Es war morgen. Das stellte ich nüchtern fest, als ich am nächsten morgen zu mir kam. Es war morgen. Wie spät war es wohl? Keine Ahnung. Ich konnte nichts sehen. Meine Augen waren zu geschwollen. Zu schlimm war der Traum gestern Nacht gewesen. Ich musste die ganze Nacht weiter geheult und gejammert haben. Noch nie hatte mich ein Traum so sehr aus der Fassung gebracht.
Ich seufzte tief. Dieses Unternehmen tat mir nicht gut. Dieser Job tat mir nicht gut. Diese Leute taten mir nicht gut. Dieser Mann tat mir nicht gut. Er war der Ursprung allen Übels, egal, was Andere behaupteten.
Das Handy klingelte. Mist... wo war es bloß? Ich versuchte zu hören woher das Geräusch kam. Links von mir. Auf dem Nachttisch vielleicht? Langsam tastete ich mich heran, konnte es aber nicht finden. Na toll. Das war ja mal wieder ein Morgen wie aus dem Bilderbuch. Es klingelte noch einige Male, dann verstummte es. Zu gerne hätte ich gewusst, wer das gewesen war, doch ich war mir sicher, dass derjenige mich bald hier aufsuchen würde...
"Sie kann nur im Schlafzimmer festgehalten werden. Auf mein Kommando Zugriff!", schrie jemand hinter meiner Schlafzimmertür. Erschrocken fuhr ich hoch. Die wollten mein Zimmer stürmen? Das konnten die doch nicht machen? Was wäre, wenn ich nackt wäre? Um Himmels Willen! Ich musste sofort aufstehen...
"Zugriff!", schallte es von draußen und für einen kurzen Moment meinte ich zu spüren, wie mein Herz aussetzte. In eben jenem Moment bemerkte ich auch, dass sich mein Fuß in der Bettdecke verfangen haben musste und konnte nichts mehr tun, als auf den harten Aufprall auf den Boden zu warten. Er kam, aber nicht so hart und schmerzhaft, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.
"Sicher! Sicher", schallte es aus allen Ecken meines Schlafzimmers. Ich hingegen hatte mich gerade wieder aufgesetzt und versuchte nun, etwas panisch, mein Nachthemd zu kontrollieren, dass man auch ja nichts sah, was man nicht sehen sollte.
"Gül! Was tust du da? Was ist mit dir passiert? Warum bist du nicht an dein Handy gegangen???", hörte ich die immer schriller werdende Stimme von Ilayne.
"Ilayne? Wo bist du?", fragte ich in den Raum, den Kopf hin und her wendend in der Hoffnung die Richtung erraten zu können, aus der ihre Stimme kam.
"Willst du mich verarschen? Ich stehe doch direkt vor dir...", antwortete sie mir und ich konnte die Skepsis förmlich heraus hören. Wortlos hob ich mein Gesicht in ihre Richtung, worauf sie ein erstauntes "oh" hören ließ und sofort bei mir war.
"Liebes! Was ist denn mit dir passiert? Warum sind deine Augen so geschwollen? Ach, du lieber Himmel. Raus mit euch! Na los! Ihr geht es soweit gut, seht ihr doch. Also, raus mit euch!", scheuchte sie wen auch immer, während sie mir hoch half und mich behutsam auf das Bett dirigierte. Sanft strichen ihre Finger über mein Gesicht.
"Es ist nichts Schlimmes... ich hatte nur...einen Traum. Sonst nichts. Wirklich, mir gehts gut. Gleich kann ich sie bestimmt wieder öffnen...", versuchte ich sie zu beruhigen, doch sie fummelte weiter an meinen Augen rum. Sie sagte keinen Ton. Als sie auch nach gefühlten Stunden immer noch keinen Ton von sich gab, wurde ich ungeduldig und versuchte nach ihrer Hand zu greifen um sie herunter zu nehmen, als sie plötzlich scharf die Luft einsog. Mein Träger war mir von der Schulter gerutscht und musste jetzt einen großen Teil meiner üppigen Brust preisgeben. Mist! Wie peinlich! Gerade wollte ich beschämt nach dem Träger greifen, als Ilayne grob meine Hand packte und mich davon abhielt.
"Beweg dich nicht. Was für ein Traum war das?", fragte sie im Befehlston. Sofort schoss mir das Blut in den Kopf. Ich konnte ihr doch unmöglich erzählen, was ich für einen Traum gehabt hatte. Von wem ich geträumt hatte...
"Ich...das ist doch nicht wichtig...", versuchte ich mich heraus zu reden, doch plötzlich schrie Ilayne mit einer Heftigkeit, die mir wirklich Angst machte:"Doch! Verdammt nochmal, was war das für ein Traum!" Angst kroch in mir hoch. Auch wenn ich nichts sehen konnte, ich spürte. Ich spürte, die aggression. Ich spürte die Wut. Ich spürte die Gefahr.
"Ilayne! Beruhige dich! Nein! Tu das nicht!!! Nein!", schrie plötzlich ein Mann, den ich definitiv als den ihren identifizieren konnte. Plötzlich spürte ich eine furchtbare Wärme vor mir. komisches knacksen erfüllte den Raum. Es erinnerte an Knochen, die gebrochen wurden. Warum wusste ich nicht, doch plötzlich wurde mir schlecht. Was passierte hier grade? Warum schrieen auf einmal so viele Menschen durcheinander? War das nicht ein Knurren gewesen? Da! Es hörte sich an, als würden zwei Hunde die Zähne fletschen.
Plötzlich packte mich jemand, schmiss sich mit mir aufs Bett. Ein lautes Krachen ertönte aus der Richtung, wo ich gerade noch gesessen haben musste. Er packte mich wieder, zog mich auf die Beine, doch ich konnte nicht laufen. Sie drohten unter mir zusammen zu sacken, als ich plötzlich den Geruch einatmete, den ich am Meisten hasste: Den Geruch von Blut.
Ich wusste, wenn mich nicht sofort jemand hier weg schaffen würde, würde ich an meinem eigenen Erbrochenen sterben. Der, der bei mir stand musste das auch bemerkt haben, denn plötzlich legten sich zwei starke Arme um mich. Hoben mich, wie man ein kleines Kind hoch nahm. Dankbar vergrub ich mein Gesicht in seiner Nackenbeuge. Ich kannte diesen Geruch. Ich kannte ihn nur zu gut. Letzte Nacht hatte er mich verfolgt, mich heimgesucht. Doch er war auch wo anders gewesen. Denn anstatt mir Angst zu machen, schenkte dieser Geruch mir Geborgenheit. Seine Starken Arme, die mich sanft an seinen stählernen Körper drückten, waren meine Schlossmauer, meine Sicherheit. Mein Alpha.
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Die andere Mate
Werewolf*Achtung! Enthält sexuelle Inhalte und Szenen der Gewalt!* "Du bist schon feucht? So eine bist du also? Das macht es für mich einfacher...", seine Stimme war rau und belegt. Plötzlich gingen bei Gül alle Alarmglocken an. Sie wehrte sich, versuchte s...