Ich starrte unentwegt aus dem Fenster. Stundenlang saß ich nun schon hier. Seit dem Tod von Lola waren nun zwei Tage vergangen. Zwei Tage voller Schmerz, Taubheit und Trauer. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Ich hatte sie tatsächlich verloren. Für immer verloren. Ich würde nie herausfinden können, was aus uns hätte werden können.
Wenigstens hatte ich ihre Leiche retten können. Vor Damon retten können. Er hatte sie irgendwo verscharren wollen. Doch das hatte ich nicht zulassen können. Ich wollte, dass sie anständig begraben wurde. Dass es eine Beerdigung geben würde.
Seit zwei Tagen wartete Lola jetzt im Bestattungsinstitut darauf, dass sich jemand um ihre Beerdigung kümmern würde. Doch bis jetzt hatte ich noch keine Kraft dazu gefunden und außer mir würde es ja keiner machen. Allerdings schaffte ich es kaum morgens aus dem Bett zu steigen und mich abends wieder hinein zu legen. Ich war irgendwie wie scheintot. Zumindest fühlte ich mich so. Ich wusste einfach nicht, wie ich so einfach weiter machen sollte. Wie konnte ich denn jedes Mal einfach so weiter machen, wenn mir ein geliebter Mensch genommen wurde.
Es war mir einfach unbegreiflich, wieso ich noch immer leben durfte. Wieso ich immer wieder überlebte, während um mich herum die Menschen starben, als wären sie nur irgendwelche Spielfiguren. Vielleicht waren wir das ja wirklich. Spielfiguren in einem Spiel. Ein Spiel, das von irgendwem bestimmt wurde. Und derjenige saß irgendwo, beobachtete uns und lachte sich jedes Mal kaputt, wenn wieder einer von uns in seiner Trauer ertrank. So wie es bei mir gerade der Fall war.
Als auf einmal die Tür geöffnet wurde, machte ich mir nicht einmal mehr die Mühe, mich umzudrehen. Es war mir egal, wer da kam. Es war mir egal, ob derjenige mich verletzen würde. Selbst wenn derjenige mich töten wöllte, hätte er jede Chance dazu. Ich würde mich nicht wehren. Ich würde den Tod mit offenen Armen entgegen nehmen. Das, was ich gerade führte, konnte man auch wahrlich nicht Leben nennen. Ich vegetierte nur noch vor mich hin und starrte aus dem Fenster. Ich aß nicht mehr, trank kaum noch. Alles war mir egal.
„Matt, wie lange willst du noch hier sitzen?" fragte mich Caroline.
Doch nicht der Tod. Außer der Tod versteckte sich jetzt hinter der hübschen, blonden Caroline. Das drängte mich weiter auf meinem Gedankenweg. Auf meinem Gedankenweg, der sich nur noch um den Tod drehte. Wie sah er aus, der Tod? Meldete er sich an? Konnte man ihn erkennen oder war er vielleicht sogar verkleidet? Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Doch es gelang mir nicht. Immer wieder umkreisten mich meine Gedanken, wie eine lästige Fliege, die man einfach nicht verscheuchen konnte. Auch wenn ich es inzwischen satt hatte, mir immer weiter Gedanken über den Tod zu machen.
Seufzend drehte ich mich schließlich doch zu Caroline. Vielleicht konnte sie mir ja helfen, mich aus meinem Gedankensumpf zu ziehen. Ich sah sie an. Ich sah die Besorgnis in ihrem Gesicht. Das Mitgefühl. Welch eine Ironie. Eigentlich sollte Elena hier stehen und nicht Caroline. Schließlich war das Ganze auch ihre Schuld. Hätte sie sich nie auf Damon eingelassen, dann wäre das alles nie passiert. Sie hätte es verhindern müssen. Genauso, wie ich es hätte verhindern müssen.
Erinnerungen blitzten in mir hoch. Erinnerungen an die Zeit, in der es in Mystic Falls noch keine Vampire gegeben hatte. An meine beste Freundin Elena, die irgendwie jeder mochte. Und an Caroline, die Schulzicke, die keiner von uns hatte ausstehen können. Die oberflächliche Caroline, die sich um nichts anderes scherte, als ihr Aussehen und ihren Beliebtheitsgrad. So war sie tatsächlich gewesen. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich jemals mit Caroline befreundet wäre.
Und jetzt? Jetzt war es Caroline, die sich um jeden sorgte. Die sich um jeden kümmerte. Selbst um Klaus. Um Klaus, den alle hassten. Inzwischen standen für Caroline ihre Freunde an oberster Stelle. Sie hatte sich so sehr verändert. Genauso wie sich Elena verändert hatte. Doch nicht so positiv wir Caroline. Elena war zu einem Monster geworden, zu einem gefühlskalten Monster. Sie interessierte sich nur noch für sich selbst und für Damon.
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A night in Mystic Falls ( The Vampire Diaries FF)
FanfictionAls Lola eines Nachts auf einem ihr fremden Friedhof aufwacht, versteht sie überhaupt nichts mehr. Schnell wird ihr bewusst, dass sie sich in einer fremden Stadt befindet, die es eigentlich nur in der Lieblingsserie ihrer besten Freundin geben dürft...