geholt. Sobald es dir besser geht, kannst du dich am Besten mal bei deinen Eltern melden." "Dann mache ich das jetzt. Denn ich will noch zu Stegi. Und zwar jetzt."

~POV Stegi~

Im Moment lief es nicht so gut und ich bekam nicht wirklich viel Geld zusammen. Es reichte gerade so, um mir etwas zu Essen und zu Trinken zu kaufen. Manchmal überlegte ich, ob ich es mit meinen Eltern nicht vielleicht doch einfacher gehabt hätte. Ich saß jetzt auf meiner Matratze und zählte das Geld durch als die Tür aufgeschlagen wurde. Als ich sah wer dort stand, setzte mein Herz kurz aus. Es waren Liam und Markus. Sie kamen auf mich zu und knieten sich zu mir runter. "Wir haben dich in der Stadt gesehen und dachten, wir statten unserem Freund mal einen Besuch ab. Hast du uns denn nicht vermisst?" Ich sagte nichts, sondern schaute nur auf den Boden, da ich viel zu eingeschüchtert war um etwas zu sagen. "Wie kann man eigentlich auf der Straße leben? Ganz ehrlich, merkst du denn nicht, dass ihr Obdachlosen nur im Weg seit? Ihr stinkt und seit total ekelhaft. Dass du dich nicht schämst, auf der offenen Straße um Geld zu betteln. Vielleicht hättest du einfach in die Schule gehen sollen und lernen sollen. Dann müsstest du jetzt nicht so leben.", sagte Liam mit einem wütenden Unterton. Dann trat er mir gegen die Seite, immer wieder. Danach zog Markus mich an den Armen hoch und schubste mich hart gegen die Wand. Er gab mir mit seiner Faust einen Schlag in den Magen, sodass ich mich krümmte. Doch Markus zog mich wieder hoch und gab mir einen Tritt gegen das Schienbein. "Du hast doch selber Schuld an deiner Situation! Deine Eltern sind garantiert nicht stolz auf dich, oder? Sonst wären sie doch hier.", sagte Markus höhnisch. Jetzt trat Liam vor mich, holte aus und schlug mir gegen das Auge und dann gegen die Brust. Danach mit der flachen Hand gegen die Wange und mit dem Knie in die Magengrube. Dieses mal zog mich keiner hoch, sodass ich hart auf den Boden fiel und jetzt an der Wand saß. Liam beugte sich zu mir runter und schaute mir in die Augen. "Bist du glücklich mit deiner Situation und mit deinem Leben?" Ich sagte nichts und schaute nur auf den Boden. Liam zog mich am Kragen nach vorne und zog meinen Kopf dann an meinen Haaren so, dass ich nach oben schaute und ihn direkt in die Augen sah. "Antworte mir!" Ich schüttelte nur den Kopf. Er zog noch doller an meinen Haaren und trat mir nochmal gegen das Schienbein. "Antworten du Idiot!", schrie er. "N-nein." Er ließ mich wieder los und stellte sich vor mich hin. Alles in meinem Körper tat weh und meine Atmung war schwer. Liam warf mir eine Scherbe in den Schoss. Ich schaute ihn nur verwirrt an. "Wenn du nicht glücklich mit deinem Leben bist, kannst du dich doch besser umbringen, oder? So ein Dreckspack wie dich und alle anderen Obdachlosen braucht man nicht. Ihr seit ekelhaft und habt selbst Schuld daran!" Liam und Markus gaben mir beide noch einen sehr starken Tritt gegen die Seiten und verschwanden dann. Vielleicht hatten sie recht. Was tue ich überhaupt noch hier? Ich hab doch sowieso keinen mehr. Meine Eltern sind weg, Tim hab ich auch verloren und sonst hatte ich niemanden. Alle die mir wichtig waren, habe ich verloren. Ich will nicht mein ganzes Leben lang nur vom betteln leben. Doch von der Straße runter kommen, werde ich auch nicht können. Ohne Geld oder Schulausbildung wird das sowieso nichts. Vorsichtig setzte ich die Scherbe an meinem Unterarm an und zog durch. Ich setzte nochmal an und zog wieder durch. Dann setzte ich die Scherbe am Handgelenk an und zwar genau bei der Pulsader und zog auch dort durch.

Zwischen Arm und ReichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt