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Ihre Beisetzung war am Donnerstag, drei Tage nach dem Überfall. Mein Schwarzer Anzug saß, die Haare waren gemacht und ein letzter Blick in den Spiegel zur Kontrolle folgte. Ich hatte eine Schwarze Sonnenbrille auf. Keiner sollte mich so schwach sehen. Anna war noch nicht aufgewacht, aber sie hatte das gröbste überstanden. Meine Mutter kam zusammen mit meinem Vater in den Flur. Jedes Rudelmitglied stand vor dem Alphahaus und alle verneigten sich vor mir. Ich hasse das! 

>Aufstehen< sagte ich leise. Die Leute vor mir taten was ich sagte und bildeten eine Gasse. Ich ging an der Spitze, dann meine Mutter und mein Vater. Anna fehlte an meiner Seite. 

Still gingen wir durch den Dunklen Wald. Außer dem knacken der Äste unter unseren Schuhen, hörte man nichts. Die Sonnenbrille erschwerte meine Sicht dezent, trotzdem war ich nicht bereit sie ab zu setzen. 

An einer Lichtung bildete das Rudel einen Kreis um den Holzhaufen. Meine Schwester lag darauf, mit ihrer lieblingsdecke zugedeckt. Daneben stand ein Behälter mit Benzin. Ich schaute Hilfesuchend zu meinem Vater, der jedoch traurig mit dem Kopf schüttelte. Ich musste den Anfang machen. 

Seufzend nahm ich den Behälter und kippte einen kleinen Schluck an das Holz. Nach mir machte meine Mutter weiter, danach alle anderen Mitglieder, bis jeder einmal etwas daran gegossen hatte. Wieder trat ich vor und tauchte einen Stock in das Benzin. Aus meiner Anzughose fischte ich ein Feuerzeug und zündete den Stock an. 

Ein letztes mal durchatmen. 

Ein letztes mal alle Erinnerungen durchgehen. 

>Ich liebe dich< hauchte ich leise und zündete den Holzhaufen an. Sofort begann alles zu brennen und ich sah zu, wie die Flammen Alexas toten Körper verschlangen. 

Ja, es flossen Tränen. 

Nachdem nur noch ein Haufen Asche übrig war, kehrte ich dem geschehen den Rücken zu und ging heim. Diesmal war ich allein, die anderen standen noch da und redeten miteinander. Mein Ziel war es jetzt zu Anna zu gehen. Ich brauchte sie jetzt in meiner Nähe. 

Als ich im Haus Licht brennen sah, weiteten sich meine Augen und ich sprintete in das Gästezimmer, welches nun einem halben Arztzimmer glich. Anna saß in ihrem Bett und fuhr sich müde über das Gesicht. 

>Alec?< fragte sie verwundert. 

>Anna! Du bist wach!< sagte ich. Meine Stimme klang so unglaublich gebrochen und...alt. 

>Was ist passiert? Wieso hast du einen Anzug an? Wie geht es den anderen?< 

Ich holte tief Luft und setzte mich zu ihr auf das Bett. 

>Den Anderen geht es gut. Selina hatte die Absicht dich zu töten. Leon griff die Siedlung an... Beide sind tot< fasste ich mich kurz. 

>Na dann ist doch alles gut!< rief sie freudig aus. 

>Nein.<

>Was nein?!<

Ich konnte nicht sprechen. Der Klos in meinem Hals verhinderte jeden vergeblichen versuch. 

>ALEC!< schrie sich panisch. 

>Alexa ist tot< flüsterte ich leise. 

>Du machst witze< sagte sie tonlos. 

>SEHE ICH SO AUS, ALS WÜRDE ICH SCHERZEN?! ICH KOMME GRADE VON DER BEISETZUNG!< rief ich Aufgebracht und stand auf. 

Ein Schluchzen hinter mir ließ mich zusammen zucken. Ich wollte sie nicht verletzen mit meinen harten Worten. 

>Wie?< wollte sie wissen. 

Ich nahm wieder neben ihr platz und räusperte mich. 

>Leon war kurz davor mich um zu bringen. Sie ging dazwischen und Leon brach ihr das Genick.< 

Anna schmiegte sich Wortlos in meine Arme und ich sah auf das kleine Häufchen elend. Die Tränen flossen in Massen. Auch bei mir stahl sich eine davon. Anna schaut mir ins Gesicht und runzelte die Stirn. 

>Möchtest du die Brille nicht absetzen?< fragte sie. Ich senkte den Kopf und nahm die Brille ab. Schnell drehte ich meinen Kopf zum Fenster. 

>Hey, was hast du denn?< Ihre Zierlichen Finger legten sich an mein Kinn und drehten meinen Kopf wieder zu ihr. Sofort schloss ich die Augen. 

>Erschreck bitte nicht< warnte ich. 

Wieder antwortete sie mit einem Verwirrten blick, doch als ich meine Augen öffnete, zog sie erschrocken die Luft ein. 

Leon hatte mich getroffen und dafür gesorgt, dass mein eines Auge nicht mehr so funktioniert, wie es soll. Anna strich mir leicht über die Wange und Küsste mich. 

>Es tut mir alles so leid. Ich wollte helfen! Ich wollte dir beistehen. Mach dir wegen dem Auge nichts draus okay?< sagte sie. >Das wichtigste ist, dass du lebst!<

Ich nickte und nahm sie ganz fest in den Arm. Das Gröbste war überstanden. Wir hatten Verluste einstecken müssen... aber wie hieß es gleich? 

"Man muss einmal am Boden sein, um fest darauf zu stehen" -K

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Krass, wie euch Alexas Tot mitnimmt 0.0

Du hast dich verändertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt