Kapitel 17

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Hinter uns saßen schon zwei andere Mädchen aus unserer Klasse. „Haben wir wohl Glück gehabt“, stellte Thea fest, nachdem sie einen Blick nach hinten geworfen hatte.

Ich nickte und lehnte mich entspannt in den Sitz zurück, bis ich plötzlich eine sehr vertraute Stimme hörte.

„Ich würde gern an diesem Fenster sitzen und da vorne ist noch ein Platz frei. Würdet ihr so nett sein und euch da hinsetzten?“, fragte Harold gespielt etwas schüchtern.

Entsetzt drehte ich mich nach hinten um. Die beiden Mädchen waren rot geworden und sahen sich verlegen an. Normaler weise war Harold alles andere als so lieb.

Grauen ergriff mich.

„Äh, ja, du kannst dich hier hinsetzten“, antwortete dann eine von den beiden nach kurzem Zögern und beide gingen zu dem Sitzplatz weiter vorne.

Mit grimmiger Mine schwang sich Harold auf den Platz hinter uns, nun plötzlich alles andere als liebreizend und schüchtern wirkend.

Unglücklich sah ich Thea an und auf ihren fragenden Blick hin deutete ich nach hinten.

Sie sah sich um und verdrehte die Augen.

Ich drehte mich zu Harold um, um ihn zu fragen, warum er sich ausgerechnet sich hinter uns gesetzt hatte, als ich Ronja hörte, die gerade sagte: „Kommt da vorne sind noch Plätze frei, da können wir uns hintereinander setzten und uns besser unterhalten.“ Sie und der Rest der Gruppe war gerade dort angekommen als sich Ramon zufrieden auf einen Sitz fallen ließ und Gordon es ihm zwei Plätze weiter vorne gleich tat. Seufzend setzte sich Ronjas Gruppe in die Lücken.

 Der Zug fuhr schon eine Weile und ich sah aus dem Fenster.

Thea gähnte und setzte sich ihre Kapuze auf, zog sie sich tief ins Gesicht und steckte die Daumen durch die Löcher in den Pulloverärmeln. „Ich schlaf mal ein bisschen“, sagte sie leise zu mir.

Die Lehrer, die ganz vorne saßen, ließen einen prüfenden Blick durch das Abteil wandern, in dem nur die beiden Klassen saßen, um zu schauen, ob alles in Ordnung war, und lasen dann weiter. Plötzlich beugte sich Harold von hinten über den Sitz, hielt Thea mit einer Hand den Mund zu und hielt sie mit der anderen fest. Nu beugte sich von vorne über seinen Sitz und griff nach der Kapuze von Thea, um nachzusehen, ob sie die Kette am Hals trug.

Ich saß einen Moment wie gelähmt da, dann schlug ich Nu auf die Finger, worauf er sie fluchend zurückzog. Thea nutzte den Moment und versuchte sich Harolds Hand vom Mund zu reißen. „Na gut, dann eben du zuerst“, zischte Nu und packte mich an einem Armgelenk und zog den Ärmel hoch. Wütend wehrte ich mich und hielt ihn so gut ich konnte an seinen Armgelenken fest. „Wenn du nicht anders willst, dann eben so“, knurrte Nu, verstärkte seinen Griff um meine Handgelenke und versuchte mich mit einem Ruck über seine Rückenlehne zu ziehen. Ich gab mir alle Mühe mich mit meinen Füßen unter seinem Sitz fest zu halten, doch ich wurde unerbittlich Stückchen für Stückchen über die Lehne gezerrt. „Du schaffst es“, nuschelte Thea hinter Harolds Hand hervor.

Ich warf Harold einen flüchtigen Blick zu, der halb über dem Sitz hängend damit beschäftigt war, Theas wild fuchtelnde Arme unter Kontrolle zu halten.

Mit einem Ruck zog mich Nu über die Lehne und ich verlor Harold aus den Augen, doch anhand des Knalls der zu hörte war, konnte ich sicher sein, dass er auf meinem Sitz aufgeschlagen war.

Der Sportlehrer drehte sich um.

Thea saß am Fenster und neben ihr Harold. Moment mal, wo kam denn Harold her. Einen Platz weiter vorne saß Nu am Fenster und Ria am Gang. Moment mal, saß Ria nicht vorhin noch eine Reihe weiter hinten?

Schimmernd wie PyritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt