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"Hab ich was falsch gemacht?", fragte ich noch kleinlauter als vorher und schaute von einem zum anderen. Doch mehr als ein Kopfschütteln hatten sie anscheinend nicht für mich übrig. Frustriert knetete ich meine Hände. Keiner erzählte mir was. Irgendwie hatte ich das Gefühl etwas wesentliches zu übersehen, aber verdammt. Was war es bloß? Ärgerlicher Weise, sprach noch nicht mal mehr Taylor mit mir, der Wolf, den anscheinend hier nur ich sehen konnte. Ich war ja der festen Überzeugung, dass er meiner Fantasie entsprang, weil ich mir hier trotz allem so einsam fühlte, doch das war ja auch irgendwie egal. Bis jetzt war er immer für mich da gewesen, seit ich aus meinem komatösen Schlaf aufgewacht war. Er hatte mir Mut zugesprochen und mir Dinge erklärt, auch wenn ich mich jedes Mal wieder fragte, woher meine blühende Fantasie und mein anscheinen unterbewusstes Wissen her rührten. Denn woher sonst sollte ein nicht existentes Wesen sein Wissen nehmen? Nun ja, wie auch immer, bis jetzt war er immer dann aufgetaucht, wenn ich ihn gebraucht hatte. Natürlich fand ich es irgendwie irritierend, dass er genauso hieß wie mein verdammt heißer Chef, und die gleiche Stimme, die die beiden hatten, machte es nicht grade besser, aber hey, er half ihr wenigstens. Bis jetzt zumindest. 

>Taylor? Wo bist du?<, fragte ich und schaute mich unsicher um. Das Büro, welches an seine Wohnung angrenzte, war riesig. Der Boden war aus dunklem Marmor, sein Tisch aus irgendeinem wunderschönen dunklen Holz, dessen Namen sie nicht kannte. Die Regale, die die Wände zierten schienen aus dem selben Holz zu sein und bildeten, in Kombination mit den verschiedenen Pflanzen, die hier und da zum angenehmen Raumklima beitrugen, ein Bild, dass an einen tropischen Garten erinnerte. Einen wunderschönen tropischen Garten. Der Rest ähnelte meiner Wohnung. Das nahm ich zumindest an.

>Ich bin hier meine Schöne...<, kam es mir nur so vor, oder hörte er sich verzweifelt an? Überhaupt klang mein Erscheinung wie mein Chef. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er Dinge wusste, die er nicht wissen konnte. Der Chef, nicht der Wolf. Denn der Wolf war ja meistens an meiner Seite oder zumindest in meiner Nähe. Aber mein Chef, war schon erstaunlich. verstohlen versuchte ich einen Blick auf ihn zu erhaschen. Er saß wie ein Häufchen Elend in seinem Stuhl, sein wundervoll fein geschnittenes Gesicht in seine Hände gelegt. Seine Hände. Wie es sich wohl anfühlen würde, von diesen Händen liebkost zu werden? Also nicht nur so wie vor wenigen Tagen, wo ich neben ihm aufgewacht war. Alleine die Erinnerung daran, wie gut und wie richtig es sich angefühlt hatte in seinen starken, beschützenden Armen aufzuwachen. Ein Schauer jagte den nächsten und verdammt! Allein diese Erinnerung reichte aus, meine Brustwarzen schmerzlich zu spüren. Sie drückten unerbittlich gegen meinen BH und es tat weh. Höllisch. Aber, und das war noch viel schlimmer, ich wusste, dass er es sehen konnte, denn leider Gottes musste ich jetzt feststellen, dass, während ich in meinen peinlichen Erinnerungen geschwelgt hatte, er seinen Blick gehoben hatte und mich nun unverwandt anstarrte. Errötend verschränkte ich die Arme vor der Brust. Himmel! Sein Blick machte mich wahnsinnig. Zu groß waren die süßen Versprechungen, die darin lagen und mich zu verführen drohten.

"Kann ich noch etwas für sie tun? Sonst würde ich mich jetzt...", doch ich kam nicht dazu den Satz zu beenden. Während ich mich in dem einen Moment noch unwohl unter seinem Blick wand, stand er im nächsten so dicht vor mir, dass ich erschrocken zurückwich. Wie hatte er das gemacht? Es lagen gut vier Meter zwischen ihm und mir, also wie hatte er so schnell bei mir sein können, ohne dass ich mitbekommen hatte, dass er überhaupt aufgestanden war? Völlig verwirrt starrte ich zu ihm auf, in den Traum von Augen, die er sein eigen nannte. Ich wollte meinen Blick abwenden, doch war es, als würde mir mein Körper nicht mehr gehorchen, als würden seine Augen mich verschlingen und die Kontrolle übernehmen. Plötzlich stieß ich gegen etwas Hartes, doch noch immer war ich nicht dazu in der Lage mich von seinem Blick zu lösen. Also blieb mir nur übrig Vermutungen anzustellen. Meine Vermutung war, dass ich, ohne es selbst wahr zu nehmen zurückgewichen war und nun die Tür im Rücken hatte. Mist!

"Ich bin hier, meine Schöne. Und ich will, dass deine Aufmerksamkeit mir und mir alleine gilt.", ich meinte meinen Verstand zu verlieren, als er mit seinem Daumen sachte über meine Lippe strich. Mein Atem und mein Herzschlag beschleunigten sich, bis ich das Gefühl hatte, dass nicht mehr viel fehlen würde und ich auf meine jungen Jahre an einem Herzinfarkt sterben würde. Wie durch Nebel nahm ich wahr, dass sein Gesicht, sein göttliches Antlitz, dem meinen immer näher kam. Gleich würden seine perfekt geschwungenen Lippen auf den meinen liegen. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust. So stark und laut, das ich meinte er müsste es hören müssen. Für einen kurzen Moment flog mein Blick zu seinen Augen, dann wieder zu seinem Mund, gerade lange genug um das amüsierte aufleuchten und das spöttische verziehen seiner Mundwinkel wahr zu nehmen. Plötzlich regte sich  in mir etwas. Etwas, dass ich in der letzten Woche dieser Ausgeburt an Männlichkeit gegenüber leider völlig außer Acht gelassen hatte. Um nicht zu sagen, ich hatte ihn vergessen. Meinen Stolz. Zu dankbar war ich gewesen, dass er mich nicht rausgeschmissen hatte, obwohl ich noch in meiner Probezeit krank geworden war. Und natürlich spielte auch meine gute Erziehung eine Rolle, die es mir verbat meinem Vorgesetzten gegenüber unverschämt zu sein. Aber in diesem Fall, und dass war der aller klarste Gedanke, denn ich in der letzten Woche gehabt hatte, war nicht ich unverschämt sondern er. Wie konnte man nur so dreist sein seine Position auszunutzen? Das war wirklich das Allerletzte. Für einen kurzen Moment, den ich damit verbrachte ihm nachdenklich in seine wunderschönen Augen zu schauen, dachte ich darüber nach, was ich nun tun sollte. Sollte ich ihm mein Knie zwischen seine Beine rammen? Nein, dass machte man nicht. Und dann kam mir die Idee.

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