Kapitel 11.2

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„Wer ist dieses Mädchen?"

„Selene."

„Colin, verkauf mich nicht für blöd. Ich weiß wie sie heißt. Aber warum ist sie bei dir? Ihr scheint mir nicht, als wärt ihr ein Paar." Louisa nippte an ihrem Cocktail und wartete gespannt auf Colins Antwort.

„Nein, wir sind kein Paar. Selene begleitet mich lediglich auf einer Reise."

„Auf einer Reise? Sag bloß, das hat etwas mit Wölfen zu tun.", entschlüpfte es ihr, denn sie konnte sehen, dass Colin nicht dazu aufgelegt war, sich mit ihr über Selene zu unterhalten. Doch sie fragte ihn aus, immerhin wollte sie am laufenden sein.

„Das musst du nicht wissen."

„Ach, muss ich nicht? Weiß deine Kleine etwa auch nicht, dass du ein Wolf bist?" Nun war Louisas Interesse vollkommen geweckt. Hätte er ihr doch auf ihre erste Aussage eine vernünftige Antwort gegeben, dann müsste er jetzt nicht noch unangenehmere Fragen beantworten.

„Natürlich weiß sie das." Er schien leicht genervt.

„Ist sie freiwillig bei dir?"

„Wie meinst du das? Louisa, können wir nicht über andere Dinge sprechen? Belanglosere? Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen, da gibt es bestimmt etwas Interessanteres."

„Ach, in meinem Leben tut sich nicht wirklich viel. Du weißt schon, ich hab mit meinem Mann eine Pension zu schmeißen, da hat man nicht viel Freizeit." Sie zuckte mit den Schultern, doch sie war glücklich mit dem Leben, welches sie führte. Ihr machte es Spaß verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Ländern kennenzulernen und genau deswegen hatte sie diese Pension mit ihrem Mann eröffnet. Ihr Mann war ein ausgezeichneter Koch, welcher mit dem gesamten Kücheteam leckere Gerichte zauberte. „Also, erzähl. Ist die Kleine freiwillig bei dir, oder wird sie von euch bösen Wölfen bedroht?"

Colin lehnte sich angespannt an die Sessellehne. „Ganz aus eigenem Willen ist sie nicht bei mir, doch darüber sollten wir nicht sprechen. Wie läuft euer Geschäft? Besser als vor drei Jahren oder sind die Einnahmen gleich geblieben?"

Louisa gab sich erstmals geschlagen, denn sie wollte die Geduld ihres Cousins nicht überstrapazieren. Immerhin war es schon eine Leistung, dass sie ihn dazu bringen konnte, sich mit ihr in die Bar zu sitzen, denn wie es schien ließ er Selene nur ungern aus den Augen. Deswegen fing Louisa an, über die Pension zu sprechen. Da sie ohnehin ein Plappermaul war, war es für sie nicht schwierig die Minuten zu füllen. Sie schaffte es sogar, Colin einmal herzlich zum Lachen zu bringen, als sie anfing Geschichten aus ihrer gemeinsamen Kindheit zu erzählen. Der ganze Abend dauerte viel länger, als es sich Colin gedacht hatte, bis es zwei Uhr morgens war und er sich doch einmal dazu entschloss ins Zimmer zurück zu gehen.

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Wörter: 425

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