Kapitel 12.2

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Mir war heiß, unglaublich heiß. Ich wollte die Bettdecke von mir stoßen, doch das ging nicht, sie war zu schwer. Träge öffnete ich meine müden Augen, bis ich den Grund, weswegen mir so heiß war, bemerkte. Colin hatte im Schlaf seinen Fuß um mich gelegt und irgendwie waren wir beide ziemlich nahe aneinander gerückt, sodass ich seinen warmen Atem an meinem Hinterkopf spürte.

„Colin?", brummte ich, denn alle Versuche sein Bein von meinem Körper zu bekommen, scheiterten.

„Was?", knurrte dieser, ohne wirklich munter zu sein. Ich hatte keine Ahnung wie spät es überhaupt war. Wir konnten auch erst seit drei Stunden schlafen und ich war schon wieder wach. Mir passierte das ziemlich oft, dass ich früh aufwachte, obwohl ich nur wenig Schlaf gefunden hatte.

Kurze Zeit später regte er sich und schien mein Problem zu bemerken. Hastig entfernte er seinen Fuß von mir und rückte von mir ab, sodass ich mich zu ihm drehen konnte und ihn anschaute.

„Tut mir leid, Selene. Das kann passieren, wenn sich jemand mit mir das Bett teilt." Ich musste schmunzeln, und stand wenige Sekunden darauf auf.

„Das ist schon in Ordnung. Immerhin war ich diejenige die dich gefragt hat. Hattest du eigentlich nicht vor, im Bett zu übernachten?"

Er setzte sich im Bett auf und fuhr sich müde durch sein Haar. „Nein, ich hätte nicht mit dir im Bett geschlafen weil ich dachte, dass dir das nicht passt. Aber den Umständen entsprechend, wolltest du es dann doch." Leichte Röte stieg mir ins Gesicht, doch das fiel nicht sonderlich auf, da ich ohnehin noch vor Hitze glühte.

„Ich nehme eine Dusche." Zaghaft schenkte ich ihm ein Lächeln, bis ich meinen Blick hob und auf die blutverschmierte Ecke starrte. „Das ... ähm, das werde ich wohl neu streichen müssen, hm?" Colin folgte meinem Blick.

„Ich rede mit meiner Cousine. Sie kennt Familienprobleme nur allzu gut. Aber jetzt geh dich duschen, frische Kleidung von Louisa müsste noch im Badezimmer sein."

Frische Klamotten waren tatsächlich noch im Badezimmer, jedoch handelte es sich dabei entweder um einen Pulli mit Jeans oder um ein rotes Sommerkleid. Ich musste lange überlegen, was ich anziehen sollte, doch ich kam auf keinen Entschluss. Ich wusste, ein Pullover würde mir viel zu heiß werden, denn ich war eher der Menschentyp, dem schnell warm wurde.

„Colin!", rief ich durch die Tür hindurch.

„Ist was passiert? Fühlst du dich nicht gut? Was ist los, Selene?"

„Nein, nein. Reg dich ab, nichts von all dem." Schuldbewusst stellte ich fest, dass ich viel zu entschlossen durch die Tür gerufen hatte. „Ich wollte nur wissen, ob es draußen eher warm oder kalt ist?"

„Eher warm", meinte er, woraufhin ich wenige Minuten später mit dem roten Kleid aus dem Badezimmer spazierte. „Wow, Selene. Das Kleid steht dir ausgezeichnet." Er konnte den Blick nicht von mir wenden. Zugegeben, das Kleid war sexy. Sommerkleid hin oder her, es reichte mir nur knapp über die Knie und jeder Mann hatte einen perfekten Ausblick auf meinen mageren Ausschnitt, welcher in diesem Kleid allerdings außerordentlich gut aussah.

Ich zuckte mit den Schultern. „Das Kleid ist wohl nicht recht geeignet für unsere Weiterreise, aber ich hatte die Auswahl zwischen einem Pulli und diesem Kleid."

„Ich bin froh, dass du diese Entscheidung getroffen hast." Er räusperte sich und zog sich dann selbst ein neues T-Shirt, welches auf einem Sessel lag, über. „Da wir ohnehin den ganzen Tag in Roscommon verbringen, haben wir reichlich Zeit dir Kleidung für die Weiterreise zu besorgen."

„Was ist wenn, du weißt schon was, mir auf der offenen Straße passiert?" Er wollte sich gerade einen Gürtel um die Hose anlegen, als er inne hielt.

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