Ich war mal wieder viel zu spät dran. So ein Mist aber auch! Wenn Benji nur nicht wieder so viel rum gequengelt hätte heute Morgen. Unser kleiner Rabauke, mein kleiner Bruder wollte mal wieder nicht in die Schule gehen. Die Jungs aus seiner Klasse zogen ihn regelmäßig wegen seiner Körpergröße auf und er schaffte es noch immer nicht sich dagegen zu wehren. Deswegen war es oft meine Aufgabe ihn in die Schule zu bringen, da er sich dadurch zumindest morgens ein wenig sicherer fühlte. Die Jungs ließen ihn zumindest wenn ich dabei war in Ruhe.
Ich sprintete also noch die Treppe rauf und wollte die letzten Stufen auf einmal nehmen, doch zack, da lag ich der Länge nach auf dem Boden. Auch das noch. Meine Schultasche hatte ich im Affekt natürlich losgelassen. Das war mal wieder typisch für mich. Glücklicherweise hatte sich meine Tasche wenigstens nicht geöffnet. Sie rutschte unserem Geschichtslehrer Mr. Jack direkt vor die Füße, was aber auch nicht viel besser war. Man hätte meinen können, dass ich nun erleichtert war, da ich nicht zu spät in den Klassenraum kommen würde, aber genau das Gegenteil war der Fall.
"Na, Miss Sunset, sind wir mal wieder zu spät?" sagte er mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht, während ich knallrot anlief.
Er liebte es mich erst zu Piesacken und dann anschließend auszulachen. Am liebsten gemeinsam mit meiner Klasse, die das natürlich zu gern tat. Nicht, dass sie mich nicht mochten, aber über Mitschüler zu lachen, findet wohl jeder irgendwie witzig. Ich bot aber auch immer brillante Vorlagen dafür.
Ich rappelte mich auf, hob schnell meine Tasche auf und verschwand in meinem Klassenzimmer. Dabei versuchte ich das Gelächter meines Geschichtslehrers zu ignorieren, der mir natürlich folgte, schließlich hatte ich jetzt bei ihm Unterricht. Ich ging zu meinem Platz zwischen meiner besten Freunden Valerie und Joel. Beide lächelten mich mitleidig an, während ich ihnen ein leises "Morgen" zu murmelte.
Dann fing zu meinem Leidwesen auch schon die Stunde an. Ich wollte gerade Joel noch etwas zuflüstern, da legte er den Finger auf seinen Mund: "Pscht!"
Er hielt gar nichts davon im Unterricht zu quatschen. Das bekamen Valerie und ich regelmäßig zu spüren. Er wies uns nämlich ständig darauf hin, dass wir doch endlich leise sein sollten. Er war jetzt kein typischer Streber, aber seine Noten und seine Zukunft waren ihm wichtig. Wichtiger als Val und mir. Er ermahnte uns immer wieder, wie wichtig das doch war und wir endlich mal etwas dafür tun sollten. Also sah ich nach vorne. Der zweite Weltkrieg. Schon wieder. Irgendwann musste das Thema doch mal durch sein. Wir hatten inzwischen verstanden, dass Faschismus nicht gut war und die deutschen den Krieg verloren hatten. Und dass England auch ordentlich zerbombt war. Aber irgendwann wurde das Thema auch langweilig. Vor allem in der Schule.
Deshalb hörte ich Mr. Jack nur halbherzig zu. Gleichzeitig zog ich die halbfertige Zeichnung von Joels Freundin raus. Ich hatte ihm versprochen ein Portrait von seiner Freundin Steff zu zeichnen. Sie hatte in drei Tagen Geburtstag. Er wollte die Zeichnung dann noch schön einrahmen, zusammen mit dem Foto, welches mir als Vorlage diente. Ich fand die Geste süß, weshalb ich ihm nur zu gerne half.
Joel hatte eine echt total hübsche Freundin. Manchmal fragte ich mich ja, wie er es geschafft hatte, so ein Mädchen für sich zu gewinnen. Denn eigentlich dachte man doch immer, so wunderhübsche Mädchen waren total oberflächlich. Und Joel war jetzt nicht unbedingt ein Traumtyp. Schwarze, dauerstrubbelige Haare, Nerdbrille und ein bisschen zu viele Kilos auf den Rippen. Man könnte sagen, er war ein kleines bisschen pummelig. Nur seine eisblauen Augen, die waren der Wahnsinn! Und Joel hatte einfach Charakter. Wahrscheinlich war es schlussendlich auch das, was Steff überzeugt hatte. Wäre er nicht mein bester Freund schon seit ich denken konnte, wäre ich seinem Charme wohl auch verfallen. Wobei ich auch schnell hatte feststellen müssen, dass Steff alles andere, als oberflächlich war.
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A night in Mystic Falls ( The Vampire Diaries FF)
FanfictionAls Lola eines Nachts auf einem ihr fremden Friedhof aufwacht, versteht sie überhaupt nichts mehr. Schnell wird ihr bewusst, dass sie sich in einer fremden Stadt befindet, die es eigentlich nur in der Lieblingsserie ihrer besten Freundin geben dürft...