Kapitel 25

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Ronja war aufgedrehter als sonst, und ständig musste sie stehen bleiben, um auf mich zu warten.

Endlich erreichten wir das Grundstück, ganz ohne von irgendwelchen Jungen entdeckt zu werden.

„Das wäre schon mal geschafft", meinte Ronja mit gedämpfter Stimme, und spähte zu dem Haus der Jungs hinüber. „Niemand zu sehen", entwarnte sie, und eilig huschte ich los, Ronja dicht hinter mir. Doch wir waren noch nicht weit gekommen, als Ronja plötzlich leise fluchte.

„Was ist denn?", wisperte ich erschrocken, und duckte mich vorsichtshalber.

„Ich bin an einem Seil hängen geblieben! Diese verfluchten Grmpf haben Fallen aufgestellt!"

„Ich habe nichts gehört", bemerkte ich vorsichtig, und spähte aufmerksam umher. Auch Ronja blickte sich hastig um, als erwarte sie, dass plötzlich die gesamten Jungen aus einem Gestrüpp hervorbrechen könnten.

„Egal, das hier ist mit Sicherheit eine Falle, bei denen hat es bestimmt gerade irgendwo Alarm geschlagen, wie auch immer! Lass uns lieber abhauen, bevor sie kommen!" Sie riss ihren Fuß von dem Seil los, drehte sich blitzschnell um, und rief mir leise zu: „Rückzug, mach schon!" Da reagierte auch ich und folgte ihr, gerade noch rechtzeitig, um aus dem Blickfeld verschwunden zu sein, bevor Harold Jasper und Ramon fast gleichzeitig aus dem Fenster geschnellt kamen.

„Stricke!", schnaubte Ronja verächtlich. „Etwas Besseres ist denen aber auch nicht eingefallen!"

„Schscht! Wenn man uns erwischt, hat unser letztes Stündchen geschlagen, also sollten wir besser leiser sein!", warnte ich sie.

Zwei Stunden später machten wir uns erneut aus den Weg und die Angst davor, was passieren würde, wenn man uns tatsächlich ertappen würde, plagte mich schon, seit wir losgegangen oder besser gesagt: losgekrochen waren. Denn Ronja hatte den genialen Plan entworfen, ausschließlich durch Gärten zu dem Haus zu gelangen. Ich meine, ihrer Meinung nach war er genial, ich hielt das alles für ein wenig überflüssig.

„Sieh mal, da ist es ja schon!", verkündete Ronja triumphierend, und winkte mich zu ihr. Kaum hatte ich mich versichert, dass niemand anderes mich sehen konnte, huschte ich zu ihr, und spähte über die niedrigen Sträucher hinweg. Nur noch ein Garten. Wir hatten es wirklich gleich geschafft.

Eilig robbten wir durch den Garten, mieden um keine Spuren zu hinterlassen das Gemüsebeet, und bevorzugten die Deckung von Wilden Heckenrosen. Dann ging es mit einem Satz über den Zaun, und schon befanden wir uns am Ziel, suchten den Garten nach Seilen ab, und hielten Ausschau nach den Jungen. Wie man sich gut vorstellen kann, war uns nicht sehr daran gelegen, entdeckt zu werden, und so ließen wir äußerste Vorsicht walten, als wir uns einen Weg durch den Garten suchten, jede ihren eigenen. Ronja umrundete das Haus, meine Mission war, ein Fenster zu beschatten. Es kam nur eins infrage, denn alle anderen boten nicht genug Deckung. Schließlich konnte mir wohl nichts Schlimmeres passieren, als dabei gesehen zu werden, wie ich durch ein Fenster spähte, ob man mich da von außen oder innen sah, war einerlei.

Ich hatte das Küchenfenster erwischt, was eigentlich ganz praktisch war, da die Jungen gerade dabei waren, ihr Abendessen vorzubereiten. Geschäftig wuselten sie herum, schrien sich an, hantierten mehr oder weniger ungeniert mit Pfannen und Töpfen, schnibbelten eilig Gemüse, wobei Jasper seine Finger beinahe mitgeschnibbelt hätte, oder kämpften wie in Harolds Fall mit einem überlaufenden Wasserkocher.

Ja, es war recht amüsant, den Jungen beim Kochen zuzusehen, auch wenn die köstlichen Düfte, die aus dem einen Spalt weit offenen Fenster drangen, richtig quälend sein konnten.

He, Moment mal, das Fenster! Es war gekippt, es dürfte also ein Leichtes sein, es vollständig zu öffnen, und hineinzukommen, wenn die Jungen einmal draußen waren. Ich war schon drauf und dran zu Ronja zu eilen, um ihr die glückliche Nachricht zu überbringen, als mir ein übler Verdacht kam. Wenn die Jungen schon ein Fenster öffneten, dann schien es mehr als unwahrscheinlich, dass sie nicht an die Möglichkeit, einzusteigen gedacht hatten. Nein, viel eher war auch hier eine Alarmanlage mit dem Fenster verknüpft, oder noch schlimmer – die Jungen warteten nur darauf, dass wir einstiegen, damit sie dann auch uns noch gefangen nehmen könnten. Besser, ich sah mir alles erst noch mal genau an.

Schimmernd wie PyritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt