Sonderkapitel 3 aus Matts Sicht

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Ich stand vor der Tür der Kapelle und wartete. Ich wartete auf die Trauergäste, falls überhaupt jemand kommen würde. Wartete darauf, dass Lolas Beerdigung beginnen würde. Ich trug den neuen schwarzen Anzug, den Caroline mir extra für die Beerdigung besorgt hatte. In der Hand hielt ich eine weiße Rose. Während ich sie betrachtete wünschte ich mir, dass das hier nie hätte passieren müssen. Das ich nicht noch einmal hier stehen müsste, um einen geliebten Menschen zu Grabe zu tragen.

Da kam Caroline mit Bonnie und Jeremy. Alle drei waren sie ebenso wie ich schwarz angezogen. Schwarz, die Farbe der Trauer. Wie es eben auf einer Beerdigung üblich war. Ich spürte wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete und versuchte erfolglos ihn herunter zu schlucken.

Waren sie wirklich die einzigen, die der Beerdigung beiwohnen würden? Ich sah Caroline fragend an und sie schüttelte bedauernd den Kopf. Wir würden also wirklich nur zu viert sein. Ich war enttäuscht. Ich hatte fest damit gerechnet, dass zumindest Elena auch kommen würde. Dass sie damit wieder gut machen würde, was passiert war. Doch es war offensichtlich ein Fehler gewesen, dies zu denken. Es versetzte meinem törichten Herz einen Stich. Ich hätte es eigentlich wissen müssen. Was mein Verstand schon lange verstanden hatte, wollte mein Herz einfach nicht akzeptieren. Ich hatte Elena verloren. Verloren an Damon.

Ich dachte daran, dass Lola auch Familie gehabt haben musste. Ich fragte mich wo, ihre Eltern waren. Ob sie bereits wussten, dass ihre Tochter gestorben war? Hatte sie Geschwister gehabt? Und was war mit ihren Freunden? Schmerzlich wurde mir bewusst, wie wenig ich doch über sie gewusst hatte. Wie viel es noch über sie zu erfahren gegeben hätte. So vieles, was ich nun nicht mehr herausfinden konnte.

„Hast du nach ihrer Familie gesucht?" fragte ich Caroline.

Sie nickte.

„Es war nichts über sie zu finden. Rein gar nichts, Matt. Es ist als hätte es Lola nie gegeben. Nirgends gibt es auch nur einen Eintrag über Lola. Ich habe alles versucht, etwas herauszufinden. Entweder sie hat uns angelogen oder ich weiß auch nicht..."

Sie brach ab und ich seufzte, während die anderen drei mich nacheinander umarmten. Caroline flüsterte mir noch eine Entschuldigung ins Ohr. Ich nickte betreten. Doch irgendwie konnte ich diese Information noch überhaupt nicht realisieren. Es kam mir unwirklich vor, wie aus einer anderen Sphäre. Ich sah zu Jeremys hinüber und konnte in seinem Gesicht fast das gleiche Maß an Trauer entdecken, das ich selbst verspürte. Wenigstens einer, der nachvollziehen konnte, wie es mir ging. Zumindest ansatzweise.

Auch er hatte eine weiße Rose in der Hand, welche er aufgewühlt in Fingern hin und her drehte. Bonnie nahm tröstlich seine Hand. Er lächelte sie schwach an. Wenigstens hatte er jemand an seiner Seite, die mit ihm seine Trauer teilte. Ich hingegen fühlte mich unfassbar allein. Allein gelassen, auch wenn Caroline sich viel um mich gekümmert hatte. Aber irgendwie war das nicht das Gleiche. So gingen wir vier langsam in die Kapelle hinein. Der Pfarrer erwartete uns schon. Überall war die Kapelle dezent mit Blumen dekoriert. Mit weißen Blumen. Weißen Lilien. Ihr Duft erfüllte den ganzen Raum. Ich war wirklich beeindruckt und berührt. Das hatte Caroline mal wieder gut hinbekommen. Wenn es darum ging, etwas zu organisieren, war sie einfach die perfekte Ansprechpartnerin.

Wir setzen uns in die vorderste Bank und der Pfarrer begann zu reden, nachdem er uns einmal freundlich zugenickt hatte. Er redete vom Leben und vom Tod. Doch mit jedem Wort, das er sprach, entfernte ich mich weiter von ihm, von der Kapelle. Ich verlor mich in meinen Erinnerungen. Ich meinte, wie sollte denn der Pfarrer etwas über Lola wissen. Über Vicky, über Alaric? Er hatte sie alle nicht gekannt. Wie wollte er mir denn meinen Schmerz erleichtern? Woher nahm er sich das Recht über sie reden zu wollen? Tat er das überhaupt? Oder sprach er nur darüber im Allgemeinen? Das machte es doch schließlich auch nicht besser. Ich hätte mir gewünscht, dass vielleicht Lolas Eltern oder Geschwister hier wären. Dass sie von Lola erzählt hätten, wie sie gewesen war. Aber niemand war hier, niemand der Lola wirklich gekannt hatte.

A night in Mystic Falls ( The Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt