Kapitel 11

1.1K 45 10
                                    

Jasper lies wieder los.

„Seit ihr jetzt bereit zu verschwinden?“, fragte Nu. Ronjas Bande flüsterte miteinander, dann brummte Ronja: „Ihr brutalen, verfluchten gemeinen …“, doch als sie Jaspers Blick begegnete, brach sie doch lieber ab und fügte hastig hinzu: „Von mir aus.“ Doch gerade, als sie verschwinden wollten, hörte ich noch andere Schritte und Nu fluchte leise auf.

„Was macht ihr denn hier? Es ist Unterricht“, fragte unser Mathematiklehrer, er klang alles andere als freundlich. Kein Wunder, wenn fast die halbe Klasse fehlte.

Gut, dass man mich nicht sehen konnte! Aber das würde mir auch nichts bringen.

„Naja, Ria ist mit dem Bein umgeknickt, und so haben ich und noch drei weitere auf sie gewartet und ihr geholfen. Und als wir kurz vor der Schule waren sind uns die anderen begegnet <Ronja deutete mit einer ausladenden Armbewegung auf die herumstehenden Mädchen und Jungen> und die wurden von so einem widerlichen Köter angebellt und er wollte sie anspringen, also haben wir ihnen geholfen, dabei ist halt Ria hingefallen, wegen ihrem umgeknickten Bein, und dann sind wir zusammen weiter gelaufen“, erzählte Ronja ihr unglaubwürdiges Schauermärchen.

„Na dann, aber jetzt ab in den Unterricht“, ermahnte der Lehrer, offensichtlich nicht auf eine längere Diskussion aus.

Ich tat unnötigerweise so, als würde ich leicht hinken, da der Lehrer uns nachsah. Als sich unsere Wege trennten, beugte sich Nu noch einmal zu mir. „Und schon wieder bist du knapp entkommen, aber verlass dich drauf. Ich kriege dich.“

Dann bog er und die anderen aus seiner Klasse ab. Harold wollte bei uns die Ausrede erzählen, und als er gerade anfing, vor dem Lehrer die Personen aufzuzählen, die alles Ria geholfen hatten, und wer von dem Hund angegriffen wurde, durften wir uns schon setzten.

In den nächsten Pausen hielt ich mich ständig an Ronjas Seite auf, die zum Glück ganz vergessen hatte, mir die Kette abzunehmen. Die anderen Mädchen aus ihrer Gruppe waren darüber nicht so begeistert, sagten jedoch nichts.

So war es mehr als selbstverständlich, dass ich erleichtert war, als die Schule endlich zuende war. Und obwohl ich am liebsten sofort nach Hause gegangen wäre, blieb ich, und wischte erst die Tafel, fegte den Klassenraum, und unterhielt mich schließlich noch mit dem Lehrer, bis ich mir sicher war, dass keine Gefahr mehr bestand, Nu oder jemand anderem aus der Gruppe zu begegnen.

„Heute wohl besonders fleißig!“, verabschiedete sich der Lehrer, und ging zum Lehrerzimmer. Ich schaute ihm noch hinterher, dann ging ich durch die leere Pausenhalle zum Ausgang. Auch draußen war es leer, zumindest schien es so, als ich die Tür öffnete. Behutsam streckte ich die Nase nach draußen, spähte nach links, dann nach rechts und erstarrte. Für einen Augenblick sah ich Harold direkt in die Augen, dann knallte ich mit einem Aufschrei des Entsetzens die Tür wieder zu und machte auf dem Absatz kehrt.

„He, he, nicht so eilig!“, rief Harold hinter mir her und riss die Tür wieder auf. „Du demolierst noch … He, du hörst mir gar nicht zu!“ Fluchend rannte er hinter mir her, aus den Augenwinkeln sah ich, wie er mit flatternden Haaren die Kurve nahm und dabei beinahe gegen eine Wand gekracht wäre. Zu gerne hätte ich sein Ungeschicktheit kommentiert, doch dazu blieb keine Zeit.

Blitzschnell kam etwas auf mich zugeschossen, ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne, doch zu spät. Es gelang mir gerade noch, die Arme schützend hochzureißen, dann knallte ich mit voller Wucht gegen den zweiten Ausgang, quietschend ergab sich die Tür und ich stolperte nach draußen.

„Autsch, verdammicht noch mal!“, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, blickte auf und wäre vor Schreck beinahe über meine eigenen Füße gefallen.

Schimmernd wie PyritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt