Kapitel 5.1

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Die nächsten Tage vermied ich es aus meinem Zimmerfenster zu schauen, ansonsten hätte ich womöglich nicht mehr schlafen können oder ich erlitt Albträume. Obwohl, Albträume hatte ich ohnehin schon. So gut wie jeden Tag träumte ich von diesem Schwänen und ich kannte den Grund dafür nicht. Vielleicht sollte ich James noch einmal danach fragen, denn bei unserer ersten Autofahrt hatte er gemeint, dass das Töten dieser edlen Tiere in Irland verboten war. Eventuell gab es dazu auch eine Hintergrundgeschichte, die James kannte.

Diesen Nachmittag musste ich auf die Kinder aufpassen, was mir nichts mehr ausmachte, denn ich war gerne mit ihnen zusammen. Sie machten mich irgendwie glücklich und es machte Spaß sie um sich zu haben. Hanna wollte sehr oft irgendwelche Spiele spielen und diesen Wunsch erfüllte ich ihr so oft es ging. Meist stießen dann auch noch die beiden Jungs dazu. Lucas jedoch, gab solche Gemeinschaftsspiele immer ganz schnell auf und beschäftigte sich mit anderen Dingen oder löcherte James mit Fragen die niemand beantworten konnte. Leon vertraute mir seit unserem ersten Abend, an dem wir ganz alleine waren. Ich hatte mich mit Michael unterhalten, so wie es sich Leon gewünscht hatte und seitdem sah er mich als Gesprächspartnerin. Er war so glücklich, als er vor ein paar Tagen von der Schule nach Hause gekommen war und mir voller Freude erzählen konnte, dass mit Lisa wieder alles in Ordnung war. Er wusste zwar nicht, was ihr Problem gewesen war, aber er meinte, wenn es für sie wichtig sei, dann würde sie es ihm noch erzählen.

Megan und Michael hatte ich noch ein paar Mal wegen dem Wolf angesprochen, doch sie schienen meine Sorge nicht allzu ernst zu nehmen und deswegen vermied ich es einfach den Wald zu betreten.

„Ich habe Hunger." Lucas kam ins Wohnzimmer, wo ich mit Hanna einen Barbiefilm anschaute. Leon saß am Wohnzimmerboden und spielte mit seinen Spielzeugautos.

„Auf was hättest du denn Lust?", fragte ich ihn. Seine Eltern hatten das Haus erst vor gut einer Stunde verlassen und da er nicht viel zu Mittag gegessen hatte, wunderte es mich nicht, dass er schon wieder hungrig war.

„Obst?"

Ich lächelte ihn an und nickte. Dann fragte ich noch die anderen ob sie ebenfalls Obst essen wollten, doch diese verneinten, da sie zu beschäftigt mit dem waren, was sie gerade taten.

„Na gut Lucas, komm mit in die Küche." Er folgte mir brav und ich schnitt ihm eine Wassermelone zusammen. Selbst aß ich auch einige Stücke und genoss das kühle Obst in meinem Gaumen. Zu dem Zeitpunkt, als sich Lucas neben den Tisch gesetzt hatte, klingelte es an der Tür. Ich rechnete damit, dass es sich um den Postboten handeln musste, da dieser ziemlich oft läutete. Megan lud ihn sogar öfter zu einem schnellen Kaffee ein und so konnte ich den Postboten auch etwas näher kennenlernen. Er war ein ziemlich netter Mann, der es liebte, sich mit anderen Personen zu unterhalten.

In dem Glauben, dass es sich um ihn handelte, öffnete ich die Tür. Doch vor mir stand kein Postbote, sondern ein Mädchen mit pechschwarzem glattem Haar. Ihre braunen Augen schienen durch mich hindurch zu schauen und sie stemmte lässig eine Hand in ihre Hüfte.

„Bist du Selene Donovan?" Keine Begrüßung. Kein Hallo.

„Äh, ja?" So überrumpelt hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. „Und du bist ...?"

„Mein Name ist Freya und ich muss mit dir reden."

„Geht das auch ein anderes Mal? Ich muss gerade auf drei Kinder aufpassen."

„Nein, das geht kein anderes Mal. Wenn du nun so freundlich wärst und aus dem Haus kommst, damit wir uns im Garten unterhalten können?" Sie schien unter Zeitdruck zu stehen und ließ sich das auch mit Freuden anmerken.

„Woher kennst du meinen Nachnamen?", wollte ich von ihr wissen.

„Das können wir auch draußen bereden, oder?" Sie klang sichtlich genervt und wollte mich schon am Ellbogen packen, als ich einen Schritt zurückwich.

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