Ich wusste nicht, was ich jetzt sagen sollte. Warum wusste er immer genau wann er was sagen musste, um mich aufzubauen? Und dann waren seine Worte nicht mal gelogen, sondern entsprachen der puren Wahrheit, was gerade wieder deutlich zeigte.
Er zog mich erneut in eine Umarmung, welche ich erwiderte und meine Arme zögerlich um ihn legte. Seine Hand strich, wie so oft, über meine Haare, während die andere auf meinem Rücken ruhte. "Es wird alles wieder gut...", flüsterte er, bevor er sanft meine Stirn küsste und mich dann wieder ansah. "Versprochen..." Ich nickte, und schaffte es sogar, leicht zu lächeln.
"Steht dir viel besser...", meinte er lächelnd, worauf ich ihn fragend an sah. Was stand mir besser?
"Wenn du lächelst... Auch wenn nur ein bisschen, aber steht dir viel besser, als ein trauriger Gesichtsausdruck." Ich merkte, wie ich leicht rot wurde. Wincent schien das auch zu bemerken und lachte. "Du bist gemein", sagte ich, musste dabei aber selbst lachen. Es tat sogar wirklich gut zu lachen. Er schaffte es sogar mich zum Lachen zu bringen, obwohl mir innerlich eigentlich gar nicht danach zu mute war. Schon irgendwie krass, dass ich auf der einen Seite todtraurig sein konnte und mir Vorwürfe machte, und dann kam Wincent und schaffte es, trotz, dass es ihm selbst nicht so gut ging, mich zum Lachen zu bringen. Wie macht er das nur?
"Und ein Lachen steht dir noch besser...", meinte er mit einem fetten Grinsen im Gesicht zu mir. "Danke...", sagte ich etwas leiser und senkte den Blick leicht, damit er nicht sah, wie ich wahrscheinlich noch roter wurde. Er lachte und nahm mich wieder in den Arm. "Kann es sein, dass du gerne Menschen umarmst?", fragte ich ihn, während ich seine Umarmung erwiderte. "Kann sein...", meinte er und lächelte. Ich legte meinen Kopf an seine Brust. Warum tat es so gut, einfach in den Arm genommen zu werden? Warum fühlte ich mich dadurch gleich viel besser? Warum, besser gesagt, wie schaffte er es, mich für eine Weile meine ganzen Probleme und alles vergessen zu lassen?
Mein Blick fiel auf die Gitarre, welche auf der Couch lag, und anscheinend nur darauf wartete, dass auf ihr gespielt wird. "Kannst du was spielen?", fragte ich ihn zögerlich. Er wusste sofort was ich meinte. "Klar"
Wincent löste sich von mir und ließ sich auf der Couch nieder. Er nahm seine Gitarre auf den Schoß und sah dann zu mir, bevor er neben sich deutete. Ich verstand und setzte mich neben ihn. Er lächelte und begann dann ein paar Akkorde zu spielen, die schnell zu einer Melodie verschmolzen, die ich glaubte, schon mal gehört zu haben und unheimlich schön fand. Ich könnte ihm stundenlang dabei zuhören...
Wie aus dem Nichts heraus, begann er auf einmal zu singen. Mein Blick wanderte von den Gitarrenseiten langsam hoch zu ihm. Seine Augen waren geschlossen und es schien, als wäre er in einer ganz anderen Welt. Die Art wie er sang, ging einem mitten ins Herz. Ich hatte noch nie jemanden mit so viel Gefühl singen hören.
Nach einer Weile, erkannte ich das Lied, dass er da gerade sang. Es war dasselbe, dass er schon mal gesungen hatte, und mich, wie jetzt auch, zum Weinen brachte. Er sprach mir mit den Worten aus der Seele...
Erst als er mit dem Song zu Ende war, öffnete er langsam wieder seine Augen und sah zu mir rüber. Ich wischte mir die Tränen weg und lächelte ihn, so gut es ging an.
Da war es wieder. Er schaffte es mich zum Lachen, sowohl als auch zum Weinen zu bringen.
Wincents Blick sprach Bände. Er schien genau zu wissen, was ich mit dem Lied verband, und warum ich jetzt weinte. Oft braucht es keine Worte, um den anderen zu verstehen...
DU LIEST GERADE
Frische Luft || Wincent Weiss
Teen FictionEigentlich traurig, wenn man mit zwanzig Angst vom eigenen Freund hat oder? Sollte man nicht eigentlich glücklich mit ihm sein, anstatt Angst zu haben? Ich war für jede Minute dankbar in der ich ihn nicht sehen musste, in der ich keine Angst haben m...