Helen im Glück

254 10 0
                                    


-Helen-

Meine erste WM neigte sich dem Ende zu und langsam aber sicher ging auch meine erste Saison im Team Norwegen vorbei. Eine Saison die mir viel gegeben hatte. Und nicht nur viel Zeit mit meinen Geliebten Bruder. Die Zusammenarbeit mit Anni machte unglaublich Spaß. Dadurch dass Anni mir kaum helfen konnte, hatte sie noch Björn dazu überredet mir etwas zu helfen. Als Ex-Springer kannte er natürlich die Springer besser als ich und meine Arbeit wurde dadurch auch auf ein höheres Level gehoben.

Und generell lernte ich das Team besser kennen. Und vor allem Kenneth. Er wurde für mich eine richtige Bezugsperson, mit der ich über alles reden konnte und da sich Lars gerade eher auf die aktiven Springer konzentrieren wollte und mit meiner Arbeit zufrieden war, übernahm ich die Behandlung von Kenneth ziemlich schnell.

Am heutigen Tag, sollte es für Kenneth einen Schritt weiter gehen. Das erste Training auf einer Schanze, von dem er selber noch nichts wusste. Zum Glück hatte Anni mir geholfen und alles organisiert. Ein paar von Kenneths Ski waren bei Daniel in der Skitasche gelandet und Anders hatte die Schuh mitgenommen. Den Anzug hatte Johann unter seine Obhut genommen.

Relativ früh am Morgen machten Anni und ich uns auf den Weg zu Kennys Zimmer, seine Sachen hatten wir schon einen Tag vorher zur Schanze gebracht.

Kurz nachdem wir geklopft hatten, öffnete er uns auch schon die Tür. „Hey Mädels was gibt's?" fragte er uns, während er jeden jeweils kurz an sich drückte. „Du ziehst dich jetzt an und dann machen wir einen Ausflug." Schob Anni den Springer wieder ins Zimmer. Dieser wechselte schnell seine Hose, nahm sich seine Jacke und trat wieder zu uns auf den Flur. „Wohin gehen wir?" „Das wirst du schon noch früh genug sehen." Sagte ich und ging mit Anni ein Stück vorne weg. „Ach kommt wenigstens ein Tipp." Flehte uns Kenny weiter an. „Es wird dir Spaß machen." Lächelte Anni ihn provokant an. Wenn es eins gab, was ich in meiner Zeit hier gelernt hatte, dann die Tatsache, dass Anni die Jungs gerne ärgerte. „Heli kannst du mir bitte helfen." Quengelte der große Norweger. „Tut mir Leid Elfchen. Ich stehe Leider unter dem Druck von Anni." Schaute ich ihn entschuldigend an.

Warum er das Elfchen bei mir war? Ganz einfach. Seine Ohren liefen leicht spitz zu. Sein lächeln war einfach wunderschön und brachte ihn Grübchen auf die Wangen, die ich am liebsten jedes Mal berühren wollte. Sein Charakter war einfach zu perfekt. Sowas konnte in meinen Augen auch nicht menschlich sein. Aber auch ein anderer Aspekt spielte eine große Rolle. Ich hatte das Gefühl, dass wenn es schneit er wieder zu einem kleinen Jungen wird. Elfen sind auch immer Jung. Vielleicht waren meine Gedanken für andere nicht nachvollziehbar. Aber es störte mich nicht und solange es Kenneth nicht stört das ich ihn so nenne, werde ich es auch dabei belassen. Ich hatte mir nun auch eingestanden, dass ich mich in der langen Zeit die wir nun schon zusammen verbracht hatten, mich langsam in ihn verliebt hatte. Aber wie konnte man sich nicht in diesen Menschen verlieben.

Kenny nervte uns die ganze Fahrt über und wollte die ganze Zeit wissen was wir vorhatten.

Glücklicherweise war die Schanze nicht weit von unserer Hütte entfernt und schon kurze Zeit später parkte Anni beim Schanzengelände.

„Oh wow eine Schanze. Sowas habe ich ja noch nie gesehen." Meinte Kenny sarkastisch und ließ Anni und mich die Augen verdrehen. Die Reaktion war vorhersehbar gewesen und wir hatten auch fest damit gerechnet. Ohne ein weiteres Wort gingen wir Richtung Umkleide, wo Kennys Sachen gelagert waren.

Auch wenn er genervt war, folgte er uns. „Du wirst gleich sehen, warum wir dir nichts gesagt haben." Meinte Anni schließlich als Kenny bei uns ankam. Gespannt schaute ich auf Kenny, um seine Reaktion zu sehen, während Anni die Tür aufschloss und Kenny eintreten ließ. Als er seine Ski sah, weiteten sich seine Augen. „Ihr wollt mir jetzt nicht ernsthaft sagen, dass ich wieder springen darf." „Doch du bist schon so weit Kenny." Bevor ich richtig enden konnte, lag ich schon in den Armen von Kenneth und wurde durch die Luft gewirbelt. „Ihr seid der Wahnsinn. Wie habt dir das alles überhaupt gemacht?" fragte er, nachdem er mich wieder runtergelassen hatte und auch Anni überglücklich in seine Arme zog. „Die Ski waren bei Danny, die Schuhe hatte Anders und auf deinen Anzug hatte Johann aufgepasst. Den Rest haben wir organisiert." Klärte Anni den immer noch strahlenden Norweger auf. „Ihr seid einfach der Hammer. Auf was warten wir noch?" scheuchte uns Kenny aus der Hütte, um sich Trainingssachen anzuziehen.

„Ich würde vorschlagen, dass du das aufwärmen übernimmst und ich mir schon mal die Schanze anschaue." Schlug Anni einen Plan vor den wir dann auch befolgten. So kam es das ich wenig später mit Kenneth durch den Wald joggte. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich heute wieder springen darf." „versuche es bitte langsam mal zu realisieren. Ich will dich dann nicht aus dem Schnee kratzen." „Hat da etwa jemand Angst um mich?" fragend schaute Kenny zu mir rüber. Erschrocken darüber was er gerade gesagt hatte, lief ich rot an und versuchte mich in meiner Jacke zu verstecken. Leider ohne wirklichen Erfolg. Kenneth bemerkte natürlich mein Unbehagen und hielt mich am Handgelenk fest. „hey was ist los? Du brauchst dich doch nicht dafür schämen, dass du dir sorgen um mich machst. So war das doch nicht gemeint. Ich finde das sogar ziemlich süß. Genauso wie dich." Sagte Kenneth und flüsterte das letzte nur. Wahrscheinlich in der Hoffnung das ich ihn nicht hören würde. Aber ich hatte ihn gehört und genau seine Worte verstanden. Erstaunt schaute ich auf und genau in die Augen von Kenny. „Was war das letzte." „Das ich es süß finde das du dir Sorgen machst." Sagte er ertappt und wollte schon wieder losjoggen. Aber so einfach entkam er mir nicht. „Ich meine den Satz den du danach gesagt hast." „Lass uns das bitte ein anderes Mal klären." „Damit ich weiter denken muss, dass aus uns nichts wird. Damit ich weiter im Dunklen Tape, wegen deinen Gefühlen zu mir. Kenny ich möchte es jetzt wissen." Schaute ich ihn flehend an. Warum mussten Jungs manchmal alles komplizierter machen als es wirklich war. Konnten sie nicht einfach mal mit der Sprache rausrücken? „Ich mag dich Helen. Ich mag dich wirklich sehr, wahrscheinlich auch zu viel um für mich noch gesund zu sein. Du geisterst die ganze Zeit in meinen Träumen und Gedanken. Seitdem ich dich das erste Mal in Klingenthal gesehen habe, habe ich wieder eine Motivation gefunden zu kämpfen. Ich kämpfe mich gerade nicht wegen mit oder dem Skispringen durch die Reha. Ich mache das alles weil ich dich glücklich und stolz machen will. Ohne dich hätte ich schon längst aufgegeben. Und vielleicht wirst du mich jetzt für meine nächste Aktion hassen, aber ich muss es jetzt einfach wissen." Sagte Kenneth schließlich. Bevor ich seine Worte richtig realisieren konnte, lagen unglaublich weiche und warme Lippen auf meinen kalten und rauen.

„Wow." War das einzige was wir beide nach dem Kuss sagen konnten und ich kuschelte mich tief in Kennys Arme. „Ich liebe dich Helen Haugvad. Ich kann nicht mehr ohne dich." Flüstere mein Elfchen und drückte mir einen Kuss auf die Haare. „Ich liebe dich auch Elfchen." Flüsterte ich ebenso leise und vergrub mein Gesicht in seiner Jacke.

Die ersten Sprünge von Kenny waren, in Anbetracht der Pause, schon richtig gut und man sah ihm an, dass er es vermisst hatte. Nach seinem letzten Sprung fuhr er zu mir und zog mich an sich. „Danke, dass du mir dabei geholfen hast, jetzt wieder hier zu stehen." Flüsterte er mir zu und zog mich zu einem Kuss ran. „Glückwunsch euch beiden." Hörten wir Anni sagen und lösten uns schließlich wieder voneinander.

Der Tag konnte einfach nicht besser sein.

Slowenien trifft NorwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt