„Es hat doch niemand Verdacht geschöpft?“, wollte meine Mutter beim Frühstück wissen.
„Nö“, mampfte ich, und schluckte. „Unterschriftenfälschung hat niemand entlarvt, und es wollte euch auch keiner sprechen. Ach ja, übernächste Woche Donnerstag ist Klassenfahrt. Vier Tage.“
„Oh, das trifft sich ja gut!“, rief meine Mutter entzückt. „Donnerstag müssen auch wir wieder gehen.“
„Was? Schon so bald?“ Geschockt blickte ich sie an. „Ihr bleibt keine zwei Wochen?“
„Ein dringender Sonderauftrag. Den konnten wir wirklich nicht verschieben.“ Vor Wut hätte ich am liebsten auf den Tisch gehauen, aber ich beherrschte mich. Interessierten die denn nur noch ihre tollen Sonderaufträge??
„Schön, was grabt ihr diesmal aus?“, fragte ich mit zittriger Stimme.
„Aber Ria, diesmal geht es nach Ägypten. Ein vielversprechendes Grab wurde gefunden. Wenn du keine Schule hättest, würden wir dich ja gerne mitnehmen ...“ Unwillkürlich musste ich lächeln ... ja, Pharaonen hatten meine Eltern schon immer fasziniert.
Am Wochenende schauten wir uns ein Museum über das alte Ägypten an (meine Eltern wollten sich ja schon mal ein bisschen einstimmen), wobei sie in jedem Raum erneut sagten: „Ist es nicht erstaunlich, was die alles zustande gebracht haben, die alten Ägypter?“ Weshalb ich es bereits nach dem vierten Raum aufgab, darauf zu antworten.
Auch am Sonntag ging es mal wieder nur um Ägypten.
„Wenn wir wieder Urlaub machen, was hältst du davon, wenn wir dann nach Ägypten fahren, und wir dir alles zeigen? Hm?“, fragte mein Vater lächelnd beim Mittagessen. Ich verschluckte mich an meinem Brot und hustete.
„'Tschuldigung, hab mich verschluckt“, stieß ich hervor, und kippte ein Glas Wasser hinterher.
„Und, was hältst du von meinem Vorschlag?“, fragte mein Vater erneut, als ich mich erholt hatte.
„Oh, du weiß doch, wie sehr ich Hitze hasse“, meinte ich wahrheitsgemäß. Den Punkt, dass ich das Wort „Ägypten“ nicht mehr hören konnte, ließ ich aus.
Schließlich verschwand ich unter dem Vorwand noch Hausaufgaben machen zu müssen, in mein Zimmer, und warf mich auf mein Bett, wo ich so lange las, bis meine Eltern zum Abendessen riefen.
„Ich würde sagen, wir treffen uns heute wieder“, wisperte Ronja ihren Freundinnen zu, die sich dicht um sie gescharrt hatten, „es gibt schlechte Nachrichten.“ Sie machte ein bedeutungsvolles Gesicht und ließ ihren Blick langsam über die Gruppe schweifen, dann lächelte sie wieder. „Aber ich glaube, etwas Gutes hat der Tag doch.“ Sie deutete auf Nu, neben dem Joscha und noch vier andere Jungen standen. „Habt ihr auch schon bemerkt, dass sie uns ständig Blicke zuwerfen? Wetten, dass es keine zwei Wochen mehr braucht, bis die auch mal in unserer Freizeit anrücken?“ Ein paar Zicken grinsten vorfreudig, doch Cindy meinte mit ernster Miene: „Und wenn sie wissen wollen, wo die Kette ist? Ronja, wir brauchen sie unbedingt zurück ...“
„Das ist ja richtig interessant. Da scheinen sich wohl ein paar verknallt zu haben. Da hat's Nu ja ganz schön schwer ...“ Thea grinste mich an. In unserem Versteck hatten wir jedes Wort mitgehört.
„Ja, wundert mich auch, dass er es noch nicht bemerkt hat“, meinte ich achselzuckend. Vorsichtig schob ich ein paar Zweige beiseite.
„Moment mal“, hörte ich da Adine sagen. Sie spähte besorgt zu den Jungs herüber. „Wo steckt eigentlich Harold?“ Ich runzelte die Stirn. Inzwischen war mir schon klar, dass Harold zu der Gruppe gehörte, und doch fiel er mir nicht so auf, wie zum Beispiel Nu.
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Schimmernd wie Pyrit
RomanceIch war eigentlich immer sehr zufrieden damit, diesen Bandenschwachsinn, der ein paar meiner Mitschüler wie ein Virus befallen zu haben schien, nur von Weitem zu belächeln, bis ich anfing, meine Nase in ihre Angelegenheiten zu stecken und mich prom...