Kapitel 14

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Während ich noch immer fieberhaft über die ganzen Zusammenhänge nachdachte, hatte Jeremy inzwischen aufgelegt. Es war nun also vollkommen still um uns herum. Man hätte wohl eine Stecknadel fallen hören können, wenn jemand eine fallen gelassen hätte. Es war fast, als wäre die Zeit stehen geblieben, als wären wir in so einer eigenen Zeitblase oder etwas ähnlichem. Da räusperte sich Jeremy.

„Lola?" fragte er behutsam nach.

Ich wandte mich ihm zu und sah ihn nur mit ausdruckslosem Gesicht an. Meine Gedanken rasten noch immer. Er blickte stur zurück, versuchte mich mit seinem Blick zu durchdringen. Doch ich hatte mein Pokerface aufgesetzt und wollte es auch nicht mehr fallen lassen. Es ging ihn nichts an, wie es mir gerade ging und was das alles mit mir machte. Auch wenn ich am liebsten auf der Stelle schreiend weggerannt wäre.

„Caroline will, dass wir beide zum Anwesen der Salvatores kommen."

Ich sah ihn nur weiterhin ausdruckslos an und zuckte mit den Schultern. Er kam zu mir und legte die Hand auf meinen Arm. Unwillkürlich zuckte ich leicht zusammen. Er jedoch ignorierte es und führte mich wieder in den Mystic Grill. Dort unterhielt er sich kurz mit seinem Kollegen, bevor er seine Jacke und eine Tasche holte. Als er alles beisammen hatte, machten wir uns auf den Weg. Zu Fuß verstand sich.

„Lola, was hast du eigentlich auf dem Friedhof gemacht?" platzte es plötzlich nach ewigem Schweigen aus ihm heraus.

Ich starrte ihn an. Wie kam er jetzt so plötzlich darauf? Ich schüttelte meinen Kopf. Ich war einfach zu durcheinander. Das alles ergab überhaupt keinen Sinn. Ich konnte den Zusammenhang einfach nirgends entdecken. Vor allem was sollte ich Jeremy sagen. Ich wusste doch selbst nicht, warum ich dort gewesen war. Oder wie ich dort hingekommen war. Oder sollte ich ihm etwa die Wahrheit erzählen?

Stumm starrte ich also auf meine Füße und versuchte mit dieser Taktik weiter zu kommen. Wir liefen wieder schweigend nebeneinander her. Und ich konnte diese unausgesprochene Spannung zwischen uns spüren. Es war, als wären wir zwei Strommasten zwischen denen unablässig Strom floss. Immer wechselseitig. Positiv. Negativ. Positiv. Negativ. Es wurde immer unerträglicher. Bis ich es nicht mehr aushalten konnte.

„Jeremy, ich kann es dir auch nicht sagen. Ich weiß es einfach nicht", sagte ich schließlich, was ich schon die ganze Zeit über gedacht hatte. Überrascht blieb Jeremy stehen und starrte mich an.

„Wie, du weißt es nicht?" fragte er perplex.

Ich schüttelte resigniert den Kopf. Wie sollte ich ihm das alles erklären? Wie sollte ich ihm klarmachen, dass ich selbst keine Ahnung davon hatte? Dass ich nicht freiwillig nach Mystic Falls gekommen war. Vor allem, da Mystic Falls noch nicht einmal eine reale Stadt war. Zumindest nicht nach allem, was ich wusste.

Inzwischen waren wir vor dem besagten Anwesen angekommen. Ich sah mich staunend um. Das war wirklich ein riesiges Anwesen. Und dieses Haus. Haus? Villa traf es eher. Und sie sah richtig alt aus. Alt und edel. Ich fühlte mich irgendwie an den Anfang des 20. Jahrhunderts versetzt. Alles war noch so wie damals, als das Haus erbaut wurde. Zumindest stellte ich mir es so vor, dass es damals so erbaut wurde.

„Lola, komm wir müssen rein. Die anderen warten bestimmt schon ungeduldig", wies Jeremy mich an, ohne weiter darauf einzugehen, dass ich seine Frage nicht beantwortet hatte.

Schweren Herzens riss ich mich von dem beeindruckenden Anblick des Hauses los und folgte Jeremy nach drinnen. Dort kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Alles war so groß. So alt und doch so schön. Der alte Holzboden knarzte leicht, als wir darüber gingen. Durch die halb geöffneten Vorhänge fielen noch die letzten Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne und ließen die Staubpartikel in der Luft tanzen. In diesem Haus gefiel es mir irgendwie, auch wenn es eine leicht unheimliche Atmosphäre vermittelte.

A night in Mystic Falls ( The Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt