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"Ist alles ok mit dir Gül," fragte er sofort besorgt und drehte mich etwas zu sich um.

Sofort nutze ich die Situation und löste mich von ihm. "Ja, alles ok, ich...," suchte ich nach Worten, "...ich habe mich nur vorhin gestoßen."

"Am Rücken?" fragte er und ich konnte die Skepsis mehr als deutlich heraus hören.

"Ja, ... ", nickte ich eifrig, "...vorhin habe ich mal kurz das Gleichgewicht verloren. Da bin ich gegen den Schrank gefallen. Die Kante hat sich direkt in meinen Rücken gebohrt..." Meine Güte, ich hasste es zu lügen. Erstens war ich nicht besonders Gut darin, zweitens wandten sich Lügen immer gegen einen und drittens war es so schwer und so unnötig sich zu merken was man eigentlich gesagt hatte. Seit ich hierher gekommen war, bestand mein Leben so zu sagen aus Lügen, aber leider war ich einfach nicht mächtig genug etwas daran zu ändern. Noch nicht.

Taylor schaute mich immer noch misstrauisch an. Seht ihr, eine schlechte Lügnerin. Aber was solls. Ich drehte mich zu ihm um, lächelte, wenn ich das tat, war er immer wie ausgewechselt, und siehe da, vergessen war das Misstrauen.

"Du bist Überarbeitet, Liebes," lies er mich wissen und kam auf mich zu. Sanft strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Damit du etwas zur Ruhe kommst und dein Heimweh verfliegt, habe ich eine Reise für uns gebucht. Es ist zwar nicht Deutschland, aber ich bin mir sicher dort in den Bergen, mitten im Wald, wird es dir sehr gefallen. Meine Villa liegt umgeben von Bäumen an der Spitze eines Berges, mit Sicht auf das Dorf, welches ich für für meine Mitarbeiter habe dort errichten lassen." Es schwang so viel Stolz in seiner Stimme mit, dass ich für einen kurzen Moment versucht war ihn als süß zu bezeichnen, doch dann kam mir ein ganz anderer Gedanke.

"Wenn wir oben auf dem Berg sind und alle anderen unten im Dorf...heißt das dann...", ließ ich den schockierenden Satz unbeendet. Es war mir absolut unmöglich meine Gesichtszüge nicht entgleiten zu lassen, doch zum Glück, nahm er mich in genau diesem Moment in den Arm und lachte fröhlich:" Genau! Du und ich können endlich mal ganz in Ruhe die Zweisamkeit genießen. Ist das nicht wundervoll?" 

Blankes Entsetzen breitete sich in mir aus. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Wie stellte er sich das vor? Wie sollte ich unter diesen Umständen geheim halten, dass mein Gedächtnis zurückgekehrt war? Hier war das durchaus möglich. Die Arbeit die anfiel war enorm, nicht zuletzt dadurch, dass Ilaynes Part von uns Anderen getragen werden musste. Es gab tagsüber kaum Berührungspunkte. Nachts zwar schon, die neuerdings gemeinsame Wohnung lies nichts anderes zu, aber da redeten wir nicht viel miteinander. Zu 95% war ich durch den harten Arbeitstag und die doppelte Belastung zu erschöpft um mehr zu tun als mich für das Bett fertig zu machen und dann schlafen zu gehen. Meist driftete ich sofort ab, kaum dass ich meine Pille genommen hatte und mich niederlegte. Das nächste Mal wachte ich dann immer auf, wenn Taylor ins Bett schlüpfte. Manchmal kuschelte er sich dann einfach an mich, aber meistens weckte er mich dann und forderte die Zärtlichkeiten, die ihm seiner Meinung nach zustanden. Er war ja schließlich mein Mate. Er glaubte tatsächlich, dass ich mich dadurch schneller daran erinnern würde, dass ich, seiner Meinung nach, eine Pflicht zu erfüllen hatte. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass es mich kalt lies, wenn er mich küsste oder mich berührte. Im Gegenteil. Es gab sicher Nichts auf der Welt, was mich mehr erfüllte als seine Präsenz. Aber das würde ich ihm nicht zugestehen. Ich wollte diese Gefühle nicht. Und ich würde sie nicht zulassen. Auf gar keinen Fall! 

Wenn ich allerdings mehrere Tage komplett und ohne Unterbrechung mit ihm verbringen würde, dann würde er es nicht mehr übersehen können. Und ich ihm sicherlich auch nicht widerstehen. Ich durfte das nicht zulassen!

"Wir machen Urlaub? Wir können doch jetzt keinen Urlaub machen! Wer kümmert sich denn dann um die Firma? Nein, dass geht nicht Taylor....Jetzt wo Ilayne auch noch nicht fit ist, geht das nicht. Nicht beide zur selben Zeit. Das können wir dem armen Andrew nicht antun", schob ich ihn etwas von mir weg und schüttelte den Kopf. Insgeheim hielt ich den Atem an

"Hmmm, du hast recht, das geht nicht...."

Die andere MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt