4.4

262 9 0
                                    

Ein plötzliches Geräusch riss mich aus meinen Gedankenund ohne richtig zu verstehen, was gerade passierte, war ich dankbarum die Chance, die sich mir hier grade bot. Wie von der Tarantelgestochen, das letzte Mal als ich dieses Handy nicht rechtzeitig bedient hatte, wäre fast jemand gestorben, schrak ich auf und kramte meinen Retter aus meinerHosentasche. Noch nie war ich glücklicher gewesen ein Smartphone zubesitzen, wie in diesem Moment. Damit waren die Diskussionen um einen Urlaub erst mal beendet.

„Hallo? Ja, natürlich. Was? Das ist nicht euer verdammterErnst!", ich spürte selbst, wie ich von einem erleichterten Halloüber einen erschrocken, spitzen Aufschrei zu einem bedrohlichenFlüstern wechselte. Ohne weiter auf Taylor zu achten riss ich, nochwährend des Telefonierens, die Tür auf und rannte. Wie immer kamendie Katastrophen nicht in kleinen Portionen. Nein. Sie kamen alsSupergau.

Hecktisch riss ich die Tür zu meiner Arbeitshalle auf. Ein Bilddes Grauens brannte sich in meine Netzhaut. Eine einzige Spur derVerwüstung zog sich durch die ganze Halle. Überall lagen Blätterverstreut. Projektmodelle lagen zerbrochen daneben. Die Splitterglitzerten mir von überall her entgegen und wäre das Szenario nichtso völlig abgehoben absurd gewesen hätte mann wirklich gefallendaran finden können. Fast wie in einer magischen Welt, in der Hexenund Zauberer existierten. Ja, absurd, sag ich doch.

Immer weiter ging ich wie in Trance durch den Scherbenhaufen, derdas Ende meiner Existenz bedeuten würde. Nur langsam, sehr sehrlangsam setzte ich mühevoll einen Fuß vor den anderen. DieErdanziehungskraft übte einen unglaublichen Druck auf mich aus, oderwar es die zentnerschwere Last, die sich gerade auf mein Herz legte,die mich so sehr nieder drückte. Plötzlich nahm ich wahr, dass mirdieses Bild des Grauens nicht nur in einer Hinsicht schwer zusetzte.Das Atmen fiel mir schwer. Viel zu schwer. Ich bekam keine Luft mehr!Panisch packte ich mir an meinen Hals und versuchte meine Atmung zuberuhigen, die völlig in eine Hyperventilation umgeschlagen hatte,doch es war aussichtslos. Die Luft schien meine Lungen nicht zuerreichen.

Jetzt wäre eigentlich der Moment gewesen in dem ich zu meinemZimmer hätte eilen müssen um mein Asthma-Spray zu mir zu nehmen,doch ich konnte nicht. Reglos blieb ich stehen, nicht in der Lage weiter zu gehen. Ich war geliefert. Taylor würde mich umbringen, egal ob ich seine Mate war oder nicht. In diesem Raum befanden sich mehrere Billionen Dollar Firmengelder. Nun lagen sie hier. In Scherben. Völlig demoliert. Zerstört. Alles kaputt. Das würde ich nicht wieder gut machen können. Selbst wenn ich bis ans Ende meiner Tage für ihn arbeiten würde.

Nur am Rande meines Bewusstseins nahm ich wahr, wie Geflüster um mich herum laut wurde, doch ich war nicht in der Lage zu zu hören. Zu laut waren meine eigenen Gedanken. Konnte es eigentlich noch schlimmer kommen? Was sollte denn hier noch alles passieren? Wann war hier endlich mal Schluss mit diesen unglücklichen Umständen? Wut stieg in mir auf und ich merkte, wie ich langsam aber sicher wieder in der Lage war meine Umgebung wahr zu nehmen.

"Gül, bitte beweg dich nicht...ich hole dich da gleich raus...," hörte ich Taylor rufen. An sich nichts Aufregendes, aber der Ton seiner Stimme ließ verlauten, dass etwas im Gange war. Etwas, was mir nicht gefallen würde, da war ich mir sicher. Ich drehte mich in die Richtung aus der seine Stimme gekommen war, bemerkte aber sofort, dass seine Aufmerksamkeit nicht mir galt, sondern einem Punkt hinter mir. Alarmiert und genervt darüber was ich jetzt schon wieder übersehen hatte, drehte ich mich wieder um und blickte auf das, was Taylor so in Unruhe versetzte. 

Genervt rollte ich die Augen, als mein Blick auf einen braunen Wolf fiel. 

"Ernsthaft?", schrie ich ihn an, doch anstelle einer Antwort wurde ich nur angeknurrt. Plötzlich hörte ich es mehrfach hinter mir knacken und ich wusste sofort, dass sich hinter mir eine ganze Armee von Wölfen aufgebaut hatte. 

>Na super< dachte ich mir, >jetzt artet es komplett aus.<, als auch hinter mir ein ganzer Chor von aggressivem Knurren zu hören war. Gereizt drehte ich mich um, ging energisch auf die Tür zu und knallte sie dem Wölfen vor der Nase zu und schloß ab, noch bevor sie es wagen konnten den Raum zu betreten. >Wagt es euch diesen Raum zu betreten und ich werde alles Menschenmögliche tun euch das Leben zur Hölle zu machen!<, dachte ich, mir durchaus darüber bewusst, dass sie alle meine Gedanken lesen konnten. Dann drehte ich mich wieder um und stapfte auf den anderen Wolf zu, der offensichtlich nicht genau wusste, was hier gerade passierte. 

"Und jetzt zu dir...ich weiß, dass du ein Werwolf bist und dass du mich verstehst, also keine Spielchen. Hast du eigentlich den Hauch einer Ahnung was du hier angerichtet hast? Bist du wahnsinnig oder lebensmüde oder einfach nur strohdoof? Weißt du wie lange wir an diesen scheiß Projekten gearbeitet haben?", schrie ich ihn an. Und obwohl seine Körpersprache von Amüsiert zu ziemlich wütend wechselte, war es mir egal, ob ich jetzt von ihm, oder von Taylor umgebracht wurde machte ja wohl keinen Unterschied.

>Nimm dich zurück Weib!<, ließ er mich wissen.

"Einen Scheiß mach ich, Freundchen. Wenn du glaubst ich hätte Angst vor dir, dann muss ich dich enttäuschen. Ich bin der einzige Mensch in diesem Viertel der Stadt, umgeben von deinesgleichen. Du könntest mir nicht gleichgültiger sein. Wenn du schlau bist, ergibst du dich, bevor ich den winselnden Haufen hinter mir in diesen Raum lasse."

>Das würdest du nicht schaffen,< lachte er laut auf, die Stimme ähnelte der von Taylor, wie ich gerade bemerkte. >Vorher würde ich dich fressen.<

Nun war es an mir zu grinsen, was ihn sichtlich irritierte, und zuckte mit den Schultern:" Kannst du tun, doch dann stirbst du auf jeden Fall. Ich bin mir sicher, das Rudel sieht es nicht so gerne wenn die Luna gefressen wird. Entweder du verwandelst dich zurück, bis ich die Tür erreicht habe, oder du stirbst. Deine Entscheidung."

Dann drehte ich mich zur Tür und ging auf sie zu.

Die andere MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt