Ich saß beunruhigt neben Colin, welcher sich einfach nicht zurück in einen Menschen verwandeln wollte. Sein Kopf lag auf den Vorderpfoten. Sein schwarzes Fell war verlockend, doch ich wagte nicht, ihn zu berühren. Es wurde immer dunkler um uns und ich hatte den Gedanken auf ein Bett oder einen angenehmeren Schlafplatz schon längst aufgegeben, denn Colin schien nicht so, als würde er bald in seine menschliche Gestalt wechseln.
Diese Nacht war kälter, wie all die Nächste zuvor, was wohl am heutigen Regen liegen musste. Ich war mir sicher, dass der nächste Regenguss nicht lange auf sich warten ließ, doch ich konnte unmöglich ohne Colin weiterziehen.
Deswegen entschloss ich etwas sehr Unerwartetes zu machen. Ich kuschelte mich an seinen Rücken und beobachtete ihn genau. Er hingegen war über meine plötzliche Zuneigung überrascht, doch außer seinen Augen, bewegte sich kein einziger Körperteil.
„Colin, du machst mir Angst, wenn du nichts sagst."
Als Antwort, wahrscheinlich, dass ich mir keine Sorgen machen müsste, schleckte er mir mit seiner Zunge über den Arm, woraufhin ich zu Lachen begann.
„Colin! Du hast mich gerade mit deiner Zunge abgeschleckt." Ich wusste selbst nicht so genau, warum ich dies so lustig fand. Doch immerhin war er auch ein Mensch. Wenn er nur ein Wolf, beziehungsweise ein Hund gewesen wäre, fände ich es sehr süß, abgeschleckt zu werden. Doch andererseits handelte es sich bei Colin nicht nur um einen Wolf, sondern auch um einen Menschen, was die ganze Situation bizarr werden ließ.
Sekunden später, lag kein Wolf mehr unter mir, sonder Colin, welcher sich aufrichtete und mich grinsend anschaute. „Wie unverschämt von mir, bitte verzeih mir, Selene." Er versuchte zu lächeln, doch er versuchte es nur für mich. Innerlich zerriss ihn etwas und zerrte an seiner Seele. Was auch immer vorhin geschehen war, es war mit ihm geschehen. Heute wollte ich ihn nicht mehr darauf ansprechen, doch morgen würde er um so ein Gespräch nicht drum rum kommen.
„Natürlich Colin, es sei dir vergeben.", ich versuchte ebenfalls zu grinsen, doch auch mein Grinsen schien nicht ganz echt zu sein. Doch niemand von uns beiden ließ es den anderen ankennen, auch wenn jeder von uns wusste, dass etwas nicht in Ordnung war. „Du hast mir eine Hütte versprochen, weißt du noch?"
Colins Augen weiteten sich, als er aufsprang und mir dann seinen Arm anbot, um mir hoch zu helfen. Netterweise nahm ich seine Hand an und stand mit einem Mal neben Colin. Sein Blick war besorgt, doch gleichzeitig, versuchte er Beklommenheit zu verbergen.
„Die Hütte steht nicht weit von hier. Wir sollten sie in wenigen Minuten erreichen." So war es auch. Wir kamen nach ungefähr zehn Minuten dort an, keine Minute zu spät, denn Sekunden darauf fing es abermals zu schütten an. Das war das irische Wetter, so wie es mir erzählt wurde. Nicht so wie in den letzten Tagen, an denen so gut wie nur die Sonne am Himmel zu sehen war.
Als wir das Innere der Hütte erreichten, staunte ich. Colin hatte zwar gesagt, dass wenn ich in der Hütte war, ich nicht in eine Pension mehr wollte, doch so hatte ich mir die Hütte wirklich nicht vorgestellt. Im Zimmer geradeaus befand sich eine Sofa, die mehr als nur gemütlich aussah. Gleich daneben stand ein uriges Doppelbett, welches frisch überzogen zu sein schien. Es gab auch einen hölzernen Kleiderkasten und eine kleine Küche. Ich war gespannt, ob ich hier etwas zu Essen finden würde, oder ob die Küchenschränke leer standen. Der Holzboden war mit etlichen kleinen Teppichen versehen, sodass man weich in der Hütte umhergehen konnte. Sofort zog ich die Schuhe aus und legte meine, noch immer, durchnässten Socken auf den Boden. Ich ging auf den Teppichen umher und starrte die Wände an. In dieser Hütte gab es nur zwei Fenster, aber mehr brauchte man auch nicht. Um die Fenster herum waren wunderschöne hellgrüne Vorhänge und auf den Wänden neben den Festern gab es mehrere Bilder, welche mit Acryl oder Ölfarben gemalt waren. Diese Bilder zeigten nur Landschaften, bei denen es sich hauptsächlich um Irland handeln musste.
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Schwanenblut
FantasySeitdem Selene in Irland angekommen ist, wird sie nicht nur von mysteriösen Träumen geplagt, sondern auch noch entführt! Als wäre das nicht schon schlimm genug, stellt sich auch noch heraus, dass sie ein großes Geheimnis in sich trägt, von welchem s...