Prolog

11.8K 305 26
                                    

Eigentlich traurig, wenn man mit zwanzig Angst vom eigenen Freund hat oder? Sollte man nicht eigentlich glücklich mit ihm sein, anstatt Angst zu haben? Ich war dankbar für jede Minute dankbar in der ich ihn nicht sehen musste, in der ich keine Angst haben musste, dass er mich wieder verletzt, er mich schlägt, mich wie den letzten Dreck behandelt. 

Niemand konnte verstehen, warum ich noch mit so jemandem zusammen bin, doch die Frage ist ganz leicht zu beantworten. Ich bin nicht mit ihm zusammen, weil ich ihn liebe, denn das tue ich schon lange nicht mehr. Nein, ich bin mit ihm zusammen, weil ich Angst habe. Angst, dass er mir, wenn ich mich von ihm trennen würde, noch mehr weh tun würde, als er es schon tat. 

Warum das niemand verstehen kann? Ist ebenfalls einfach zu beantworten. Ich habe niemanden mit dem ich richtig darüber reden konnte. Meine Freunde, wie sich später herausstellte, waren keine Freunde. Wahre Freunde würden einem in so einer Situation beistehen, für einen da sein, doch diese sogenannten 'Freunde', haben, sobald sie das mit meinem Freund mitbekommen haben, einfach den Kontakt abgebrochen. Tolle Freunde. 

Nicht mal zu meinen Eltern habe ich mehr Kontakt. Vor drei Jahren, als ich noch siebzehn war und mitten in den Abiturprüfungen steckte, haben sie mich einfach von zu Hause rausgeschmießen, und mir gesagt, dass ich von nun an alleine klar kommen musste. 

Hätte ich nicht für eine Weile bei meinen Großeltern unternommen können, dann wär ich auf der Straße gestanden. Hätte nichts gehabt, denn Geld für eine eigene kleine Wohnung hatte ich nicht.

Ein halbes Jahr hatte ich dann bei meinen Großeltern gelebt, denn ewig wollte ich dann auch nicht dort bleiben, und so hatte ich mir nach meinem Abitur einen Job in München gesucht. Auch eine kleine Wohnung konnte ich mir somit leisten, und dann lernte ich auch schon Timo kennen und verliebte mich in ihn. 

Ein Jahr lang hätte man meinen können, dass wir das glücklichste Paar auf Erden wären, sind sogar zusammengezogen, doch dann hatte er immer mehr sein wahres Gesicht gezeigt. 

Er wurde grob zu mir, hat alles auf mich abgeschoben, hat angefangen mich zu schlagen und mich zu verletzen. Ich bekam immer mehr Angst vor ihm, und heute trau ich mich schon garnicht mehr in seine Nähe. Ihm ist mehr als nur bewusst, dass ich Angst vor ihm hab, doch meine Angst treibt ihn noch mehr dazu an mich zu verletzen, und vor allem machte es ihm auch noch Spaß. 

In Gedanken hatte ich mir schon oft gesagt "Verlass ihn doch. Warum lässt du das mit mir machen?" Es wäre so einfach, doch meine Angst, macht mir diesen Schritt zu gehen, beinahe unmöglich.

Frische Luft || Wincent Weiss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt