Kapitel 17

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Die Schwärze war inzwischen gewichen und hatte einer strahlenden Helligkeit Platz gemacht. Ich blinzelte, um mich an das Licht zu gewöhnen und sah mich um. Ich konnte um mich herum trotzdem nichts entdecken. Es hatte sich also nichts verändert außer, dass es hell geworden war. Doch seltsamerweise machte mir das überhaupt keine Angst. Nein, sogar im Gegenteil. Ich fühlte mich hier wohl. Ich spürte eine Art Erlösung.

Vorsichtig stand ich auf. Und wieder bemerkte ich, dass ich mich großartig fühlte. Leicht. Befreit. Ich hatte keine Schmerzen und auch sonst fühlte ich mich einfach wunderbar. Irgendwie frei. Befreit von meinem Lasten, von meinem Leben. Frei von einfach allem.

Da kam eine Gestalt auf mich zu. Es war eine alte Frau und bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es meine Großmutter war. Meine Großmutter, die vor einigen Jahren gestorben war. Wo war ich? War ich im Himmel? Gab es den Himmel also doch? Ich hatte nie daran geglaubt, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich mich getäuscht hatte.

Ich lief auf sie zu und schloss sie fest in die Arme. Zu meiner Überraschung klappte dies sogar und ich konnte ihre Berührungen spüren. Ich konnte sogar die leichte Note ihres Parfums riechen. Ich fühlte mich sofort in meine Kindheit versetzt. Sofort fühlte ich mich geborgen, angekommen.

„Grandma, wo bin ich?" fragte ich sie sofort.

Sie lächelte mich warm an. So warm wie eh und je. Ihr Lächeln erinnerte mich abermals an meine Kindheit. Ich hatte viel Zeit mit meiner Großmutter verbracht. Und mit ihr verband ich ausschließlich schöne Erinnerungen. Wir hatten im Winter Plätzchen zusammen gebacken, im Sommer waren wir am See gewesen und hatten gebadet. Sie war mit mir und Benji in den Zoo gegangen, hatte sich mit uns Märchen ausgedacht. Sie war immer für mich und meinen kleinen Bruder da gewesen.

„Lola Kind, begleite mich ein Stück", antwortete sie mir mit ihrer herzlichen Stimme und nahm meine Hand.

Ich nickte und ging also an ihrer Seite hinein in das Nichts. Doch schon bald löste es sich auf und wir gingen auf einer grünen, saftigen Wiese weiter. Überall sah es nach Sommer aus. Es roch sogar nach Sommer. Bunte Blumen wuchsen aus dem Boden und weiter entfernt sah ich eine Reihe Bäume, die angenehmen Schatten spendeten. Begeistert sah ich mich um. So musste das Paradies aussehen. Wenn es das Paradies denn gab. Im Moment allerdings fühlte ich mich, als wäre ich genau dort.

Und eigenartigerweise freute ich mich plötzlich darüber, dass ich gestorben war. Ich hatte die Gedanken darüber, dass ich meine Familie nicht mehr wieder sehen würde, überwunden und fühlte mich hier schon zu Hause. Es war einfach nicht mehr schlimm, dass ich schon so früh die Erde hatte verlassen müssen.

„Du bist im Land der Traumwandler", fing meine Großmutter an.

Überrascht blieb ich stehen. Im Land der Traumwandler? Was sollte das sein? War das eine andere Bezeichnung für den Himmel? Ich hatte noch nie davon gehört. In keiner Geschichte oder keinem Buch hatte ich je davon gelesen.

„Im was?" fragte ich noch einmal nach und sah sie neugierig an.

„Im Land der Traumwandler", sagte meine Großmutter erneut und blieb ebenfalls stehen.

Ich dachte nach. Was sollte das denn sein? Ich konnte das alles nicht verstehen. Traumwandler? Was waren denn Traumwandler? Und hatte das alles etwas damit zu tun, dass ich auf mysteriöse Weise im Traum nach Mystic Falls gekommen war?

„Was ist das? Und warum bin ich hier? Was hat das alles zu bedeuten?" drängte ich meine Großmutter weiter zu reden.

„Es gibt nur wenige Menschen, die des Traumwandelns mächtig sind. Und sie werden immer weniger. Man braucht dafür eine Menge Phantasie und wird danach auserwählt. Du bist ein solcher Mensch. Du bist eine Traumwandlerin. So wie ich einst eine gewesen bin."

A night in Mystic Falls ( The Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt