Frische Luft || Wincent Weiss

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"Man! Verdammt Wincent, ich kann gerade dir ja schlecht sagen, dass ich mir meinen Gefühlen dir über nicht im klaren bin. Ich keine Ahnung habe, was genau ich für dich fühle, aber es auch nicht so ist, dass da nichts ist!", sprang ich vom Bett auf und drehte mich zu ihm herum. Sofort klatschte ich mir die Hand vor den Mund, als ich realisierte, was da gerade aus meinem Mund gekommen war. Fuck! Fuck! Und nochmal fuck!

"Was?", kam es ungläubig von Wincent. Ich ignorierte das erst mal und ließ mich zurück aufs Bett, auf den Rücken fallen und sah an die Decke. Warum konnte ich auch meine verdammte Klappe nicht halten. Besser gesagt, warum zum Teufel, platzt das einfach so aus mir heraus?

Neben mir senkte sich die Matratze. Wincent hatte sich nun auch auf den Rücken gelegt und ich konnte seinen Blick förmlich auf mir spüren.

"War es das, weswegen du nicht mit mir reden wolltest?", fragte er mich vorsichtig. Ich brachte nur ein leises "Ja" heraus.

Im Augenwinkel sah ich, wie sich Wincent seitlich zu mir drehte und mich ansah. Ich tat es ihm kurz darauf gleich. Nur, dass ich ihm nicht in die Augen sehen konnte.

"Es ist einfach scheiße, wenn man nicht mal mit seinen eigenen Gefühlen klar kommt...", murmelte ich mehr an mich selbst gerichtet.

"Manchmal können Gefühle richtig mies sein was?" Ich nickte darauf hin nur. Und wie sie das können. Richtige Verräter können sie sein.

"Warum kann man sie nicht einfach abstellen... Das würde alles viel leichter machen...", meinte ich.

"Aber ist es nicht langweilig, wenn alles einfach wäre? Stell dir mal eine Welt vor, in der niemand etwas fühlt... Keine Angst, keine Freude, keine Traurigkeit, keine Neugierde, keine Wut, keine Leere, keine Hoffnung, keine Liebe... Ein Haufen gefühlsloser Menschen... Wäre schon traurig..."

Nun sah ich doch zu ihm. Seinem Blick nach schien er sich das gerade wirklich vorzustellen.

"Ohne Gefühle würde man aber niemanden mehr verletzen..." Und ich würde ihn nicht mehr verletzen. "Manchmal würde ich sie wirklich am liebsten einfach abschalten..."

"Also ich würde das nicht wollen... Auch wenn Gefühle manchmal echt scheiße sein können, können sie doch genauso auch schön sein. Freude zum Beispiel... Ist es nicht schön, wenn man sich über Dinge freut und diese Freude vielleicht sogar mit jemandem teilen kann? Oder auch Liebe... Eines der schönsten Gefühle... Was wäre eine Welt ohne Liebe? Die Vorstellung ist wirklich schrecklich..."

Unterhielten wir hier gerade im Ernst über Gefühle? Besser gesagt diskutierten. Naja, eigentlich diskutierten wir ja nicht so richtig, sondern sagten jeglich, was wir davon hielten. Wie kamen wir eigentlich überhaupt dazu? Okay, das war doch eigentlich auch egal. Wir redeten halt eben darüber.

"Liebe ist scheiße... Es ist, als würde sie einen hintergehen...", meinte ich. "Klar kann Liebe auch schön sein, aber meistens täuscht, verunsichert oder zerstört sie einen doch bloß... Und das ist definitiv nicht schön..."

Warum führten wir dieses Gespräch eigentlich?

"Aber nicht, wenn man sie von den richtigen Menschen vermittelt bekommt...",  sagte Wincent ruhig und sah mich an.

Eine Weile lang sahen wir uns einfach nur gegenseitig in die Augen, bis wir schlussendlich in schallendes Gelächter ausbrachen.