Durch ein ganz leichtes Rütteln an meiner Schulter wurde ich wach, ließ meine Augen aber noch einen Moment geschlossen.
Nach wenigen Minuten öffnete sie dann doch. Sofort schreckte ich hoch, als ich in das Gesicht des jungen Mannes sah, der noch immer da war. Ich hatte jetzt nicht wirklich auf seinem Schoß geschlafen oder? Bitte nicht.
"Hey....alles gut...", meinte er und lächelte leicht. Konnte er jetzt etwa schon Gedanken lesen?
"Hast du gut geschlafen?", fragte er mich, worauf ich nur nickte, da mir die ganze Situation gerade etwas unangenehm war.
"Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe..." Entschuldigend sah er mich dabei an, worauf ich nur ein leises 'Schon gut' murmelte.
"Ich glaube wir sollten dann aussteigen...", meinte er dann und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. "Wir sind gleich am Endbahnhof...." ergänzte er noch als er meinen fragenden Blick sah. "Oh...", sagte ich leise und sah dann ebenfalls aus dem Fenster. Wo ich hier wohl war? Wo sollte ich eigentlich hin? Und warum war er eigentlich noch hier?
"Wieso bist du eigentlich noch hier?", fragte ich ihn deshalb, sah dabei aber weiterhin aus dem Fenster. Von einer Sekunde auf die andere verschwand die schöne Landschaft, da der Zug gerade in den Bahnhof einfuhr.
"Ich lebe hier.... Und ich wollte dich nicht unbedingt allein lassen... Du wirkst so, als ob du jemanden brauchen könntest..." Nun drehte ich meinen Kopf doch zu ihm und sah ihn dankbar an.
Mittlerweile war er aufgestanden, was ich dann auch tat. Zumindest versuchte, denn kaum war ich aufgestanden kippte ich nach vorne, doch bevor ich hinflog, wurde ich aufgefangen. "Nicht umfallen..." Seine Arme lagen um mich und sofort breitete sich wieder Panik in mir aus, und ich begann mich in seinen Armen zu winden. "Hey....shh...beruhig dich...ich tu dir nichts..." Auch wenn seine Worte noch so beruhigend waren, half das bei mir nichts und ich wand mich weiter, bis ich mich aus seinen Armen befreit hatte und sogleich auch einen Schritt zurücktrat. Fragend sah er mich an. "Hey, alles okay?" Ich nickte nur und richtete meinen Blick auf den Boden. Ich war froh, dass er nicht weiter nachfragte, denn ich wollte wirklich nicht darüber reden.
"Komm...", meinte er dann und ging den kurzen Gang entlang. Ich folgte ihm etwas langsamer, da meine Beine nicht so schnell wollten. Kurz darauf stiegen wir aus und ich atmete die frische Luft ein. Für einen Moment schloss ich meine Augen. Ich konnte es irgendwie nicht glauben, dass ich es wirklich geschafft hatte, auch wenn ich nicht wusste wo ich war.
"Wohin musst du eigentlich?", fragte mich der junge Mann und stellte sich vor mich. Ich zuckte kurz zusammen, da ich so in Gedanken versunken gewesen war. Was soll ich ihm denn sagen
"Ähm...ich....ich muss zu meinen...ähm....Großeltern....", stammelte ich vor mich her. Der Wahrheit entsprach das natürlich nicht, doch ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich weder wusste wo ich war, noch wo ich hin sollte.
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Frische Luft || Wincent Weiss
Teen FictionEigentlich traurig, wenn man mit zwanzig Angst vom eigenen Freund hat oder? Sollte man nicht eigentlich glücklich mit ihm sein, anstatt Angst zu haben? Ich war für jede Minute dankbar in der ich ihn nicht sehen musste, in der ich keine Angst haben m...