Die andere Mate

6.4

Jacke, die Alpha dieses Rudels fand als Erste ihre Sprache wieder. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie sich von ihrem Platz, dem Ohrensessel gegenüber von Gül, erhob und sich nachdenklich ans Feuer stellte.
„Das sind wirklich viele...", brachte sie heraus. Gül versetzte es einen Stich ins Herz. Sie hatte geahnt, nein, sogar gewusst, dass sie nicht hier bleiben konnte, nicht hier bleiben durfte, wollte sie doch Keinen dieser Menschen in Gefahr bringen. Dennoch hatte sie gehofft, sich wenigstens für ein, vielleicht auch zwei Tage, hier ausruhen zu können, bevor sie weiter musste. Nun aber wusste sie, dass es kein entkommen gab. Sie musste weiter, sofort, sonst hätte sie gar keine Chance mehr. Schwerfällig erhob sie sich. Ihre Füße fühlten sich an wie Steinbrocken, doch darauf durfte sie jetzt keine Rücksicht nehmen.
„Deswegen wirst du hier bei uns bleiben."
Gül blieb stehen. Ihr war es als wäre die Zeit stehen geblieben, als sie sich langsam zu Jacky herumdrehte. Hatte sie sich verhört?
„Nein, du hast dich nicht verhört. Alleine kannst du es nicht schaffen, dass wissen wir alle. Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie du es überhaupt so lange geschafft hast ihnen zu entkommen. Du bist, zumindest für mich eine Art Wunder.", antwortete Jacky, nicht ohne durch ihre Mimik klar zu machen wie lächerlich sie es fand, dass ich es immer geschafft hatte rechtzeitig zu verschwinden.
„Aber...das geht nicht, ihr wisst nicht wie mächtig sie sind. Ich...ich bringe euch alle in Gefahr.", stotterte Gül, wobei sehr in keinem Moment um ihr eigenes Wohl ging.
„Wir werden dich nicht zwingen zu bleiben, aber wir würden uns freuen dich bei uns zu haben," lächelte die Alpha. „Wir werden dich beschützen und dich ausbilden, damit du noch mehr kleine Wunder vollbringen kannst."
Plötzlich brach die Mauer ein, die Gül über die Monate um ihr Herz und ihre Seele errichtet hatte. Eine Träne nach der nächsten strömte über ihr blasses Gesicht als sie endlich zusammenbrach. Wie viele Stunden sie weinte, konnte sie später gar nicht mehr sagen. Doch was sie sagen konnte war, dass das Rudel sie nicht alleine lies. Nein, nicht „das" Rudel. Ihr Rudel!