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Kaum hatte ich blinzelnd meine Augen geöffnet, wollte ich sie schon wieder schließen. Seit wann ist es denn so hell? Und wo bin ich eigentlich? Verwirrt rappelte ich mich ein wenig auf und sah mich um.

Immer wieder gingen ein paar Menschen an mir vorbei und sahen mich komisch dabei an. Immer lauter werdende Geräusche, die sich anhörten wie die eines Zuges, drangen an mein Ohr, und tatsächlich fuhr im nächsten Moment einer vorbei. War ich etwa am Bahnhof? Warum bin ich am Bahnhof? 

Ich versuchte langsam aufzustehen, bereute es aber gleich, da ich wieder zusammensackte. Erst jetzt nahm ich die Schmerzen, die ich eigentlich schon die ganze Zeit hatte, wieder richtig wahr. Ich sah an mir runter, und bekam einen Schreck.

An meinen Armen zogen sich mehrere Schnittwunden, auch einige tiefere, entlang. Meine Hose war an manchen Stellen aufgerissen und blutbefleckt da ich auch an meinen Beinen einige Schnittwunden hatte. Mein Gesicht schmerzte wie Hölle. Genauso wie mein restlicher Körper. 

Wie aus dem nichts heraus, schoßen mir die Bilder von gestern vor mein geistiges Auge und ich musste schon wieder mit den Tränen kämpfen. Verdammt, wann hört das endlich auf! 

Erneut versuchte ich aufzustehen, was diesmal auch klappte, da ich mich an der Wand hinter mir abstützte. 

Noch immer konnte ich die Blicke der vorbeigehenden Menschen auf mir spüren, doch anstatt, dass jemand helfen oder sonst was tun würde, machten sie alle nur einen großen Bogen um mich herum. Anscheinend hatte ich Hilfe wohl wirklich nicht verdient....

Seufzend beobachtete ich weiter das Geschehen rund um mich herum, denn zurück geh ich auf keinen Fall. Ich würde es nicht schaffen, nochmal den Mut aufzubringen um zu fliehen. Aber was mach ich den jetzt? Wo soll ich denn bitte hin? Außerdem interessiert es doch eh keinen! Und das tat weh. Das tat wirklich weh! Ich steh alleine da. Alleine mit meinen Problemen. Allein mit meiner Angst. Allein mit meinem Leben.

Gerade fuhr ein Zug ein, und im Nu verringerte sich die Menschenmenge am Bahnhof. Wo dieser Zug wohl hin fuhr? Wo er wohl halt machen würde?

Ich starrte den Zug, der noch immer nicht abgefahren war förmlich an. Wo würde er mich wohl hinbringen, wenn ich einfach einsteige?

Doch ich konnte mir doch nicht mal ein Ticket kaufen. Ich hatte ja nicht mal das Geld dazu. Ich hatte nichts. Aber was, wenn ich es trotzdem schaffen würde ohne erwischt zu werden? 

Mir war bewusst, dass das nach hinten losgehen könnte, wenn ich das machen würde, aber was soll ich denn sonst tun? Aber so wie ich aussah? Ich war hin und her gerissen.

Soll ich es riskieren? Soll ich es nicht riskieren, und dann irgendwann Timo in die Arme laufen? Wenn ich in München bleibe, würde er mich früher oder später finden...

Verdammt, was soll ich denn tun?!

Frische Luft || Wincent Weiss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt