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|| Wincent ||

Ich saß bestimmt eine gute Stunde, wenn nicht noch länger, einfach nur da und beobachtete sie beim Schlafen. Die meisten würden mich deshalb wohl für verrückt erklären, aber ich hatte irgendwie das Gefühl für sie da sein zu müssen, wenn sie aufwacht.

"Ah!! Nein!! Bitte!! Hör auf!!!" Ich zuckte vor Schreck zusammen, als Alina's verzweifelte Schreie plötzlich den ganzen Raum erfüllten. Sie wälzte sich im Bett und schrie immer wieder dasselbe. Ich versuchte sie irgendwie zu beruhigen, doch anstatt sich zu beruhigen wurde es immer schlimmer, bis sie plötzlich, wie aus dem Nichts heraus in die Höhe schoss und sich schwer atmend und schweißgebadet, hektisch umsah. 

Ohne zu Zögern, nahm ich sie, wie vorhin schon, einfach in den Arm und strich sanft über ihren Rücken. "Shhhh....es ist doch alles gut... Du hast nur geträumt...", redete ich ruhig auf sie ein. 

"Nein, nichts ist gut.... Er ist überall... Er wird mich finden.... Ich hab so große Angst vor ihm..." Sie löste sich von mir und sah mich völlig verzweifelt und ängstlich an. 

"Du musst keine Angst haben.... Ich bin bei dir..." Ja, auch wenn ich sie eigentlich nicht kannte, und wenn auch nur ein paar Stunden, hatte ich dennoch das Gefühl sie beschützen zu müssen, und das würde ich auch tun. "Aber wer will dich finden?" Man sah ihr an, dass sie sich unsicher war, ob sie es nun sagen sollte oder nicht. Es muss ihr wirklich sehr schwer fallen.

"Du kannst mir vertrauen. Wirklich.", sagte ich zu ihr und lächelte ganz leicht, worauf sich ihre Miene ein klein wenig verändert doch ich wusste nicht, wie ich sie jetzt definieren sollte.

Alina knetete nervös ihre Hände und senkte ihren Blick und seufzte. "Timo....", flüsterte sie leise, dass man es gerade noch so verstehen konnte. 

"Wer ist Timo?", fragte ich sie, da ich ja keinen blassen Schimmer hatte wer das sein sollte. 

"Mein Freund....naja....nicht mehr Freund.... Ach, ich weis doch auch nicht! Ich hab einfach so scheiß Angst davor, dass er mich findet! Dass er irgendwo auflauert, und nur darauf wartet, zuschlagen zu können und mich zurückzuholen!" Sie sprach so schnell, dass ich Mühe hatte mitzukommen. "Hey hey hey...ganz ruhig... Aber wieso hast du Angst vor ihm?" Tausende von Fragen und mögliche Antworten schossen mir durch den Kopf. 

"Ich...ich.... Ich hab Angst davor es zu sagen... Ich kann es einfach nicht..." 

"Sieh mich mal an..." Kurz zögerte sie, sah dann aber doch auf. Ich schaute er ihr in die Augen. "Weist du... Manchmal hilft es, wenn man mit jemandem redet, auch wenn man noch so große Angst davor hat. Man fühlt sich dannach viel leichter. Es ist, als würde eine schwere Last von einem abfallen... Manchmal braucht man jemanden, der einem einfach mal zuhört und für einen da ist... Und ich glaube, dass auch du das brauchst...."

Frische Luft || Wincent Weiss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt