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Da hörte ich das Knacken hinter mir, dass mir seine Verwandlung ankündigte. Innerlich triumphierend ging ich weiter auf die Tür zu. Ich konnte einfach nicht verhindern, dass sich ein lächeln auf meine Lippen stahl, dass auch dann noch anhielt, als ich erst einen Luftzug spürte und sich dann ein Mann in meinen Weg stellte, der ein Spiegelbild von Taylor hätte sein können. Etwas verblüfft blieb ich stehen und musterte den Mann vor mir. Er hatte kastanienbraune Haare, aber die selben eindringlichen grünen Augen, wie Taylor sie hatte. Das gleiche Kinn. Er war größer und muskulöser, wenn auch nur ein wenig, sein Mund war der selbe, die gleichen vollen und sinnlich geschwungenen Lippen wie die von Taylor. Tatsächlich schien die Haarfarbe das einzige zu sein, was die beiden optisch klar voneinander trennte.

"Du verarschst mich!", obwohl es eine Aussage war, hatte ich das Gefühl er würde mir eine Frage stellen und obwohl ich genau wusste auf was er hinaus wollte, wie konnte ein Pummelchen wie ich die Luna von Taylor sein, verschränkte ich die Arme vor meiner üppigen Brust und sagte: "Nein, wir haben echt hart geschuftet um diese Modelle und Proben zu erarbeiten. Du hast die Arbeit von einem kompletten Monat zerstört. Und jetzt entschuldige mich, bevor Mr. Davis die Beherrschung verliert und durch die Scheibe springt...", dann wollte ich an ihm vorbei gehen, doch dazu sollte es nicht kommen. Noch während ich an ihm vorbei gehen wollte wurde ich grob am Arm gepackt. Ich verlor den Boden unter den Füßen, spürte nur noch wie etwas Hartes gegen mich prallte und fand mich im nächsten Moment gegen die Glaswand gepresst wieder. Der Aufprall raubte mir für einen kurzen Moment sowohl die Luft als auch die Sicht und so sah ich es nicht kommen. Noch während ich mit dem Schwindel kämpfte wurde ich plötzlich grob an den Haaren gepackt. Erschrocken schrie ich auf als mein Kopf wieder gegen die Harte Wand schlug in dem Versuch den Kopf in den Nacken zu legen, damit er mir die Haare nicht doch ausriss. Und dann, lagen plötzlich seine Lippen auf meinen. 

Geschockt riss ich die Augen auf, was war denn jetzt bitte los? Was tat er da? Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, aber der Schmerz trieb mir unaufhörlich die Tränen in die Augen und das Brummen meines Schädels machten es mir einfach unmöglich zu denken. Ich wusste nur, dass das nicht ging. Er konnte mich nicht einfach küssen, wann er es wollte! Arsch! Ich versuchte mich zu wehren, denn Kopf weg zu drehen, hielt aber sofort wieder still, als er mir noch heftiger an den Haaren zog. Arschloch! Eindeutig! Wütend versuchte ich ihn zu schlagen, was aber angesichts seines wahnsinnigen Körpers, der sich unbarmherzig gegen mich drängte auch nicht wirklich gut funktionierte.

>Hör auf dich zu wehren, es bringt eh nichts...<, ließ er mich netterweise wissen. Sein bedrohliches Knurren ließ den ganzen Raum vibrieren.

>Wenn du nicht sofort aufhörst beiße ich dich!<, schwor ich ihm, doch er lachte mich einfach aus. Sein Lachen war anders als das von Taylor. Kalt. Bedrohlich.

Plötzlich zerbarst die Glaswand um uns herum. Splitter flogen durch die Luft und reflektierten das Licht der untergehenden Sonne. 

>Sternenstaub...<, seufzte ich, bevor ich ihm mit aller Kraft die ich im Moment aufbringen konnte in die Lippe biss, sofort sprang er von mir weg und hielt sich die blutende Lippe.

"Bist du wahnsinnig? Weißt du eigentlich was du getan hast? Weißt du wer ich bin?", schrie er mich an.

Völlig außer Atem von diesem Kuss und immer noch um Gleichgewicht ringend presste ich mich gegen das letzte vorhandene Stück der Wand und hechelte ihm ein "ich habe dich ja gewarnt" entgegen. 

Gerade als ich das Gleichgewicht zu verlieren drohte war Taylor an meiner Seite und fing mich auf. Ich glaube ich bin ihm noch nie so dankbar gewesen, wie in diesem Moment und ließ die Berührungen ohne Murren zu, ja schmiegte mich sogar an ihn.

"Hallo Bruderherz, wie schön dich auch mal wieder hier sehen zu dürfen. Gül, darf ich dir meinen Zwillingsbruder und Geschäftspartner vorstellen? Harry Davis. Wir sind zwar Zwillinge, aber was die Firma angeht sind wir nicht immer der gleichen Meinung, wie man sieht. Bitte entschuldige uns, ich glaube Gül geht es grade nicht so gut. Ich bringe sie in unsere Wohnung," stellte uns Taylor vor. Als er geendet hatte wollte er mit mir den Raum verlassen, hielt aber inne, als sein Bruder eine folgenschwere Aussage traf:" Eure Wohnung? Das geht nicht! Sie ist auch meine Mate! Und da ihr noch nicht miteinander geschlafen habt, habe ich genauso ein Anrecht auf sie, wie du es hast."

Was hatte er grade gesagt? Was fiel diesem Aufgeblasenen Kerl eigentlich ein? Was hatte ihn mein Privatleben überhaupt an zu gehen. Moment... woher wusste er, dass wir noch nicht miteinander geschlafen hatten? Ich meine, nicht das ich es jeh vor gehabt hätte, aber woher zur Hölle wusste er es? Ich spürte wie mein Kopf zu glühen begann, als sich Scham und Wut gleichermaßen darin breit machten.

"Woher ich das weiß?", erschrocken fuhr ich zurück und klammerte mich noch etwas mehr an Taylor, dessen Knurren schon längst nicht mehr nur in meinem Kopf wieder hallte. Wann war Harry mir so nah gekommen? Und warum roch er an mir?

"Ich kann es riechen. Sie trägt zwar deinen Geruch, aber sie ist noch nicht dein.", wieder lachte er auf. So Kalt. So siegessicher. 

Als meine Hand auf seine Wange traf, halte das Geräusch von allen Wänden wieder. Ich wusste, das mir die Tränen in den Augen standen, aber ich war nun mal so wütend. So war ich noch nie vorgeführt und gedemütigt worden. 

Plötzlich hörte ich überall in meinen Gedanken schallendes Gelächter und begeisterte Zurufe. Mittlerweile hatte sich herum gesprochen, was hier passiert war und Leute um Leute waren herbei geströmt um ihren Alpha gegen den Eindringling zu unterstützen, doch mit meiner Ohrfeige hatte wohl keiner gerechnet. 

>Bitte bring mich weg, bevor ich etwas tue, was mich mein Leben kosten könnte...<, heulte ich Taylor innerlich zu, der auch so nett war direkt darauf zu reagieren. Natürlich nicht ohne seinem Bruder noch mit auf den Weg zu geben, dass ich ziemlich nachtragend und eine Wildkatze sei. Er würde kein leichtes Spiel mit mir haben. Er genoß es sichtlich seinem Bruder das ins Gesicht zu sagen und sein Lächeln sprach Bände.

Ich wusste zwar, dass es jetzt mit dem Versteckspiel ein Ende hatte, ich hatte verraten, dass ich mich erinnern konnte, aber das war mir grade so was von egal. Ich hätte schwören können, dass ich von der einen Katastrophe geradewegs in die nächste, viel schlimmere Katastrophe geschlittert war. Ein Hoch auf mein Leben! Es läuft...Rückwärts und bergab, aber....ES LÄUFT!

Die andere MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt