Der Wettkampf ging an mir vorbei. Immer wieder spürte ich den Hass erfüllten Blick von Semenic auf mir liegen. Leider die gesamte Zeit, da er nicht mit sprang. "Lass dich nicht von ihm fertig machen." Lars schaute mich aufmunternd von der Seite an. "Das ist leichter gesagt als getan." Wir beide waren gerade auf dem Weg zum Auslauf, um von dort den Wettkampf zu verfolgen. "Auch wenn du es mittlerweile eigentlich wissen müsstest. Du kannst immer zu mir kommen wenn was ist." Im Auslauf stellten wir die Taschen der Jungs an einer Bank ab und setzten uns auf diese. "Danke Lars."
Die Arbeit während dem Wettkampf lenkte mich ein wenig von der Sache mit Semenic ab.
"An was denkst du?" Tilen und Anze stellten sich neben mich und schauten die Schanze nach oben. Es fehlte nur noch ein Springer der heil runter kommen musste. Peter rutschte gerade auf den Balken und wartete das er springen konnte. "Ich hoffe nur das er gut runter kommt und sich das Ding holt." gab ich von mir und schaute weiter nach oben. Peter enttäuschte mich nicht und legte den weitesten Sprung des Tages hin. Bevor ich mich versah waren Tilen und Anze schon bei meinem Bruder und nahmen ihn auf ihre Schulter. Gerade als ich zu ihnen gehen wollte hielt mich Jurij auf. "Komm Große feier jetzt angemessen mit deinem Bruder." Jurij lächelte mich kurz an bevor er in die Hocke ging. Ich verstand ihn sofort und setzte mich auf seine Schulter. Im Schanzen-Auslauf warteten sie noch auf Peter seinen Platz, als Jurij und ich dazu stießen. Ich umarmte meinen Bruder kurz. Als dann hinter seinem Namen endlich die 1 aufleuchtet freuten wir uns alle mit ihm und ich beugte mich nochmal zu ihm rüber. Die Jungs ließen uns wieder von ihren Schultern. "Ich habe dir gesagt das du das schaffst." Peter lächelte mich nochmal glücklich an bevor er mich nochmal in seine Arme zog.
Nach der Siegerehrung beschlossen Peter und ich zurück ins Hotel zu laufen und einfach mal wieder Zeit zu zweit zu verbringen. "Wie läuft es zwischen dir und Anders?" Peter schaute mich fragend von der Seite an und zog mich näher an sich. "Zwischen uns läuft es sehr gut. Darf ich dich mal was fragen." Peter zog mich mit zu einer Bank und wir setzten uns gemeinsam drauf. "Warum hattest du was gegen die Beziehung zwischen Anders und mir?" "Ich weiß auch nicht ganz. Vielleicht der Gedanke das meine kleine groß wird. Aber auch die Angst das dich jemand verletzt. Ich weiß das es blöd klingt. Auch damals schon bei Jurij. Zumal ich ihm hätte vertrauen können. Aber ich wollte dich nicht verlieren und nicht sehen wie dich jemand verletzt." Peter schaute mir die ganze Zeit entschuldigend in die Augen. Zum ersten Mal spürte ich das ihm sein verhalten wirklich leid tat. Ich konnte ihn aber auch verstehen, sein handeln nachvollziehen. "Lass uns die Zeit einfach vergessen und so weiter machen wie es gerade ist." Ich nahm meinen Bruder in den Arm. Wie hatte ich unsere gemeinsame Abende vermisst. Mich einfach mal mit ihm hinzusetzten und zu reden. Jedes Mal wenn ich es machen wollte war was dazwischen gekommen. Aber ich brauchte Peter einfach. Ohne das ich es wirklich wollte redete ich mir einfach alles vom Herzen. Bis jetzt hatte ich immer den Jungs zugehört und ihnen geholfen. Jetzt übernahm Peter den Job für mich. Er hörte mir die ganze Zeit zu und strich mir immer wieder beruhigend über den Rücken, da ich meine Tränen nicht zurückhalten konnte. Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte lächelte ich meinen Bruder dankend an. "Geht's dir wieder besser." Peter schaute mich besorgt an und strich mir die letzte Träne von der Wange. Ich nickte kurz als Antwort bevor ich meinen Kopf auf seine Schulter legte. Jeder hing seinen Gedanken nach und wir beide genossen die Anwesenheit des anderen.
Am nächsten Morgen wachte ich in den Armen von Peter auf. "Morgen Kleine. Hast du gut geschlafen?" Peter lächelte mich an und ich schmiegte mich etwas an ihn. "Ja das habe ich. Danke das wir gestern mal wieder was zusammen gemacht haben und du mir zugehört hast." flüsterte ich gegen Peter seine Brust. "Wollen wir frühstücken gehen?" Ich nickte nur und wir beiden standen dann gemeinsam auf. Erst jetzt merkte ich das unser Zimmer leer war. "Die anderen sind vor 10 Minuten runter gegangen. Wir wollten dich aber noch schlafen lassen." Erklärte mich Peter als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck sah. Als wir beide angezogen waren machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Frühstückssaal. Dort angekommen gab ich Anders erst mal einen Kuss, während Peter mir Frühstück mitbrachte. "Wollen wir heute unseren Spaziergang nachholen?" Ich schaute Anders fragend an. Bis wir nach B-Hofen aufbrechen würden hatten wir noch ein wenig Zeit. "Ich würde mich freuen." Anders küsste mich wieder und ich wand mich meinem Frühstück zu.
Nachdem ich fertig war, gingen Anders und ich hoch in unser Zimmer und holten unsere Jacken. Hand in Hand machten wir uns dann auf den Weg durch Innsbruck. In einem kleinen Café ließen wir uns nieder und genossen einfach die Zeit. Wir hatten uns gemeinsam auf eine kleine Couch gesetzt. Während ich an Anders lehnte und seinem Atem folgte, spielte er mit einer Haarsträhne meiner braunen Haare. "Wie geht es deiner Familie?" Ich hob meinen Kopf etwas um Anders in die Augen zu schauen. "Den geht es allen Richtig gut. Rasmus hat die Zusage für Lillhammer bekommen." grinste Anders. "Echt jetzt. Das ist doch toll." Rasmus spielte in einer Band. Während den Olympischen Jugendspielen sollten auch mehre Bands auftreten. Bei den Spielen auftreten zu können, war wie ein kleines Sprungbrett für viele Bands. Leider war es auch ziemlich schwer erst mal die Zusage dazu zu bekommen. Rasmus wartete anscheinend schon ziemlich lange auf die Zusage und hatte auch schon den Glauben verloren überhaupt noch aufzutreten. Umso schöner war es jetzt das er die Zusage hatte.
Anders und ich blieben noch eine halbe Stunden und redeten über unsere Familie, bevor wir uns auf den Weg zurück machten. Im Hotel schnappten wir nur schnell unsere Taschen und schon ging die Reise weiter nach B-Hofen, wo das Finale der Vier-Schanzen-Tournee stattfinden sollte.
Die letzten Vorbereitungen für den Wettkampf waren im vollen Gange. "Du schaffst das Schatz?" Anders schaute mich immer noch verzweifelt an. Sein gestriger Sprung war nicht gerade der beste gewesen und heute musste er dann auch noch gegen Tom antreten. Ein Szenario was sich beide nie vorstellen wollten. "Komm jetzt schau nicht so. Du schaffst das schon." Ich gab Anders noch einen Kuss, bevor ich ihm seine Schuhtasche abnahm und er hoch zu Schanze ging. Gleich darauf drückte mir auch Tom seine Tasche in die Hand und folgte Anders. Bevor ich zum Auslauf ging, schaute ich noch schnell bei den Slowenen vorbei und nahm auch gleich die Sachen von Jurij und Anze mit, die kurz nach Tom und Anders springen würden.
Gerade als ich die Taschen abgestellt hatte, wurden mir die Augen zugehalten. "Leute das ist nicht lustig." regte ich mich auf, da ich noch mehr zu tun hatte und gerade nicht für solche Scherze zu gebrauchen war. Als ich dann die Hände wegnahm und mich zu der Person umdrehte, schaute ich in das Gesicht meines dritten Bruders und der ganze ärger war verflogen. "Cene was machst du denn hier?" Voller Freude schloss ich ihn in die Arme. "Hallo Peter kann heute seinen ersten großen Titel gewinnen, das will ich doch nicht verpassen. Genauso wie alle aus der Familie." Cene deutete zu den Zuschauern zwischen denen ich auch meine Eltern sah. Gemeinsam gingen wir zu ihnen und ich umarmte jeden kurz. "Frau Prevc wie schätzen sie die Chancen von ihrem Schützling ein?" Mein Vater schaute mich fragend an und zauberte mir ein Lächeln auf mein Gesicht. "Leider kann er das Ganze nicht mehr gewinnen, aber einen guten letzten Sprung wird er schon machen." Obwohl ich genau wusste, dass mein Vater eigentlich nach Peter gefragt hatte, beantworte ich ihn die Frage aber mit Domen. "Und ihr andere Schützling?" Auch mein Vater lächelte mich nun an, da er wusste das es nur ein Scherz von mir war. "Leider sieht es sehr gut aus." Gab ich wieder und fing an zu lachen. Auch der Rest meiner Familie stieg in mein lachen mit ein. Wie schön war es sie alle mal wieder zu sehen. Leider musste ich mich schon viel zu schnell wieder von ihnen verabschieden, da meine Arbeit rufte.
Im Gegensatz zum ersten Durchgang konnten sich Anders und Domen jeweils um drei Plätze steigern. Jetzt standen wir alle zusammen und warteten auf die letzten beiden Springer. Severin und Peter. Severin legte vor und landete bei 141 Meter. Aber Peter ließ sich nicht lumpen und legte nochmal 1.5 Meter drauf. Domen und ich fielen uns um den Hals und rannten dann, mit dem Rest des Slowenischen-Teams, in den Auslauf zu Peter. Er hatte es geschafft. Er hat sich seinen ersten großen Titel gesichert. Die freute war bei uns riesig- Wir drückten Peter eine Slowenienfahne in die Hand und nahmen ihn auf die Schulter. Peter konnte es selber noch nicht wirklich glauben.
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Slowenien trifft Norwegen
FanficAnni Prevc möchte aus dem Schatten ihres Bruders raus treten und nimmt einen Job im Norwegischen Team an. Sie rutscht in eine neue "Familie" rein und muss dabei die Jungs unterstützen wo sie kann. Aber auch in ihrer richtigen Familie geht es drunte...