Kapitel 10.1

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„Guten Morgen, Selene. Ich habe einen Plan.", waren die ersten Worte die ich hörte, kaum öffnete ich meine Augen.

„Guten Morgen.", brummte ich und drehte mich auf die andere Seite. Ich hatte definitiv zu wenig Schlaf abbekommen und wollte dies nun nachholen. Doch wie es schien hinderte mich ein gewisser Junge daran. „Lass mich weiter schlafen."

Aber Colin dachte nicht einmal daran. Er zog die Vorhänge auseinander, damit Licht die Hütte erhellen konnte, doch erstens befanden wir uns im Wald und zweitens musste es sich heute um keinen sonderlich heißen Tag handeln, denn Regentropfen trommelten leise gegen das Fenster.

„Das war dein Plan, mich zu wecken?", fragte ich lachend ohne mich von der Stelle zu rühren.

„Wir müssen wirklich los, dann kann ich mein Vorhaben zu Ende bringen. Aber wenn du nicht weiter tust, brauchen wir um einige Stunden länger. Also raus aus den Federn!" Damit bewirkte er nur, dass ich die Bettdecke noch enger an mich zog. Wenn er mich aus dem Bett jagen wollte, dann musste er sich etwas anderes überlegen. Allein mit Worten konnte er mich nicht aus dem Bett bringen, noch dazu wo dieses Bett so himmlisch weich war.

Mit dem was jetzt kam, hatte ich nicht gerechnet. Colin kam auf mein Bett zu und fing plötzlich an, mich zu kitzeln. „Colin!", schrie ich und wich ihm aus. Dem Anschein nach schien es ihm Spaß zu machen, dass ich so kitzelig war, und hörte nicht damit auf. „Ich sag's dir, für deine Verletzungen die du bekommst, bist du selbst verantwortlich!", stieß ich lachend von mir. Doch das schien ihm egal zu sein. Wenn ich gekitzelt wurde, konnte ich tatsächlich für nichts mehr garantieren und konnte dabei ziemlich aggressiv werden. Doch genau das schien Colin zu gefallen, wohingegen ich nicht aufhören konnte zu lachen. Selbst dann nicht, als mein Bauch schon vor Lachen schmerzte. „Hör auf!", schrie ich prustend, doch Colin hörte nicht auf mich. Mittlerweile hatten wir beide eine höchst komische Position angenommen, bei der ich halb auf Colin lag und er halb auf mir. „Hör auf.", versuchte ich es ein weiteres Mal, dieses Mal leiser. Und er hörte wirklich auf. Währenddessen war mir ziemlich heiß geworden, wobei ich nicht genau wusste, ob es an unserer jetzigen Situation lag. Anscheinend schien es Colin ebenfalls mitzubekommen, denn er ließ mich ruckartig los, sodass ich etwas unsanft auf der Matratze landete. Viel zu eilig stand er auf und drehte sich zu mir.

„Wenn du nicht noch einmal so gequält werden willst, dann rate ich dir aufzustehen." Dabei konnte er sich allerdings ein Grinsen nicht verkneifen, ehe er aus der Tür ging und mich für einige Minuten alleine ließ. In diesen Minuten, zog ich mich um, denn auf dem Sofa lagen frisch gewaschene Klamotten. Zwar waren sie nicht meine, doch sie passten. Wem sonst, sollte Colin diese Klamotten hingelegt haben, wenn nicht mir? Immerhin war kein anderer Mensch in Sicht, nur wir beide.

Als ich fertig war, und ein paar Stück Knäckebrot in meinen Rucksack gepackt hatte, konnte es los gehen. Wir waren gerade ein paar Schritte gegangen, als ich anfing zu reden. Denn ich hatte mir vorgenommen, den heutigen Tag nicht mit Schweigen zu füllen. Mit Reden verging die Zeit außerdem viel schneller und ich musste mir nicht so viele Gedanken über unser Gespräch von gestern Nacht machen.

„Woher sind diese Kleidungsstücke?" Meine alte, verdreckte Kleidung hatte ich in der Hütte liegen lassen, denn mitnehmen konnte ich sie schlecht. Sie wäre nur unnötiges Zusatzgepäck gewesen.

„Ich habe immer eine Notfallkleidung in meiner Hütte." Jetzt erst sah ich, dass auch Colin umgezogen war. Er trug ein kurzärmliges schwarzes T-Shirt und eine graue Jeans. Mein Outfit bestand aus einem dunkelrosa Top, einer dunkelblauen Jeansjacke und einer dunkelblauen Jeans.

„Ich sehne mich nach einer Dusche.", gab ich zu und wagte einen Seitenblick auf Colin, um zu sehen wie er darauf reagierte. Ich stank mich schon selbst an und ich hasste es, nicht mindestens jeden zweiten Tag duschen zu können. Eigentlich war es mir die letzten Tage egal gewesen, ob ich stank oder gut roch, doch mittlerweile konnte ich es selbst fast nicht mehr aushalten, weswegen ich mich einfach nur noch unwohl in meiner Haut fühlte.

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