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~POV Tim~

Ich sagte meinen Eltern, dass es mir gut ginge und ich mich selber ein wenig überschätzt hatte. Eigentlich waren sie nicht damit einverstanden, dass ich jetzt noch weggehe, denn ich sollte mich besser ausruhen. "Bitte, es ist wirklich wichtig.", drängelte ich. "Außerdem geht es mir doch wieder gut." "Ich kann doch mitkommen und auf ihn aufpassen.", schlug Lina vor und rette mich so, denn meine Eltern stimmten zu. "Danke Lina. Ich stehe für immer in deiner Schuld.", sagte ich erleichtert, als wir gerade auf dem Weg zu Stegi waren. "Das tust du sowieso schon.", lachte sie. Wir kamen vor dem Haus oder Ruine, wie auch immer, an. Lina wartete draußen, ein wenig weiter weg, während ich an die Tür klopfte. Niemand antwortete. Ich klopfte, doch als auch dann keiner antwortete, ging ich einfach ins Haus rein. Mein Herz stoppte bei dem Anblick. Stegi lag auf dem Boden, sein linker Arm blutete stark und neben ihm lag eine Scherbe. Schnell zählte ich eins und eins zusammen und wusste, dass Stegi sich das Leben nehmen wollte. "Lina!", rief ich sie und sofort kam sie an. "Schnell! Ruf einen Krankenwagen! Stegi!" Sie kam mit ins Haus, sah Stegi und rief sofort einen Krankenwagen. Ich rannte zu Stegi, zog meine dünne Jacke aus und band sie fest um Stegis Hand und vor allem um das Handgelenk, damit die Blutung stoppte. Vorsichtig hob ich seinen Kopf hoch und kontrollierte seine Atmung. Sie war schwach, aber er atmete. Außerdem hatte er ein blaues Auge. Wo kam das her? "Stegi... bleib bei mir...", flüsterte ich. Plötzlich machte er kurz die Augen auf und wollte etwas sagen. Doch dann schlossen sich seine Augen wieder. Zum Glück kamen genau jetzt die Sanitäter und ich ging zur Seite, damit ich die sie nicht bei der Arbeit störte. Lina nahm mich in den Arm und sagte beruhigend: "Er schafft es schon." Ich nickte nur und konnte es nicht sehen, wie er dort so hilflos auf dem Boden lag. "Entschuldigt die Störung, aber ich müsste euch kurz etwas fragen.", sagte einer der Sanitäter welcher auf uns zu kam. "Habt ihr gesehen was passiert ist?" "Nein. Wir kamen nur hier her und haben ihn bewusstlos vorgefunden. So wie es aussieht wollte er sich das Leben nehmen.", sagte ich traurig. "Okay. Wisst ihr wie alt er ist? Dann wissen wir ob wir seine Eltern informieren müssen." "Keine Ahnung. Er ist obdachlos und hat keinen Kontakt mit seinen Eltern." Der Sanitäter nickte nur. "Gut. Wir bringen ihn jetzt ins Krankenhaus und dann in die Notaufnahme. Ihr könnt hinterher kommen." "Aber, wie geht es ihm?" "Das können wir im Moment noch nicht sagen. Er muss jetzt ein paar Untersuchungen machen. Im Krankenhaus werden sie mehr wissen." Lina und ich nickten nur und sahen wie Stegi auf eine Trage gehoben wurde und in den Rettungswagen gebracht wurde. "Na komm. Lass uns nach Hause und dann fahren wir sofort ins Krankenhaus, okay?", fragte Lina beruhigend. Ich wusste, dass sie sich genauso um Stegi sorgte wie ich, doch sie blieb ruhig und ich wusste, dass sie das wegen mir blieb. Zu Hause angekommen, sagten wir zu unseren Eltern, dass ein Freund im Krankenhaus liegt und wir länger dableiben werden. Sie waren einverstanden und Lina fuhr so schnell sie konnte ins Krankenhaus. In meinem Zustand hätte ich jetzt kein Auto fahren können. Zu sehr machte ich mir Sorgen um Stegi und ich merkte, wie ich kurz vorm Weinen war. "Tim bleib ruhig. Es wird alles gut werden, ja?" Ich nickte nur. Im Krankenhaus angekommen, liefen wir zur Rezeption. "Hallo, könnten Sie uns sagen, wo die Notaufnahme ist?", fragte Lina die Frau an der Rezeption. "Ja, natürlich! Ihr geht diese paar Stufen hier hoch, dann rechts und immer geradeaus, dann solltet ihr den Wartebereich schon sehen." "Danke.", bedankte sich Lina und mit schnellen Schritten liefen wir zur Notaufnahme. Natürlich konnten wir da jetzt nicht reinplatzen, weswegen wir im Wartebereich warteten. Ich tippte immer wieder mit meinem Fuß auf dem Boden, da ich einfach so ungeduldig war und wissen wollte, wie es Stegi geht. "Boah, Tim. Du machst mich ganz kirre damit. Ich weiß, dass es gerade schwer ist die Ruhe zu bewahren, aber es bringt dir nichts, wenn du jetzt nervös bist. Wir müssen abwarten." Ich nickte. Sie hatte Recht. Mir blieb schließlich nichts anderes übrig. "Woher hat Stegi das blaue Auge?", fragte ich Lina nach einer Weile. "Hm... Keine Ahnung. Vielleicht war es ein Unfall oder.... Liam und Markus waren bei ihm." "Wenn es die Beiden waren, können sie sich auf was gefasst machen.", sagte ich wütend und ballte meine Hände zu einer Faust. "Jetzt geht es erstmal darum, dass Stegi wieder gesund wird. Wenn es Liam und Markus wirklich waren, können wir uns danach etwas für die Beiden überlegen. Stegi hat jetzt Vorrang." Es vergingen Minuten, die sich anfühlten wie Stunden. Lina hatte uns Beiden einen Kaffee geholt und endlich kam der Arzt aus der Notaufnahme. Wir beide sprangen auf und liefen sofort zum Arzt. "Hallo.", begrüßte Lina den Arzt und übernahm so das Reden. "Können sie uns sagen wie es Stegi geht?" "Wer seit ihr denn?", fragte er freundlich. "Wir sind Freunde von Stegi.", antwortete ich ihm. "Das tut mir leid, aber ich darf nur Familienmitgliedern Auskunft geben." "Bitte. Er hat mit seinen Familienmitgliedern keinen Kontakt mehr. Wir sind die Einzigen die er noch hat und wir machen uns wirklich Sorgen um ihn. Er hat doch außer uns sonst keinen.", drängelte Lina. "Na schön. Ihr erweckt den Eindruck, als würdet ihr euch wirklich Sorgen machen. Also seinen Hämatomen zu urteilen, muss er wohl in eine Prügelei geraten sein. Wisst ihr vielleicht irgendwas darüber? Hat er Feinde oder irgendwas?" Lina und ich schüttelten gleichzeitig den Kopf auch wenn mir ein Verdacht kam, wer es sein könnte. "Na gut, ist auch erstmal nicht weiter schlimm. Auf jeden Fall hat er, ein paar Rippen geprellt. Aber das sollte nicht so schlimm sein und es wird wieder gut verheilen. Außerdem hat er seinen Oberkörper voller Blutergüsse und sein Schienbein ist etwas angeschwollen. Doch auch das sollte bald wieder heilen. Nun kommen wir aber zu den ernsteren Verletzungen..."

Zwischen Arm und ReichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt