„Ich hab's ...“, verkündete Thea, und brach jäh ab, als die Abteiltür aufging.
Eine junge, gut angezogene Frau schaute uns mit zusammengepressten Lippen an. Hinter sich her zog sie einen großen Koffer.
„Dürfte ich bitte durch!“, zischte sie wütend, und warf uns angeekelte Blicke zu. Ärgerlich richtete ich mich auf, und wollte mich schon vor der Frau aufbauen, als Ronja mich zu Seite zog. Unwillig drückte ich mich mit den Anderen an die Wand, um die Passagiere durchzulassen.
„He“, stellte da Nu fest. „Auf dem Schild da steht ja ... oh nein, wir müssen raus!“
„Glück gehabt“, raunte Thea mir zu, und drückte mir die Kette in die Hand, als wir uns eilig aus dem Zug schoben, und dafür viele ärgerliche Blicke kassierten.
„Davon hatten wir in letzter Zeit ziemlich viel“, gab ich zurück, und ging, die Kette nun in der Hosentasche, aus dem Zug. Kaum war ich draußen, als ich auch schon sah, wie Jasper mir auffällig ein Bein stellte. Als Antwort rollte ich mit den Augen und wollte einen großen Schritt darüber machen, doch Harold versetzte mir einen kräftigen Stoß, sodass ich doch darüber stolperte, und mir das Bein verknackste. Im nächsten Moment war er auch schon neben mir.
„Hast du dir wehgetan?“, wollte er gespielt besorgt wissen.
„Ne, kein bisschen!“, entgegnete ich ironisch, und richtete mich wütend auf. Humpelnd versuchte ich Thea aufzuholen, doch Harold war schon wieder an meiner Seite.
„Du humpelst ja!“, stellte er höchst erfreut fest. „Sieht schlimm aus. Lass mich dir helfen!“ Mich fies anlächelnd stützte er mich.
„Ich brauche keine Hilfe!“, rief ich wütend, und versuchte ihn loszuwerden, doch das war schlicht unmöglich.
„Aber, aber!“, meinte Harold zuckersüß.
„Was ist denn los?“, fragte da Nu, der neben Harold erschienen war.
„Sie hat sich ganz übel das Bein verstaucht!“, erklärte Harold besorgt,
„Oh, nein, wie schrecklich!“, rief Nu aus, und schenkte mir das gemeinste Lächeln, das ich jemals gesehen hatte.
„Wenn ich könnte, würde ich euch den Hals umdrehen!“, knurrte ich, und gab schließlich die Versuche, Harold zu entkommen, auf. Es half ja eh nichts, also musste ich mich wohl damit abfinden, von zwei erstaunlich gut gelaunten Gestalten zum Kofferabteil begleitet zu werden.
Und ich musste mir anhören, wie diese beiden Gauner von den Lehrern für ihre Hilfsbereitschaft gelobt wurden.
„Ich hole die Koffer, du passt auf Ria auf!“, zischte Harold Nu zu.
„Ich kann auch die Koffer holen“, bot sich Nu an. Ärgerlich humpelte ich einen Schritt zurück, und versuchte mich aus ihrem Griff zu befreien.
„Ich brauche keinen Aufpasser!“, rief ich eine Spur zu laut, denn Harold und Nu blickten sich panisch um. Anscheinend hatte mich niemand gehört.
„Doch, bevor du uns wegläufst!“, verkündete Nu mir mit einem leicht amüsierten Lächeln.
„Pah! Wenn ihr meinen Koffer habt?“ Ich versuchte den hoffnungsvollen Ton in meiner Stimme zu verbergen, doch sie hatten mich schon durchschaut. Manchmal wäre es doch ganz praktisch, wenn sie etwas dümmer wären!, dachte ich bei mir. Oder ich etwas schlauer!, fügte ich hinzu, und dachte bange an die Kette, die ich schon wieder trug. Bei der nächsten Gelegenheit würde ich sie Thea geben, dass stand für mich schon einmal fest.
„Ich beeile mich mal mit den Koffern“, meinte Harold, und schon war er verschwunden.
„Gut.“ Nu zog sich seinen Mantel aus. „Zieh den an!“, befahl er.
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Schimmernd wie Pyrit
RomanceIch war eigentlich immer sehr zufrieden damit, diesen Bandenschwachsinn, der ein paar meiner Mitschüler wie ein Virus befallen zu haben schien, nur von Weitem zu belächeln, bis ich anfing, meine Nase in ihre Angelegenheiten zu stecken und mich prom...