Der Weihnachtsball

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Und dann war er auch schon da, der große Tag des Weihnachtsballes. Ich konnte die halbe Nacht davor nicht schlafen, weil ich so nervös war. Ich weiß, eigentlich hatte ich nicht wirklich einen Grund dazu, aber trotzdem. Da war dieses komische Gefühl in meiner Magengegend. Irgendwie sagte mir diese Übelkeit eine böse Vorahnung voraus, aber was sollte das denn sein? Ach, auch egal, ich bilde mir mit Sicherheit nur wieder irgendetwas ein, so wie die Sache, dass Malfoy mich mag.
Vorher aber mussten wir alle noch die Schule über uns ergehen lassen. Das hieß für mich Kräuterkunde, Zauberkunst und Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Da der Unterricht heute eine halbe Stunde früher endete, hieß das für mich, eine halbe Stunde weniger mit Snape und Malfoy in einem kleinen Raum verbringen zu müssen. Jaah! Na ja, das war die gute Nachricht, aber die schlechte war, dass, trotz dieser kurzen Stunde, es Snape nicht davon abhielt, einen Überraschungstest über das letzte Trimester zu schreiben. Es ging um ungesagte Zauber und um Flüche. Na, das war doch mal ein super Weihnachtsgeschenk von der ollen Fledermaus. Idiot!!! Ich könnte ihn erwürgen. Na, zum Glück hatte ich mir, da ich jetzt wieder etwas mehr Zeit zum Lernen hatte, den ganzen Stoff noch einmal durch gelesen und so waren die meisten Fragen eigentlich leicht zu beantworten gewesen. Gut, ein paar knifflige Sachen hatte der Troll schon eingebaut, aber ich rechnete mit mindestens einem "Annehmbar".
"Federn weglegen", sagte Snape vorne am Pult und schon läutete die Schulglocke. Hurra, Ferien! Zwei Wochen ohne Stress, ohne Snape und ohne Malfoy.
Snape schwang seinen Zauberstab und alle Pergamentrollen flogen in seine ausgestreckten Arme.
"Und nun verschwinden Sie endlich." Keinen Feriengruß wie bei den anderen Lehrern, nichts. Vielen Dank, Dir auch Fröhliche Weihnachten, Blutsauger.
Ich packte meine Sachen in meine Tasche und wollte gerade allen anderen zur Tür hinaus folgen, als mich jemand am Arm packte. Ich drehte mich um und sah Malfoy. Snape war in der Zwischenzeit durch die Hintertür des Klassenzimmers verschwunden.
"Katherine, bitte, ich muss mit Dir reden", sagte Malfoy flehend.
"Tut mir leid, Malfoy", und ich betonte es richtig, "ich muss gehen und mich für den Ball fertig machen. Ich habe jetzt keine Zeit, mir irgendwelchen Stuss aus Deinem Mund anzuhören. Wenn Du jetzt also so freundlich wärst und mich loslassen würdest..."
"Seit wann nennst Du mich wieder Malfoy", fragte dieser verwirrt. "Und warum?"
"Das müsstest Du selbst eigentlich am besten wissen. Aber was kann man von einem Slytherin schon erwarten?"
"Katherine, ich weiß, Du bist verletzt, aber bitte, rede nicht so mit mir. Damit tust Du mir weh. Wo ist meine liebe, lustige Katherine hin?"
Ich wäre ihm zwar am liebsten um den Hals gefallen, weil ich mich so zu ihm hingezogen fühlte, aber trotzdem... ich konnte es nicht, weil ich so verletzt war.
"Die Katherine, die Du meinst, Malfoy", zischte ich ihm zu, "die ist in dem Moment aus der Tür gegangen, als Du sie hast ziehen lassen. Und jetzt lass mich los!"
"Katherine, was soll ich denn machen? Ich mache alles, was Du willst, aber bitte, rede wieder so wie früher mit mir."
"Dazu ist es aber zu spät."
"Willst Du mit mir auf den Ball? Ist es das, was Du willst? Aber es geht nicht, Katherine. Verstehe das endlich. Aber wenn Du es unbedingt willst..."
Beinahe hätte ich die Fassung verloren und laut "JAAAH" geschrien, aber dann sah ich in seine Augen. Und sie sagten mir die Antwort.
"Nein, Dr..., Malfoy, das ist nicht das, was ich will. Ich will Dich nicht zwingen, ich will, dass Du freiwillig mit mir gehst und nicht nur, weil ich nicht mehr mit Dir rede und Du jemanden zum Zuhören brauchst. Ich lasse mich nicht mehr von Dir ausnutzen, hast Du verstanden? Und jetzt lass mich gefälligst gehen. Viel Spaß mit Deiner Pansy."
"Aber Katherine, ich... Autsch!"
Nachdem er mich nicht hatte gehen lassen, hatte ich meinen Zauberstab gezogen und einen Brandzauber auf seine Hand los gelassen. Tja, selbst schuld, Malfoy, dachte ich, als ich zur Tür hinausging. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Noch zwei Stunden, dann war Showtime!!!

Im Schlafsaal war ich total neben der Spur, denn ich musste ständig an dieses Gespräch mit Malfoy denken. Was wollte er denn nun wirklich? Wollte er mich oder nicht? Ach, scheiß doch auf diesen Arsch. Ich habe genau die richtige Entscheidung getroffen. Er wollte das tun, was seine Eltern von ihm verlangten (seine Augen hatten es mir verraten), na bitte schön, kannst Du haben. Aber wie Du mir, so ich Dir. Ich war ja schon so gespannt, wie Malfoy schauen würde, wenn ich plötzlich mit David MacBrian auftauchen würde. Schade, dass ich meine Kamera nicht mitgenommen hatte, denn das würde ich zu gern fotografieren. Malfoy, die Augen weit aufgerissen und den Mund staunend geöffnet. Damit würde er total doof aussehen. Ich musste jetzt schon bei dieser Vorstellung grinsen.
Ich sprang schnell unter die Dusche: Beine und Co rasieren, Haare waschen, dann noch schnell ein Peeling machen, mit dem guten Honig-Duschgel einseifen und fertig.
So, da heute ein besonderer Anlass war, hieß es noch, Fingernägel lackieren. So, die Nagelspitzen weiß machen, dann noch ein rot-goldenes Muster auftragen (bloß nicht zittern, bloß nicht zittern) und dann noch einmal mit Klarlack überstreichen. Ha, perfekt! Jetzt trocknen lassen.
Okay, jetzt schminken. Natürlich trug ich, passend zum roten Festumhang mit goldenem Muster, roten und goldenen Lidschatten auf.
Ich sah auf die Uhr. Ich hatte noch eine halbe Stunde, dann würde ich mich mit David in der Eingangshalle treffen. Noch jede Menge Zeit für meine Haare. Schnell trocknen und los ging es. Ich hatte beschlossen, mir eine lockige, halb offene, Hochsteckfrisur zu zaubern. Das ging recht fix und so hatte ich noch Zeit, mir, diesmal per Hand, kleine goldene Strasssteine in die Haare zu stecken. Das sah jetzt wie Sterne aus, die in meinem schwarzen Haar funkelten.
Ich schaute, fertig angezogen, in den Spiegel. Ich sah richtig gut aus, bis auf die Ausnahme, dass ich einen Festumhang trug. Ich mag diese Dinger einfach nicht. Ich fühle mich darin nicht wohl. Aber ansonsten, wow. Malfoy würde Augen machen, wenn wir zusammen gehen würden. Na ja, vielleicht wird er das auch so machen.
"Bist Du fertig", fragte ich Hermine.
Sie trug einen türkisfarbenen Umhang und hatte sich ihre Haare geglättet und sie zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur drapiert. Also, ich habe keine Ahnung, warum Hermine immer sagt, sie könne diesen "Mädchenkram" nicht, ich fand, sie sah klasse aus.
"Ja", war ihre Antwort. "Wollen wir? Ich treffe mich gleich mit McLaggen. Mir ist schon ganz schlecht. Setzen wir uns wenigstens an einen Tisch, dann sterbe ich nicht vor Langeweile!"
"Klar, können wir machen."
Am Weihnachtsball waren immer Vierertische aufgestellt und man hatte eine Speisekarte, aus der man sein Essen auswählen konnte.
Wir gingen die Wendeltreppe hinunter, an dessen Ende uns McLaggen erwartete. Ich mag diesen Kerl einfach nicht. Ich kann es nicht ändern, er sah nicht mal gut aus. Mehr so wie Crabbe und Goyle.
Ich sah mich im Gemeinschaftsraum um, in dem es heute, anstatt einem schwarzen, ein farbenfrohes Gewusel gab. In einer Ecke sah ich Ginny in einem dunkelblauen Festanzug mit Harry (in Grün) stehen. Sie standen bei Ron (in Braun) und Lavender (in Pink). Ron sah Hermine und McLaggen an und kniff wütend die Augen zusammen. Aha, also doch.
"Hermine", rief ich ihr zu. "Ich gehe schon mal nach unten und treffe mich mit..."
"Ja, in Ordnung", war die Antwort.
Also ging ich durch das Porträtloch und in Richtung Eingangshalle. Immer, wenn mir jemand entgegen kam, schaute er mir nach. Auch Mädels. Ich fand ja selbst, dass ich nicht schlecht aussah, aber gleich so gut? Hmmm, wir werden sehen.
Ich gelangte an die große Steintreppe, die in die Eingangshalle führte, die proppenvoll war. Auf der untersten Stufe stand David. Er trug hellblau mit bronzefarbenem Muster. Er sah richtig gut aus, so wie er seine Haare gestylt hatte, das musste ich zugeben.
"Wow, Katie (GRRRR)", meinte David und küsste mich zur Begrüßung auf beide Wangen. "Du siehst richtig gut aus heute. Muss ich etwa eifersüchtig werden? Nein, Spaß, aber wir werden das bestaussehenste Paar auf dem Ball sein."
Würg, was für ein Arschloch. Was hatte ich mir da nur angetan? Na gut, Augen zu und durch. Du bist selbst schuld, Kate. Du musstest Dich ja unbedingt rächen, jetzt musst Du die Folgen auch tragen wie ein Mann. Oder besser, wie eine Frau.
Ich sah Hermine mit Cormac McLaggen die Treppe hinunter kommen und schlug David vor, mit ihnen zusammen in die Große Halle zu gehen. Er war nicht besonders begeistert, aber das war mir egal. Ansonsten würde ich den Abend wahrscheinlich nicht überleben.
Gemeinsam gingen wir in Richtung Große Halle, als die Tür, die zu den Kerkern führte, aufging. Auf einmal sah ich nur noch giftgrün. Ich wusste nicht, was mir da so dermaßen in die Augen stach. Dann konnte ich das Ding endlich richtig fokussieren und sah, dass es sich um Pansy Parkinsons Festumhang handelte. Oh mein Gott, grün, in Ordnung, ich habe nichts gegen diese Farbe, aber gleich so knallig? Das tat ja richtig in den Augen weh. Dann warf ich einen Blick auf Malfoy. Er war ganz schlicht in schwarz gekleidet, aber trotzdem sah er gut aus. Pansy hing an seinem Arm und das gab mir einen richtigen Stich ins Herz. Lass ihn los, Du dumme Kuh, der gehört mir. Nein, nein, nein, sei stark Kate, sei stark. Das wird nichts mit euch und damit ist Schluss.
Da bemerkte ich, dass Malfoy mich anstarrte. Er schaute genauso, wie ich es erwartet hatte. Augen und Mund weit ausgerissen. Und dann schaute er ganz traurig drein. Und wieder gab es mir einen Stich ins Herz. Am liebsten hätte ich mich von David losgerissen, der mich bei der Hand genommen hatte, und wäre auf Malfoy zugestürmt und hätte ihn abgeknutscht. Aber nein, stattdessen blickte ich ihn beinahe arrogant an, nahm Davids Hand etwas fester und ging an seiner Seite in die Große Halle.

Wenn aus Feindschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt