Damon hatte meinen Arm noch immer fest in seinem Griff. Mit einem Ruck zog er mich zu sich und versenkte seine Zähne ohne zu zögern in meinem Hals. Ich konnte seine Gier spüren. Während ich mir die Seele aus dem Leib schrie und mit meinen Fäusten gegen seine Brust trommelte, starrten alle anderen Beteiligten uns nur fassungslos an. Keiner tat etwas. Sogar Matt war regungslos sitzen geblieben und schaute mich nur aus weit aufgerissenen Augen an.
Ich fing an zu weinen. Mein ganzer Körper schmerzte und ich spürte, mit jedem Schluck den Damon von meinem Blut trank, wie mehr und mehr das Leben aus meinem Körper wich. Ich würde sterben. Dessen war ich mir in diesem Moment vollkommen sicher. Damon würde nicht vorher aufhören und die anderen würden ihn vermutlich auch nicht daran hindern. Warum sollten sie denn auch? Ich war irgendein dahergelaufenes Mädchen, das sie noch nicht einmal zwei Tage kannten. Keiner würde sich trauen, sich für jemand fremdes so in Gefahr zu begeben. Auch wenn ich es gehofft hatte, dass es zumindest Matt etwas ausmachen würde. Dass ich zumindest ihm wichtig war. Doch scheinbar hatte ich mich getäuscht. Ich würde sterben. Und keinen hier im Raum interessierte das auch nur ansatzweise.
Doch ich wollte noch nicht sterben. Mit aller Kraft, die ich noch aufbringen konnte, versuchte ich Damon wegzustoßen. Ich trat ihn, schlug, kratzte und schrie unaufhörlich. Doch Damon lockerte nicht mal annähernd seinen Griff. Er trank einfach weiter und hielt mich fest, als würde ich vollkommen still stehen. Ich kämpfe weiter, doch mit jedem Schlag, mit jedem Tritt sank meine Kraft. Bald würde ich kaum noch meine Arme heben können. Panik kroch in mir hoch. Sie schnürte mir die Kehle zu. Ließ mich kaum noch atmen. Noch immer liefen die Tränen unaufhörlich über mein Gesicht. Ich spürte, wie die die Bissstellen brannten. Mein Körper zitterte, in meinem Kopf hallte nur noch ein Wort nach: Flucht. Ich musste weg von Damon, weg von diesem Haus. Ich hatte Angst! Angst davor, zu sterben.
Schwärze drohte mich zu umhüllen. Sie griff nach mir, wollte mich zu sich ziehen. Flüsterte mir leere Versprechungen in die Ohren, nur damit ich mich fallen lassen würde. Ich wusste, dass diese Versprechen leer waren, doch trotzdem klangen sie so verlockend. Diese Schwärze versprach mir, dass ich schmerzfrei sein würde. Angstfrei und generell einfach nur frei. Das hörte sich so erstrebenswert an, auch wenn ich wusste, dass dies alles nur Lügen waren und ich dagegen ankämpfen sollte.
Da sah ich vor meinem geistigen Auge meine Eltern. Sie saßen beim Abendessen. Alles schien zu sein, wie es immer war. Alle redeten hektisch aufeinander ein. Jeder wollte, dass ihm die anderen zuhörten. Benji erzählte mal wieder von irgendeinem Käfer, den er auf seinem Schulweg gefunden hatte und den er so unglaublich cool fand. Ich sah mich selbst, wie ich genervt aufstöhnte. Warum tat ich das? Mom und Dad erzählten von ihrem neuen Projekt auf Arbeit. Ich hatte ihnen nur halbherzig zugehört. Ich hatte ein viel wichtigeres Anliegen. Ich wollte von Steffs Geburtstagsparty erzählen. Schließlich brauchte ich noch ihre Erlaubnis dafür. Um diese zu bekommen, erzählte ich natürlich erst einmal von der Schule und wie mich unsere Kunstlehrerin erst kürzlich gelobt hatte. Als ich meinen Eltern dann genug Honig um den Mund geschmiert hatte, kam ich auf die Party zu sprechen. Natürlich hatten meine Eltern überhaupt nichts dagegen, wenn ich mich weiterhin so gut auf die Schule konzentrieren würde. So wie sie es eben immer sagten. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war mein letztes Abendessen mit meiner Familie gewesen, bevor ich hier in Mystic Falls gelandet war.
Ich weinte noch mehr. Doch diesmal nicht vor Verzweiflung, Wut oder Angst. Nein, ich weinte einfach nur aus Trauer. Vor Sehnsucht nach meiner Familie. Ich würde sie nie wieder sehen. Nie wieder würde ich mit meinem Bruder lachen können, nie wieder könnte ich meine Eltern um Erlaubnis für eine Party fragen. Sie würden mir nie wieder von ihrer Arbeit erzählen. All die Sachen, die mir immer so unwichtig erschienen waren, fehlten mir jetzt unglaublich. Jetzt, da ich wusste, dass es nie wieder so sein würde.
Da veränderte sich das Bild. Ich sah mich selbst mit Joel, Steff und Val bei Fellows Coffee sitzen. Wir lachten viel und unterhielten uns über Steffs geplante Geburtstagsparty. Und über die vergangene. Wir lachten fast ununterbrochen und ich wurde noch trauriger. Ich vermisste meine besten Freunde. Ich würde sie genauso wie meine Familie nie wieder sehen. Ich würde auf keiner Party mehr mit irgendwem rumknutschen, worüber sich Val und Joel im Nachhinein lustig machen konnten. Nie wieder würde ich mit Val und Steff von irgendwelchen unerreichbaren Jungs schwärmen können. All die Dinge hatte ich nie zu schätzen gewusst. Erst jetzt wurde mir bewusst, was für großartige Freunde ich doch gehabt hatte.
Das alles passierte innerhalb von Sekunden. Es war als würde mein Leben in einem Film noch einmal an mir vorbei ziehen. Fühlte es sich so an, wenn man starb? Selbst in meinen Ohren klang dies so klischeehaft. Es klang, wie aus einem schlechten Film und ich dachte auch ehrlich gesagt nicht, dass mein ganzes Leben noch einmal an mir vorbei zog. Es war eher, als würde ich mich nochmal an die schönen, kürzlich vergangenen Momente erinnern, um mit einem guten Gefühl gehen zu können. Man wollte die Welt schließlich in guter Erinnerung behalten. Auch wenn man sich danach wahrscheinlich nicht mehr erinnern konnte.
Aus weiter Ferne drang eine panische Stimme an mein Ohr: „Damon, du bringst sie noch um. Damon hör auf!"
Von wem sie war? Ich wusste es nicht. Es war nicht mehr wichtig. Ich hatte es akzeptiert zu sterben. Ich fühlte mich irgendwie bereit. Und genau deswegen zählten für mich im Moment nur noch meine Familie und meine Freunde. Meine letzten Gedanken sollten ihnen gehören. Ich schickte ihnen allen gedanklich noch eine Nachricht. Ich wollte ihnen sagen, dass ich sie liebte. Das sie fest in meinem Herzen waren.
Langsam schloss ich meine Augen. Ich wurde vollkommen ruhig. Ich war kurz davor, mich der Schwärze hinzugeben. Das Flüstern, dass von dieser Schwärze ausging, wurde immer lauter und verführerischer. Ich spürte keine Schmerzen mehr. Auch meine Angst war wie fort geblasen. Zumindest damit hatte die Schwärze nicht gelogen. Ich fühlte mich bereit. Bereit zu gehen. Bereit, diese Welt loszulassen.
Dann fiel ich. Nein, ich fiel nicht. Ich schwebte. Ich schwebte sanft der Schwärze entgegen. Sie schien mich mit offenen Armen zu erwarten. Sie schien mich liebevoll zu umarmen. Meine Seele begann sich langsam von meinem Körper zu lösen. Mein Körper würde zurück bleiben und das war auch okay. Nur ganz entfernt spürte ich noch, dass mein Körper zu Boden gefallen war. Noch ein letztes Mal hörte ich diese Stimme.
„Lola, bitte wach wieder auf. Lola, du darfst nicht tot sein. Lola, bitte wach auf!"
Ich entfernte mich immer weiter von meinem Körper und von der Stimme. Ich konnte die Stimme noch immer nicht zuordnen, doch je weiter ich mich entfernte, desto unwichtiger erschien es mir. Ich wusste, ich kannte diese Stimme. Doch es war nicht mehr wichtig. Jetzt würde ich an einen anderen Ort kommen. Auch wenn ich nicht wusste, was mich erwarten würde, ich wusste, dass es besser war, als Mystic Falls.
Schlussendlich hörte ich gar nichts mehr. Die Verbindung zu meinem Körper war endgültig gekappt. Alles um mich herum, war still. Doch es war keine unangenehme Stille. Es war diese friedliche, erfüllende Stille. Ich fühlte mich ruhig und zufrieden. Irgendwie hatte ich alles Negative hinter mir gelassen. Es war, als wäre all diese Gefühle und Erinnerungen bei meinem Körper geblieben und als hätte ich nur das Gute und Schöne mitgenommen. Ich öffnete vorsichtig meine Augen und sah nichts. Ich war in dieser Schwärze. Sie hatte mich in sich aufgenommen. Und ich wusste es. Ich wusste es mit Sicherheit. Ich war tot.
Hier nun auch Kapitel 16 in der überarbeiteten Fassung :) Hoffe sie gefällt euch!
Wie fandet ihr das Kapitel? Ist mir die Spannung gelungen? Ich hoffe es doch :D
Ja ähm heute habe ich gar nicht so viel zu sagen :D Außer nochmal Danke :D
Ja vergesst das Feedback und Voten nicht meine Schlümpfe :)
Tja das wars schon ;)
Eure Swana Lena
P.S. Widmung geht an Blacklady0611 :)
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A night in Mystic Falls ( The Vampire Diaries FF)
FanfictionAls Lola eines Nachts auf einem ihr fremden Friedhof aufwacht, versteht sie überhaupt nichts mehr. Schnell wird ihr bewusst, dass sie sich in einer fremden Stadt befindet, die es eigentlich nur in der Lieblingsserie ihrer besten Freundin geben dürft...