Kapitel 22

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„Wer bist du?" hörte ich mich fragen, als ich im Wohnzimmer angekommen war.

Was tat ich hier? Wollte ich sie auch noch provozieren? Suchte ich denn jetzt plötzlich die Gefahr? Warum konnte ich mich nicht einfach damit zufrieden geben, dass sie mich in Ruhe lies? Ich musste vollkommen den Verstand verloren haben, dass ich das hier gerade wirklich tat.

Rebekah, die inzwischen auf dem Sofa saß, drehte sich zu mir und schenkte mir einen kalten, desinteressierten Blick, welcher mir wirklich Gänsehaut am ganzen Körper bereitete. Diese Frau wollte ich definitiv nicht als Feind haben. Sie kam mir wie jemand vor, mit dem es schon nicht leicht war, befreundet zu sein, aber als Feind von ihr, hatte man wahrscheinlich verloren.

„Wer gibt dir das Recht, mich das zu fragen?" sagte sie wie beiläufig, als wäre ich es überhaupt nicht wert, dass sie mir antwortete.

Und genau so fühlte ich mich in diesem Moment. Wertlos. Wie ein Stück Papier oder so etwas Ähnliches. Etwas, dass man überall herbekommen konnte und jederzeit ersetzen konnte. Einfach wertlos.

„Sie ist eine Freundin von mir. Das gibt ihr das Recht", sagte Matt hinter mir.

Ich hatte ihn überhaupt nicht kommen hören. Ich drehte mich zu ihm und lächelte ihn dankbar an. Er lächelte zurück, was mein Herz höher schlagen lies. Er gab mir genau das gegenteilige Gefühl. Er gab mir das Gefühl etwas Besonderes zu sein. Einzigartig, unbezahlbar und kostbar. Er vermittelte mir, dass ich das Wertvollste in diesem ganzen Universum war. Am liebsten wäre ich sofort zu ihm gegangen und hätte mich in seine Arme geworfen. Doch da ich die Beziehung der beiden noch immer nicht eindeutig identifiziert hatte, unterdrückte ich dieses Bedürfnis. Ich wollte Rebekah nicht noch mehr gegen mich aufhetzen.

Sie jedoch stand auf. Blickte mich noch immer kalt an. Und ihre Kälte und das Gefühl, welches sie mir übermittelte, prallten gegen das Gefühl und die Wärme von Matt. Es war als würde heiß und kalt aufeinanderprallen. Als würde Eis auf Feuer treffen. Und ich genau dazwischen. Das war ein wirklich unangenehmes Gefühl.

„Ich glaube, ich sollte nun wirklich besser gehen. Bevor sie doch noch als mein Snack endet", sagte sie überheblich mit einem Seitenblick auf mich.

Sofort schoss wieder Adrenalin durch meine Adern. Mein Fluchtinstinkt wurde sofort wieder erweckt. Und ich wich wieder einige Schritte zurück, bis Matt meine Hand berührte. Ein Teil von mir beruhigte sich schnell wieder. Er glaubte an die Sicherheit, die von Matt ausging. Doch der andere Teil erinnerte sich daran, wie Rebekah Matt samt der Tür einfach zur Seite geschoben hatte. Dieser Teil wusste auch, dass Matt im Fall eines Kampfes keine Chance gegen Rebekah haben würde.

„Du verrätst sie doch nicht, oder?" fragte Matt mit bittendem Unterton.

Sie legte den Kopf etwas schief. Sah zu mir und dann zu Matt. Ihn sah sie an, während sie sich mit ihrer Antwort Zeit ließ. Ich war mir schon sicher, dass sie sagen würde, dass ich ihr egal sei und sie es auf jeden Fall erzählen würde. Doch sie überraschte mich, indem sie nach einiger Zeit, in der sie Matt angesehen hatte, den Kopf schüttelte. Ich sah, wie Matt ein Stein vom Herzen fiel. Es war fast, als hätte man es schon hören können. Er war noch viel erleichterter, als ich selbst. Ich war ihm so wichtig, dass er sich solche Sorgen machte? Das berührte mich und brachte mein Flämmchen wieder zum Brennen. Und dieses Flämmchen versuchte mich davon zu überzeugen, dass Rebekah nicht Matts Freundin war. Doch es schaffte es einfach nicht vollkommen. Es schaffte es nicht, alle Zweifel vollständig auszuräumen. Diese Zweifel würden wohl bleiben, bis Matt sie aus der Welt schaffte. Wenn er es denn überhaupt je tun würde.

„Aber ich mache es nicht für sie. Ich mache es für dich. Weil du mir wichtig bist, Matt", sagte Rebekah im Gehen.

Sie ging, jedoch nicht ohne vorher Matt einen Kuss auf die Wange zu hauchen. Das machte mich wütend. Es war mir egal, dass sie es für ihn tat. Das war mir sowieso von Anfang an klar gewesen. Sie machte sich nichts aus mir. Warum sollte sie auch? Sie kannte mich überhaupt nicht. Aber warum küsste sie ihn? Auch wenn es nur auf die Wange war, es störte mich einfach. Ich wollte nicht, dass sie, die perfekte Frau, Matt küsste. Ich wollte die einzige Frau sein, der er dies erlaubte.

A night in Mystic Falls ( The Vampire Diaries FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt