30(Lesenacht*7/7)

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Wie eine Furie kam er zum Auto, setzte sich neben mich und knallte die Tür zu. Sein Atem ging schwer. Ohne mir einen blick zu zuwerfen, startete er den Motor und fuhr in einem Affenzahn los.

>Mach dir nichts draus< brach ich die Stille.

>Nichts draus machen? Dieses Schwein hat etwas angefasst was mir gehört! Dieses.... Nenne mir einen Grund wieso ich ihn nicht umgebracht hab, man< er schlug auf das Lenkrad. Die Ader an seinem Hals pochte hastig das Blut durch seinen Körper.

>Ich kann verstehen dass du wütend bist.< gab ich ihm recht. >Aber pass auf, dass er dir das Rudel nicht wegnimmt<

Er schloss an einer Roten Ampel die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Ich hob zögernd die Hand und ließ sie über die Angespannten Kiefermuskeln gleiten.

>Wenn er einen Kampf haben will, kann er ihn haben. Ich gebe das Rudel nicht Kampflos auf<

Er sprach es mit einer solchen Überzeugung, wie es nur ein Alpha könnte. Ich fühlte die Angst und Entschlossenheit mit ihm.

>Fahr erstmal nachhause. Ruf morgen das Rudel zusammen und berichte von dem Vorfall, was er gedroht hat. Max hat sicher eine Idee..< sprach ich ruhig auf ihn ein.

>Du hast recht. Am ende bau ich noch einen Unfall..<

Ab jetzt war es ruhig. Die Musik war aus, nur das Navi meldete sich ab und zu zu Wort. Ich konnte kein Auge zu machen. Ich war viel zu aufgewühlt. Nach etlichen Stunden Fahrt wollten wir endlich auf den Parkplatz. Es war schon Nachmittag, die Ganze Nacht und den ganzen Morgen sind wir gefahren.

Max kam grade mit einer Patrouille wieder. Alecs Familie stand geschockt im Türrahmen und blickten zu Alec, der mir aus dem Auto half.

>So scheiße?< fragte Alexa als erstes. Alec lachte sein kältestes Lachen und durchbohrte mich mit intensiven blicken.

>Sein Bruder hat mich geküsst und ihm gedroht, das Rudel abzunehmen.< erläuterte ich die Situation so kurz wie möglich.

Alle rissen die Augen und den Mund auf, sahen aus wie Geister und rührten sich nicht von der Stelle.

>Ich geh Duschen. Wir sehen uns bei der Versammlung<

Alec ging nach oben und ich schaute zu Marie, Finn und Alexa und zuckte die Schultern.

>Ich zieh mich mal um< sagte ich leise und ging Alec hinterher.

Ohne zu zögern nahm ich mir einen dicken Pullover aus Alecs Schrank und zog ihn an. Nebenan wurde in der Dusche Gesungen. Alec singt immer, wenn er die Welt ausblenden und allein sein Möchte. Ich lauschte den dumpfen Tönen seiner Stimme, während ich mich in sein Bett gekuschelt hatte. Langsam fielen mir die Augen zu und ich driftete ebenfalls in mein eigenes kleines reich ab.

Alec P.O.V

Ich schaute in den Spiegel und nahm jeden Zentimeter unter die Lupe. Hatten wir was gemeinsam? War ich auch so ein Arsch? Ist er wirklich so viel Stärker als ich, wie alle sagen? Wieso griffen unsere ELTERN nicht ein?

Langsam strich meine Hand durch mein Haar und stylte es somit nach oben. Ich zog mir nur eine Boxer an und ging zurück in das Zimmer. Anna lag wie ein kleiner Engel in meinem Bett, die Langen schwarzen Wimpern lagen auf ihrer Wange und ihre Hände krallten sich in die Decke. Es war schon 17Uhr. Schweren Herzens setzte ich mich zu ihr auf das Bett und strich ihr die noch lockigen strähnen aus dem Gesicht.

Sie zog die Stirn leicht kraus, blinzelte und öffnete anschließend ihre großen leuchtenden Augen.

>Was?< fragte sie. Anscheinend ist sie in der Kurzen Zeit richtig fest eingeschlafen..

>Ich wecke dich ungern, aber wir haben dem Rudel noch etwas zu erzählen< sagte ich Sanft.

Anna nickte, hob den Kopf und ließ ihn auf meinen Schoß fallen. Wieder schlossen sich ihre Augen und ein zufriedenes Seufzen kam von ihr.

Ich lachte und nahm ihr die Decke weg. Sie rollte sich so klein zusammen, dass sie ihre Beine unter meinem Pulli verstecken konnte. Irgendwie ist sie ja schon süß..

>Kann das nicht warten?< fragt sie leise. Ich schüttelte lachen den Kopf und hob sie hoch.

>Ich trage dich zur Lichtung, okay?< bot ich an. Sie nickte und stand, während ich mich verwandelte, mit leicht geschlossenen Augen neben mir. Ich legte mich hin und wartete, bis sie auf mich drauf geklettert war. Sobald ich los lief, fiel sie mit ihrem Kopf zwischen meine Schulterblätter und schien weiter zu schlafen. Ich versuchte nicht zu ungleichmäßig zu laufen, damit sie nicht runter fiel. Sie hatte immer noch nur meinen Pullover an, doch da er ihr viel zu groß war, geht es auch locker als kleid mit Kapuze durch.. Noch nicht einmal schuhe hatte sie an. Ihre nackten Füße baumelten links und rechts an mir herunter.

Auf der Lichtung stellte ich mich auf den Hügel und legte den Kopf in den Nacken, um einmal ein langes, dominantes Heulen erklingen zu lassen.

Du hast dich verändertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt