„Miss Donovan!" Willkürlich schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht, als ich meinen Nachnamen in Großbuchstaben von Weitem auf einem Karton stehen sah. Normalerweise sah ich so etwas nur in Filmen und hätte mir niemals gedacht, dass auch ich einmal auf dem Flughafen so begrüßt werden würde. Ein älterer Mann rief ein weiteres Mal meinen Namen, während er mit seinen Augen die Menschenmenge absuchte.
„Guten Tag.", begrüßte ich ihn, als ich vor ihm stand. Zuerst beäugte er mich fassungslos, bis er den Karton senkte und mir voller Freude die Hand schüttelte.
„Schön Sie zu sehen Miss Donovan. Ich hoffe Sie hatten einen angenehmen Flug?", erkundigte er sich sofort freundlich, wobei er mir kurz darauf meine Koffer abnahm. Nachdem ich ihm bestätigt hatte, dass ich meinen Flug genossen und zum größten Teil verschlafen hatte, stellte er sich mir vor. „Mein Name ist James und ich bin der Chauffeur der Familie O'Kelley. Ich bin schon seit gut zwanzig Jahren in deren Dienst und kann nur Gutes über sie berichten. Hatten Sie also irgendwelche Bedenken, dann kann ich Ihnen nur sagen dass diese umsonst waren. Sie werden sich wohl fühlen, da bin ich mir sicher." Er schenkte mir noch ein letztes Lächeln, bevor er mir die Fahrertür eines schwarzen Kombis öffnete und meine Koffer danach in dem Kofferraum verstaute.
„Wann werden wir ungefähr in Galway ankommen?", fragte ich nach einigen Minuten der Stille.
„Bei gutem Verkehr in zweieinhalb Stunden." Zweieinhalb ... bitte was?
„Ach tatsächlich? Ich wusste nicht, dass man so lange mit dem Auto fährt. Hätte ich das gewusst wäre ich natürlich auf einem anderen Flughafen gelandet.", entschuldigte ich mich, doch James belächelte mich nur.
„Hier auf Irland gibt es nur zwei große Flughäfen, Dublin und Belfast, wobei Belfast zu Nordirland gehört und ich noch weiter zu fahren gehabt hätte, wären Sie dort gelandet, Miss Donovan.", meinte er etwas belustigt, bevor er mich kurz danach vom Innenspiegel aus betrachtete.
„Ach na dann." Ich richtete meinen Blick nach draußen. Ich wusste auch ohne seine Bestätigung, dass ich mich nicht gut genug über Irland erkundigt hatte. Das es sich bei Irland um eine Insel neben Großbritannien handelte war mir klar, jedoch hatte ich keine Ahnung von den Städten und der Größe dieser Insel. Eigentlich mochte ich das irische Wetter, denn Sonne, Strand und warmes Meer waren noch nie meine Urlaubsziele gewesen. Zu meinen Reisezielen zählten immer die mystischeren und kälteren Länder. Da Irland auch zu so einem Land gehörte, sollte ich mich freuen hier zu sein, doch das Gegenteil spielte sich ab. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich hier total fehl am Platz war und eigentlich so schnell wie möglich abhauen sollte. Mein leiblicher Vater hatte Irland wie die Pest gehasst und war strikt dagegen, diese Insel als Reiseziel zu nennen. Ich schüttelte meinen Kopf und warf diese Gedanken beiseite. Warum sollte ich von Irland verschwinden? Etwa nur weil ich kein artiges Mädchen war, wessen seinem Vater nicht gehorchte? Oder war es wegen der Angst vor dem Unbekannten, da ich nicht wusste was mich bei dieser Familie erwartete?
Plötzlich fiel mir mein Traum im Flugzeug wieder ein und ich wollte eine Antwort. „Sagen Sie, gibt es in Irland Schwäne?"
Für einen kurzen Augenblick schien James unvorsichtig auf die Straße zu schauen, bis er sich Sekunden darauf fing und meinte: „Natürlich gibt es in Irland auch Schwäne. Das Töten dieser majestätischen Tiere ist in Irland allerdings verboten, was ich persönlich gut finde." Ich erwischte den alten Mann ein weiteres Mal dabei, als er mich von dem Innenspiegel aus beäugte. Das letzte was ich wollte, war unhöflich zu erscheinen, aber im Moment war mir dieser alte Mann ein kleines bisschen unheimlich, weswegen ich einfach die Augen schloss. James schien ein netter Mann zu sein, doch aus irgendeinem Grund fühlte ich mich nicht wohl bei dem Gedanken für mehrere Stunden mit ihm alleine in einem mir unbekannten Land in einem Auto zu sitzen. Noch dazu, wo mir mein Bauchgefühl verriet, dass ich nicht hier sein sollte.
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Schwanenblut
Viễn tưởngSeitdem Selene in Irland angekommen ist, wird sie nicht nur von mysteriösen Träumen geplagt, sondern auch noch entführt! Als wäre das nicht schon schlimm genug, stellt sich auch noch heraus, dass sie ein großes Geheimnis in sich trägt, von welchem s...