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"Aber das ist ja eine ganze Wohnung!", flüsterte ich, den Blick hin und her schweifend. Ja eine Wohnung, und was für eine. Weißer Marmor auf dem Boden, die Decke aus Glas, so wie auch die Wände, die komplette Einrichtung war weis, ob es jetzt der Küchentisch oder das verdammt große Doppelbett war. Himmel! Es gab sogar eine freistehende Badewanne in die locker 3 oder mehr Personen rein gepasst hätten. Diese Wohnung musste ein Vermögen gekostet haben.

"Hübsch nicht?", grinste mich die Frau an, worauf ich sie nur verständnislos anschauen konnte. Hübsch? Hübsch? War das ihr ernst oder was? Sie musste meinen Blick gedeutet haben, oder vielleicht doch meine Gedanken gelesen haben? Denn nun grinste sie noch breiter. Plötzlich fragte ich mich, für wen diese Wohnung hier sein sollte und irgendwie war es mir unheimlich, dass die Frau auch darauf eine Antwort wusste. Wenn es nicht so abwegig wäre, würde ich tatsächlich glauben, dass sie meine Gedanken lesen konnte.

"Diese Wohnung ist die deine.", grinste sie. Aber wie konnte das meine Wohnung sein? Ich hatte doch schon eine, unten im 3 Stock 10 Tür rechts.

"Die Wohnung, in der du die letzten zwei Tage gewohnt hast, die im 3 Stock, ich glaube die 10 Tür rechts, ist nur eine Gast-Wohnung, weil diese noch nicht fertig war.", beantwortete sie mir meine unausgesprochene Frage. Gruselig.

"Aber ich habe doch schon alles ausgepackt...", gab ich zu bedenken, auch, wenn ich dabei nur von meinem Koffer sprach, denn meine Kisten waren noch nicht angekommen, aber das wusste sie ja nicht.

"Ist doch nur ein Koffer. Wenn ich richtig informiert bin, kommen deine Umzugskisten doch erst nächste Woche mit dem Schiff.", zwinkerte sie mir zu, bevor sie mir anbot,"wenn du magst kann ich dir helfen."

Ich wusste nicht mal ihren Namen und sie wollte mir helfen, dachte ich mir und spürte einen eisigen Schauer meinen Rücken hinabrennen, als sie plötzlich einwarf:" Oh, wie dumm von mir, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt! Ilayne, Ilayne Hastings, aber du darfst gerne layne oder Ily sagen."

Wow! Mega gruselig! Das mir in diesem Moment der Mund nicht offen stand, war noch alles.

"Aber dann wohne ich hier ja ganz alleine... ganz weit weg von den anderen und...", schüttelte ich mich vor grauen. Warum es mir grade so viel ausmachte, wusste ich nicht genau.

"Ach quatsch, ich bin nebenan in der Wohnung mit meinem Mann," machte sie eine wegwerfende Bewegung mit der Hand,"alle, die in der höheren Etage arbeiten wohnen in diesem Stock, also mach dir keinen Kopf."

"Alle aus der höheren Etage?", fragte ich nun etwas verwirrt.

"Naja, die Chefs der verschiedenen Abteilungen, so wie du und ich," ich musste sie seltsam angeschaut haben, denn schon beantwortete sie meine unausgesprochene Frage," ich bin die Chefin der Empfangsabteilung. Ich koordiniere sämtliche Empfange und Services in diesem Haus."
Aha, dann musste sie eine Powerfrau sein, denn dieses Haus hatte Ausmaße, wie es nicht mal Häuser in Dubai hatten und verdammt nochmal, wir waren im 20 Stock oder so...hier gab es bestimmt alleine 300 Leute, die dem Service angehörten.

"Es sind insgesamt 500, die unter mir arbeiten. Sie wohnen nicht alle hier, die umliegenden Gebäude in diesem Viertel gehören alle zur Firma.", las sie schon wieder meine Gedanken. Verdammt! Was stimmte bloß mit dieser Frau nicht? Es war, als würde sie mich komplett durchschauen! Es war, als würde ich nackt vor ihr stehen und verdammt nochmal, ich wollte nicht, dass sie mein nacktes dickes Ich sieht. Oh, hoffentlich hatte sie diesen Gedanken nicht wieder gelesen. Beschämt wandte ich mich ab und ging zum Fenster. Der Blick war atemberaubend. Die Autos auf der Straße unter mir waren kaum mehr als ein leuchtender Fleck, der sich bewegte. Die Häuser, die, wie ich jetzt wusste, alle zur Firma gehörten, waren teilweise hell erleuchtet. Teilweise waren die Fenster bunt, anderen dunkel. Mein fotografisches Herz machte einen Sprung bei diesem architektonischen Wunderwerk. Und ausgerechnet ich hatte das Glück, in dem größten und höchsten Gebäude zu wohnen, mit Blick auf die Skyline, im obersten Stockwerk! Moment, wenn ich schon im obersten Stockwerk wohnte, wo würde dann mein Chef wohnen?

"Oh und außer uns, wohnt natürlich auch Taylor hier," ob sie mir auch sagen würde, wer dieser Taylor sein sollte?

"Er ist unser Alpha," grinste sie.

"Alpha? Ah, du meinst sicher unser Chef. Bist du etwa auch ein Bücherwurm?", fragte ich nun doch mal laut, ich war mir sicher, dass sie das nur als Floskel gemeint hatte. Ich meine, jeder wusste, dass es diese Fabelwesen nicht gab. Ich musste schon zugeben, so gerne ich Geschichten über sie las, so sehr würde ich mich vor ihnen fürchten, wenn es diese Monster tatsächlich geben würde.

"Ah, ich habe eine Idee! Ich lasse einfach jemanden deine Sachen packen und her bringen!", rief Ilayne plötzlich aus und war auch schon verschwunden, bevor ich protestieren konnte. Sprachlos ließ sie mich in meiner neuen Wohnung zurück. Ich, alleine mit meinen Fragen, auf die es im Moment keine Antworten gab. Etwas ratlos, was ich jetzt genau mit mir anfangen sollte, schaute ich mich um und entschloss mich dazu die Wohnung und ihre einzelnen Räume etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Küche bildete mit dem Wohnzimmer und dem Esszimmer eine riesen Fläche, die aber bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt zu sein schien. Das Bad war ein Traum in Weiß und strahlte, dass ich mich fragte, ob ich überhaupt dazu in der Lage war, sie sauber zu halten. Schließlich war ich ein kreativer Kopf, und die sind ja nun mal bekanntlich nicht die größten Ordnungsmenschen. Im Gegenteil. Ich war unordentlich, zu Hause auch definitiv immer unorganisiert und überhaupt hätte man an mir verzweifeln können. Ich war schon immer ganz froh, wenn ich es schaffte halbwegs nach etwas auszusehen, das meiner Position angemessen war und selbst das kam höchst selten vor, um nicht zu sagen, so gut wie gar nicht. Nein, eigentlich nie. Gerade fuhr ich den Rand der Badewanne entlang, als ich über meinen inneren Dialekt mit mir selbst grinsen musste.

"Es freut mich, dass es dir so gut gefällt.", holte eine tiefe Stimme mich sofort ins Hier und Jetzt zurück. Erschrocken fuhr ich herum und konnte nur mit Mühe und Not verhindern, das Gleichgewicht zu verlieren. Vor mir stand ein groß gewachsener Mann, ende 20 mit blonden Haaren und Braunen Augen. Die Arme vor der breiten Brust verschränkt, die einem Bodybuilder alle Ehre gemacht hätte, und lehnte locker lässig an dem Türrahmen. Seine Augen funkelten belustigt.

Immer noch nicht dazu in der Lage meine Gedanken in Worte zu fassen, starrte ich ihn einfach weiter an und fragte mich wer er war und was in drei Hergottsnamen er in MEINER Wohnung zu suchen hatte.


Hallo ihr Lieben,
ist das nicht der helle Wahnsinn? 2 Teilkapitel an einem Tag mit insgesamt etwa 1700 Wörtern.

Vielen Dank an die 5 Leser, die sich meine kreativen Ergüsse schon zu Gemüte geführt haben.

Bis hoffentlich morgen

Eure Adelia

Die andere MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt