Der Duft von Essen weckte mich. Direkt vor meiner Nase lag, auf einem Pappteller, ein warmes Croissant. Hastig setzte ich mich auf und schaute mich um. Keinen Meter von mir entfernt, saß Colin mit einem Grinsen im Gesicht.
„Guten Morgen Selene." Ich hasste es, dass er sich einfach nicht daran halten wollte, meinen Namen nicht auszusprechen. Doch irgendwie verstand ich mich selbst nicht, warum ich es nicht wollte. Denn mein Name klang gut aus seinem Mund, was wohl der Grund für meine Überreaktion sein mochte.
„Guten Morgen.", maulte ich und starrte auf das Croissant. „Warum ist es warm?", wollte ich von ihm wissen.
„Sarah war in der Stadt und hat es uns vorbeigebracht."
„Sarah?" Übereilig stand ich auf und fiel beinahe wieder hin. Ich war viel zu tollpatschig, das sollte ich mir echt abgewöhnen.
„Ja, Sarah." Er musste sich ein Lachen verkneifen. „Aber sie ist wieder weg. Sie ist mit den anderen weitergezogen. Jedoch soll ich dir von ihr ausrichten lassen, dass es ihr Leid tut. Sie war nur so geschockt, dass deine Stimme so schmerzhaft ist, dass sie sich instinktiv weggesetzt hat. Sie wollte dich auf keinen Fall verletzten."
Langsam nickte ich, schüttelte aber kurz darauf den Kopf. „Nein, mir tut es Leid. Sie ist die, die es am wenigsten verdient gehabt hätte."
„Das stimmt allerdings." Nach einer kurzen Pause, redete er weiter. „Ich denke wir beide hatten keinen sonderlich guten Start. Wollen wir noch einmal von vorne beginnen?"
Verwirrt starrte ich Colin an. Er wollte einen Neuanfang? Außerordentlich gut hatten wir tatsächlich nicht angefangen. Ich war immer nur weggelaufen und er hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als mir Angst einzujagen. Vielleicht sollten wir das ehrlich ändern.
Bevor ich ihm antwortete, aß ich mein Frühstück auf und nickte. „Also, ja. Aber es ist doch eure Schuld. Warum konntet ihr mich nicht einfach fragen, anstatt mir zu drohen. Ich meine, vielleicht wäre ich mit euch gekommen, wärt ihr einfach nett gewesen."
„Das ist nicht so einfach wie du denkst." Er kam auf mich zu und setzte sich direkt vor mich, damit wir uns besser unterhalten konnten. „Der Grund dafür ist der Butler von Familie O'Kelley."
„James?"
„Ja, James. Er hätte dich nicht gehen lassen, wäre es nicht so schnell gegangen. Außerdem solltest du deine Kette runter geben." Sein Blick wanderte zu dem Schwan, welcher aus meinem T-Shirt gerutscht war. Ich hatte James versprochen, dass Kacper und Freya die Kette nicht zu Gesicht bekommen würden. Nun sah sie Colin, was wohl nicht weniger katastrophal war. Hastig stopfte ich sie zurück in meinen Ausschnitt, wobei Colin jede meiner Bewegungen beobachtete.
„Warum?" James meinte, diese Kette würde mich beschützen. Vielleicht hatte sie das bereits. Nein, ich würde sie ganz bestimmt nicht abnehmen, nur weil Colin es so wollte.
„Wenn du eine dieser, nennen wir sie Visionen, hast, dann kann ich dir nicht mehr hinaus helfen."
„Ach, und das liegt an dieser Kette?", ich grinste spöttisch und starrte Colin an. Dieser allerdings schien dieses Thema sehr ernst zu nehmen, denn er nickte.
„Ja, es liegt an der Kette. Sie verbrennt mich."
„Sie ... sie verbrennt dich?" Anscheinend schwang in meinem Ton Ungläubigkeit mit, denn Colin begann sich mehrmals nervös durch seine schwarzen Haare zu fahren.
„Ja. Verdammt Selene, willst du nicht auf mich hören? Ich habe versucht dir bei deiner letzten Vision zu helfen. Ich wollte, dass du stehen bleibst. Oder dass du mich zumindest anschaust. Doch kaum habe ich dich berührt, habe ich mich an dir verbrannt. Keine Ahnung wo du hinlaufen wolltest, aber wäre dort ein Abgrund gewesen, wärst du hinunter gestürzt." Schlagartig musste ich an unseren Tagesausflug zu den Cliffs of Moher denken. Schon alleine bei diesem Gedanken rann es mir einkalt über den Rücken. Wenn Hanna nicht gewesen wäre, dann wäre ich hinunter gesprungen. Einfach, weil es sich gut angefühlt hatte. Genauso war es auch letztens gewesen, als ich den Bach gehört und gespürt hatte. Ich wollte unbedingt dort hin, und ich wusste bis jetzt nicht warum.
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Schwanenblut
خيال (فانتازيا)Seitdem Selene in Irland angekommen ist, wird sie nicht nur von mysteriösen Träumen geplagt, sondern auch noch entführt! Als wäre das nicht schon schlimm genug, stellt sich auch noch heraus, dass sie ein großes Geheimnis in sich trägt, von welchem s...