Am nächsten Tag unternahm ich nichts Besonderes. Ich durchsuchte lediglich die Fotos, die ich gestern gemacht hatte und bearbeitete diese, falls sie zu dunkel waren. Danach spielte ich noch eine Runde Mühle mit Hanna und gegen Abend hin, machte ich mich bereit, auf die drei Kinder aufzupassen und sie später ins Bett zu bringen. Megan gab mir ihre Handynummer, nur für den Fall, dass etwas passierte, was sie aber nicht annahm.
Megan kam um die Ecke, während ich mit Hanna ein weiteres Spiel spielte: Mikado. In ihrem schwarzen Cocktailkleid sah sie einfach atemberaubend aus, und selbst Hanna staunte.
„Wow, das Kleid ist ja der Hammer!", gab ich von mir und lächelte sie an.
„Maaaama, du bist so hübsch!" Hanna sprang vom Sessel und lief zu ihrer Mutter hin, um sie zu umarmen. „Wo fahren du und Papa denn hin?"
„Wir gehen heute in ein Restaurant, Liebling." Sie streichelte Hanna über den Kopf. „Und bitte sei so lieb und folge Selene, wenn sie euch etwas sagt.", raunte sie ihr noch zu, wobei ich mir bei Hanna die wenigsten Sorgen machte. Hanna schien ein ganz braves Kind zu sein und mit Gemeinschaftsspielen leicht zu beglücken.
„Selene, kommst du bitte noch einmal zu mir?", bat mich Megan, wobei ich aufstand und zu ihr ging. „Falls etwas nicht passt oder dir die Kinder nicht gehorchen, dann kannst du mich immer anrufen. Also bitte hab keine Scheu davor, dein Handy zu nehmen und meine Nummer zu wählen."
„Ja, das werde ich machen. Versprochen. Aber auch nur, wenn ich mich ganz und gar nicht raussehe. Was hoffentlich nicht der Fall sein wird, aber ich denke nicht." Ich grinste und Megan verabschiedete sich ein weiteres Mal bei uns Mädchen. Danach verschwand sie mit ihrem Mann aus der Haustür und fuhren wenige Minuten später mit James aus der Hauseinfahrt. Von Megan hatte ich erfahren, dass sie gar keinen Führerschein hatte und sie ihn irgendwie auch nie machen wollte. Als sie dann James einstellten, erschien ihr ein Führerschein noch sinnloser als zuvor und deswegen ließ sie es einfach bleiben. Mr. O'Kelley hingegen hatte schon einen Führerschein, nur benutzte er sein Auto relativ selten, da er sich genauso wie Megan, gerne herumkutschieren ließ.
„Leon! Lucas! Wollt ihr nicht auch zu uns stoßen?", rief ich durch das Haus und wenige Sekunden später stürmte Lucas herbei, der es sich zuvor im Wohnzimmer bequem gemacht hatte um zu fernsehen. Leon war ebenfalls bei ihm gewesen, doch von dem hörte ich noch immer nichts. Gerade als ich schauen wollte, ob bei ihm alles in Ordnung war, klingelte es an der Tür.
„Wer ist das?", wollte Hanna von mir wissen und schnappte sich meine Hand.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht haben deine Eltern etwas vergessen?", schlug ich vor.
„Aber sie sperren dann ja immer selbst auf." Ich zuckte mit den Schultern, und tat so, als wäre dieses Klingeln nichts Besonderes. Dabei hatte ich ein genauso mulmiges Gefühl im Magen wie Hanna. Lucas schaute mich etwas komisch an und nahm meine freie Hand. Wie ich so die Tür öffnen sollte, war dann eine andere Frage, aber wenn sie sich wohler fühlten wenn sie meine Hand hielten, dann bitte. Außerdem empfand ich es ebenso als wohltuend, ihre zarten Händchen zu halten.
Es klingelte ein weiteres Mal und ich ging gezielt auf die Haustür zu. Wer sollte es schon sein? Nur weil ich Angst vor einem Wolf hatte, hieß das noch lange nicht, dass Wölfe an eine Haustür klingelten. Meine Phantasie spielte mir wieder mal einen Streich und ich musste aufhören mich wie ein Baby zu verhalten. Diese Kinder schauten sich womöglich auch noch etwas von mir ab, und da musste ich schon mutiger sein.
Gerade als ich die Tür öffnete und fragen wollte, wer denn hier sei, wurde ich leicht angerempelt und ein kleiner Mann trat in das Haus. Ein kleiner Mann namens Leon, der einen grimmigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
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Schwanenblut
FantasySeitdem Selene in Irland angekommen ist, wird sie nicht nur von mysteriösen Träumen geplagt, sondern auch noch entführt! Als wäre das nicht schon schlimm genug, stellt sich auch noch heraus, dass sie ein großes Geheimnis in sich trägt, von welchem s...