Kapitel 23

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Er ließ mir keine Zeit mich zu erklären. Er ging einfach aus dem Raum und ließ mich stehen, wie bestellt und nicht abgeholt. Und ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Wusste nicht, ob ich ihm hinterher gehen sollte oder ihn einfach in Ruhe lassen sollte. Ich war so verwirrt. Klar, ich durfte das alles nicht, doch es war das erste Mal, dass ich solch starke Gefühle für jemanden empfand. Und dann sollte ich mir das wirklich einfach verbieten lassen? Es würde doch sowieso keiner mitbekommen. Und vielleicht sollte ich diese Erfahrung einfach mitnehmen. Und es genießen so lange, wie es möglich sein würde. Man sagte doch schließlich auch, dass die erste Liebe immer die intensivste war. Wollte ich diese Intensivität wirklich missen?

Doch dann erinnerte ich mich wieder, was Grandma zu mir gesagt hatte. Sie hatte es mir strikt verboten. Sie hatte mir eingebläut, dass es Konsequenzen haben würde, wenn ich mich nicht an die Regeln halten würde. Laut ihr, konnten diese Konsequenzen wirklich schlimm sein. Und das zu riskieren wäre doch wirklich töricht.

Ich kämpfte mit mir. Ich wollte es doch so gerne. Mein Herz wollte es. Mein Herz wollte Matt. Nur mein Verstand stand mir mal wieder im Weg. So wie eigentlich schon fast immer. Ich war einfach schon immer eher ein rationaler Mensch gewesen. Alles musste für mich schon immer logisch sein. Sogar Dad hatte mir immer erzählt, dass ich schon als kleines Kind für alles eine Erklärung hatte haben wollen. Ich hatte dann immer so lange nachgefragt, bis es für mich einen Sinn ergab und dann war ich zufrieden gewesen. Und heute war ich nicht anders. Es musste alles für mich einen Sinn ergeben.

„Doch dieses Verbot ergibt keinen Sinn", meldete sich eine kritische Stimme in mir zu Wort.

Ich versuchte zu widersprechen. Es ergab Sinn. Ich durfte es nicht, weil ich mich auf meine Aufgabe konzentrieren sollte.

„Und wer sagt, dass die Verbindung zu Matt dabei nicht helfen würde?" entkräftete die kritische Stimme mein Argument sofort.

Ich dachte nach. Das stimmte sogar. Matt würde mir auf jeden Fall helfen können. Doch dies war ja nicht der einzige Grund, warum ich es nicht durfte. Ich durfte es auch nicht, weil ich bald wieder weg sein würde. Weil ich nicht aus seiner Welt kam.

„Na und? Deswegen kannst du doch trotzdem die gemeinsame Zeit jetzt genießen", entkräftete die kritische Stimme auch dieses Argument.

Genau das, was ich vorher gedacht hatte. Und plötzlich musste ich an meine besten Freunde denken. An Val, die ich jetzt hundertprozentig angerufen hätte. Sie hätte mir zur Seite gestanden. Hätte mir auf jeden Fall einen Rat gegeben. Und an Joel und Steff. Wie glücklich die beiden immer waren. Wie perfekt sich die beiden ergänzten. Und daran, dass ich sie immer darum beneidet hatte.

Und jetzt? Jetzt hatte ich die Gelegenheit genau dies auch zu bekommen und was tat ich? Ich vermasselte es mal wieder auf gesamter Linie. Und das nur wegen dem blöden Verbot meiner Grandma. Und wegen meiner Vernunft. Wegen meinem Verstand. Vielleicht sollte ich wirklich nur ein einziges Mal auf mein Herz hören und einfach das machen, was mich glücklich machen könnte. Denn es würde mich glücklich machen, dessen war ich mir fast sicher.

Ich seufzte. Warum musste das alles so schwer sein? Und warum musste ausgerechnet ich in diese Situation geraten. Doch auf diese Frage würde ich wohl nie eine Antwort finden. Zumindest nie eine logische Antwort. Denn ich war mehr oder weniger zufällig ausgewählt worden, eine Traumwandlerin zu sein. Dahinter stand kein Muster oder sonst etwas, dass nach sinnvollen Kriterien klang. Ich war einfach ausgewählt worden und musste damit nun leben. Ob ich wollte oder nicht, spielte keine Rolle.

Mechanisch ließ ich mich also von meinen Füßen leiten. Sie bewegten sich praktisch ohne mein zutun. Sie gehorchten einfach meinem Herz. Denn nun traf doch mein Herz die Entscheidung. Diesmal hatte es den Kampf gewonnen. Nur dieses eine Mal hatte es die Oberhand.

A night in Mystic Falls ( The Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt