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Es hat natürlich seine Vorteile in einem der größten Rudel der Welt leben zu können. Aber was wenn man von dieser riesigen Familie wie Dreck behandelt wird? Wenn man dich hin und her schupst, verletzt, beleidigt und dir Tag für Tag das Gefühl gibt, nichts Wert zu sein?  

Du zerbrichst. 

Aber es war nicht immer so.. 

Vor vielen Jahren gab mir eine Person das Gefühl wichtig zu sein. Alec war immer für mich da gewesen. Zumindest bis er an seinem 12. Geburtstag in die Alpha Akademie gebracht wurde. Er bekam eine Spezielle Ausbildung und wir sahen ihn alle nie wieder. Inzwischen hat er seinen Platz als Alpha eingenommen und leitet das Rudel von Australien aus. Wieso die Schule so extrem weit weg sein muss weiß auch ich nicht. 

>MANN TRÄUME DOCH NICHT SO DUMM IN DER GEGEND RUM!< stöhnte Selina ärgerlich und zog mich bei den Haaren aus der Hängematte, welche hinter meinem kleinen Holzhäuschen an zwei Bäumen befestigt wurde. Jede Familie hatte ein eigenes Häuschen im Wald und da ich alleine Wohnte, war meins auch nicht sonderlich groß. Selina war die kleine Schwester von unserem Beta Sven. Sie ist stark überzeugt davon, dass sie einmal die Luna des Rudels wird und ich bete täglich zur Mondgöttin, das dieses Luder vorher verreckt! . Sven Und Sie behandelten mich immer als wäre ich purer Abschaum... von wegen... 

>Lass mich bitte< flüsterte ich und hielt meine Haare fest. Ich konnte eh nichts gegen sie machen. Sie war viel zu stark für mich. 

>Mach mal den Garten vom Alphahaus sauber, wenn Alec wieder kommt, muss alles perfekt aussehen!< wies sie mich zurecht. Ihre braunen Augen funkelten mich böse an. 

Ihre Hände ließen meine Haare los und ich rieb meine schmerzende Kopfhaut. Wortlos erhob ich mich und ging zum Alphahaus. Es lag etwas weiter Östlich und war deutlich größer als die anderen Häuser hier im Wald.  Aus dem Schuppen nahm ich mir einen Rechen und einen Sack wo das ganze alte Unkraut hinein kommen sollte. Immer wieder wurden mir feindselige blicke von den Anderen Rudelmitgliedern zugeworfen. Ich unterdrückte die aufkommenden Tränen und machte mich an die Arbeit. Ich hatte noch gut zwei Stunden Zeit, bis Alec wieder kam und das Rudel seinen 22. Geburtstag feiern würde. 

Als ich grade dabei war die vertrockneten Blätter einzusammeln, schoss mir das Bild meiner Mutter durch den Kopf. Ich presste meine Lippen zusammen und Arbeitete noch schneller. 

Alles wegen Ihr! 

Ursprünglich komme ich aus einem Anderen Rudel. Meine Mutter hatte damals mit unserem Alpha eine Affäre gehabt und ich bin daraus entstanden. "Das Verbotene Kind". Jeder denkt ich bin verflucht und bringe Unglück. Nicht selten höre ich die Hoffnungen anderer, dass Alec mich eventuell umbringt oder verstößt, weil ich zu schwach bin. Aber woher soll ich denn auch das Kämpfen lernen, wenn mich jeder aus der Gemeinschaft ausschließt?! 

Ich bemerkte wieder erst das ich weine, als ein lautes Schluchzen meine Kehle verließ. Rasch schaute ich mich um, nur um zu schauen, ob das auch ja keiner gesehen oder gehört hat. Ich wollte nicht noch mehr verspottet werden. 

Eine Stunde später hatte ich alles sauber gemacht und schleppte mich zurück in meine Hütte. Ich weiß echt nicht ob ich Alec begrüßen soll oder lieber in meiner Hütte bleibe. 

Was wohl aus ihm geworden ist? 

Vor meinem Inneren Auge sah ich den kleinen 12 Jährigen, blonden Jungen mit den Ozeablauen Augen. Sein Lächeln reichte bis zu seinen Ohren und er schien voller Lebensfreude zu sein. Ich versuchte mir vor zu stellen wie er jetzt aussah. Ob er noch viel gewachsen ist? Ob er seinen schmächtigen Körperbau beibehalten hat und immer noch so oft lacht? Fährt er sich immer noch so oft durch die wilde blonde Mähne und liebt er es immer noch zu Singen? 

Seufzend schaute ich aus dem Fenster und schüttelte leicht den Kopf. 

>Mach dir keine Hoffnungen Anna, sogar er wird gelernt haben was du für eine Schande bist.<  sagte ich mir selbst und wendete mich von dem Fenster ab. 


Du hast dich verändertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt